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VDV: ÖPNV-Branche mit Rekordjahr 2016

26.01.17 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) veranstaltete gestern in Berlin seine Jahrespressekonferenz und legte einige Zahlen vor. 2016 war in mehrfacher Hinsicht ein Rekordjahr. Zwar steigen die Fahrgastzahlen seit Jahren, wenn auch nicht wesentlich stärker als das deutsche Gesamtverkehrsaufkommen, aber 2016 besonders: Um 1,8 Prozent stieg das Fahrgastaufkommen im bundesweiten Durchschnitt – das ist die stärkste Steigung seit 2006, als es Effekte durch die Fußball-Weltmeisterschaft hier im Land gab.

Erfahrungsgemäß werden die Zahlen des VDV in den kommenden Monaten durch das Statistische Bundesamt noch nach oben korrigiert, weil die Daten des vierten Quartals so früh im Jahr auf sehr konservativen Schätzungen und Hochrechnungen basieren. Insgesamt gab es nach aktuellen Daten 10,18 Milliarden Fahrgastfahrten. „2016 war ein Rekordjahr für den deutschen ÖPNV, wenn man auf die Fahrgastzahlen schaut. Ein Plus von rund 180 Millionen Fahrgästen in nur einem Jahr zeigt, dass die Nahverkehrsunternehmen bundesweit attraktive, leistungsfähige und verlässliche Angebote zu angemessenen Preisen bieten. Wir sind das Rückgrat einer effizienten und klimaschonenden Mobilität für alle Bürgerinnen und Bürger in diesem Land, vor allem aber in den Ballungsräumen und Großstädten geht ohne einen leistungsstarken Nahverkehr nichts mehr. Deshalb gehen wir davon aus, dass wir unter den entsprechenden Rahmenbedingungen auch in den kommenden Jahren weiter wachsen werden“, so VDV-Präsident Jürgen Fenske.

Da nicht nur mehr zahlende Kunden unterwegs waren, sondern auch die Preise gestiegen sind, haben sich die Markteinnahmen um rund vier Prozent auf 12,24 Milliarden Euro erhöht. Die Fahrpreise im ÖPNV sind im vergangenen Jahr um durchschnittlich 1,5 Prozent gestiegen. Das ist der geringste Preisanstieg der letzten fünf Jahre. Positive Effekte auf die ÖPNV-Fahrpreise hatten die sinkenden bzw. konstanten Kosten für Strom und Dieselkraftstoff. Gleichzeitig stiegen aber Lohn- und Betriebskosten weiter deutlich an.

„Das ist ebenfalls ein sehr positives und ein wirtschaftlich sehr wichtiges Ergebnis, denn die Unternehmen investieren so gut wie jeden Euro aus den Fahrgeldeinnahmen direkt wieder in den Betrieb. Wir benötigen mehr Personal und mehr Fahrzeuge, um die wachsende Nachfrage bewältigen zu können. Außerdem steigen durch die Mehrleistungen die Instandhaltungskosten unserer alternden Fahrzeugflotten und technischen Anlagen überproportional an“, so Fenske.

Problematisch bleibt die Sache aber in ländlichen Regionen. Sinkende Schülerzahlen, demografischer Wandel und eine zunehmende Urbanisierung der Bevölkerung stellen gerade die Busunternehmen in der Fläche vor große Herausforderungen. Der Bus verzeichnete zwar im vergangenen Jahr erstmals seit Langem wieder einen deutlichen Fahrgastzuwachs von 0,7 Prozent, und war mit rund 4,5 Milliarden Fahrgästen das mit Abstand meistgenutzte ÖPNV-Angebot.

Fenske: „Das liegt aber nach wie vor am Zuwachs in den Städten und Ballungsräumen. In ländlichen Regionen geht die Nachfrage dagegen vielfach weiter zurück.“ Dort müsse die Branche gemeinsam mit der Politik schnell geeignete Formen einer öffentlichen Mobilität finden und anbieten, die den veränderten Lebensverhältnissen und Bedürfnisse der Bevölkerung entspräche. Das politische Sorgenkind bleibt allerdings die Finanzierung.

Zwar hat man für die Regionalisierungsgelder in Eisenbahnfragen eine langfristige Lösung, nicht jedoch für die Gemeindeverkehrswege. Nach aktuellen Planungen der Bundesregierung soll das GVFG zwar über 2019 hinaus fortgeführt werden. Allerdings will die Bundesregierung die GVFG-Mittel von jährlich 330 Millionen Euro bis mindestens 2025, also acht weitere Jahre, auf demselben Niveau einfrieren.

„Die Fortführung des GVFG begrüßen wir. Aber die geplante Versteinerung der Mittel für weitere acht Jahre ist vollkommen unverständlich. Denn diese Mittel, die bereits seit 1997 nicht erhöht wurden, sind maßgeblich für den Neu- und Ausbau des städtischen Nahverkehrs. Schon heute ist das GVFG-Bundesprogramm zwanzigfach überzeichnet. Wenn die Mittel nun für weitere acht Jahre eingefroren werden, dann werden wichtige Ausbauprojekte im ÖPNV nicht realisiert. Das ist das Gegenteil einer Verkehrswende“, so Fenske. Ein Sanierungsstau beträgt nach VDV-Berechnungen rund vier Milliarden Euro. Ein Problem, das maßgeblich sein wird für die neue Legislaturperiode ab Herbst.

Siehe auch: Wachsendes Verkehrsaufkommen vorbereiten

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