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Elektronetz Niederrhein mit Abellio vor dem Start

08.12.16 (Europa, NWL, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Am kommenden Sonntag geht das Elektronetz Niederrhein an den Start. Abellio fährt bereits seit August einzelne Leistungen von DB Regio und wird nun endgültig das Zepter des Handelns auf den Linien RE 19, RB 32 und RB 35 übernehmen. „Die erste Fahrt im neuen Netz mit den neuen Zügen ist für Abellio ein Meilenstein. Nach dreijähriger Vorbereitungs- und Mobilisierungsphase können wir uns nun auch am Niederrhein mit unseren hohen Qualitätsansprüchen und dem perfekten Dreiklang aus Komfort, Pünktlichkeit und Sauberkeit für unsere Fahrgäste beweisen“, erklärt Ronald Lünser, Geschäftsführer und Eisenbahnbetriebsleiter der Abellio Rail NRW GmbH.

Martin Husmann, Vorstandssprecher VRR, ergänzt: „Wenn Abellio im Dezember mit den neuen Fahrzeugen die Linien übernimmt, erwartet die Fahrgäste auch eine spürbare Verbesserung des Angebots. Dazu gehören sowohl die neuen und modernen Triebfahrzeuge, von denen wir heute einen positiven Eindruck bekommen haben, aber auch bessere Verbindungen und mehr Kapazitäten auf den Linien des Niederrhein-Netzes.“

Wie bereits bei früheren Betreiberwechseln begleitet der VRR den Prozess zwischen dem alten und dem neuen Betreiber und unterstützt dabei auch einen möglichen Personalwechsel zielgerichtet. Dazu Heinrich Brüggemann, Vorsitzender der Geschäftsleitung von DB Regio NRW: „Im Wettbewerb sind wir Konkurrenten aber auf der Schiene sind wir Partner. Daher ist es unser gemeinsamer Anspruch, für einen reibungslosen Betreiberwechsel im Sinne der Fahrgäste zu sorgen. Das Know-how der Mitarbeiter spielt dabei eine zentrale Rolle. Der nahtlose Übergang von Mitarbeitern vom bisherigen zum neuen Betreiber trägt erheblich dazu bei, dass das Niederrhein-Netz auch künftig hoch in der Gunst der Nahverkehrskunden stehen wird.“

Auf der Linie RB 32 wird Abellio bis zur Fertigstellung der Elektrifizierung der Strecke von Wesel bis Bocholt im Bereich des Nahverkehrs Westfalen-Lippe (NWL) moderne Dieseltriebzüge vom Typ Alstom Coradia LINT einsetzen. „Damit wird das Reisen für mobilitätseingeschränkte Menschen durch einen möglichen Zustieg über eine im Zug mitgeführte Rampe und ein behindertengerecht gestaltetes WC sowie Mehrzweckbereiche mit Stellplätzen für Rollstühle oder auch Kinderwagen bereits vor der geplanten Modernisierung der Stationen verbessert“ erklärt Hermann Paßlick, stellvertretender Verbandsvorsteher des NWL.

Paßlick war bereits 1989 als Verwaltungsmitarbeiter bei der Stadt Borken maßgeblich dafür verantwortlich, dass diese die Förderung eines Dieseltriebzuges vom Typ VT 628 finanziert hat, mit der Auflage, dass die Bundesbahn die Strecke zwischen Wesel und Borken bis mindestens 1999 betreiben müsse. Es kam anders, denn bereits 1994 wurde die Bundesbahn aufgelöst und 1996 mit der Regionalisierung kam die Verantwortung für den Schienenverkehr ohnehin in kommunale Hände.

Die kommunalen Zweckverbände haben jetzt sichergestellt, dass die Strecke nach Bocholt nicht nur dauerhaft erhalten bleibt, sondern nach der Elektrifizierung im Rahmen eines Flügelkonzeptes auch direkt an die Landeshauptstadt Düsseldorf und den dortigen Flughafen angebunden wird – inklusive der Zubringerfunktion für die geplanten Rhein-Ruhr-Express-Linien, die zwischen 2018 und 2020 von Abellio und National Express auf die Schiene gebracht werden.

Bis zur Betriebsaufnahme des Niederrhein-Netzes hat Abellio 84 Arbeitsplätze geschaffen. Einige neue Mitarbeiter kamen von DB Regio, wobei sich ein Großteil der DB-Mitarbeiter entschieden hat, beim bisherigen Arbeitgeber zu verbleiben. Darüber hinaus wurderund 15 Millionen Euro in den Bau eines neuen Bahnbetriebswerks in Duisburg investiert, der Bau wurde vom VRR mit 3,7 Millionen Euro gefördert. Abellio hatte sich bei der Ausschreibung durchgesetzt und im Juni 2013 den Verkehrsvertrag gemeinsam mit dem VRR und der Provinz Gelderland in Emmerich unterzeichnet.

Abellio hat die Fahrzeuge für den Betrieb des Netzes beschafft und dann an den Zweckverband VRR weiter veräußert. Der VRR wird Eigentümer der Fahrzeuge, übernimmt die Finanzierung und verpachtet diese wiederum für die Laufzeit des Verkehrsvertrages an den Betreiber. Die Fahrzeuge werden auch in der folgenden Vertragsperiode in jedem Fall in diesem Netz bleiben, ganz unabhängig von der Frage, ob dort Abellio oder jemand anders fährt. Somit sind mögliche Restwertrisiken effektiv ausgeschlossen, was die Finanzierung erheblich erleichtert.

Siehe auch: Erfolg beim Betreiberwechsel und beim Angebot

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