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Maßnahmenpaket in Baden-Württemberg

03.11.16 (Baden-Württemberg) Autor:Stefan Hennigfeld

Seit Anfang Oktober gilt in Baden-Württemberg ein neuer Verkehrsvertrag zum Übergang zwischen dem Land und DB Regio. Hintergrund ist, dass der alte noch unter der schwarz-gelben Landesregierung geschlossene Verkehrsvertrag, nicht zum Fahrplanwechsel sondern zum 30. September 2016 ausgelaufen ist. Allerdings gibt es seit einigen Wochen auch erhebliche Probleme, sodass die grün-schwarze Landesregierung Druck macht. Wie das Verkehrsministerium und die Deutsche Bahn letzte Woche in Stuttgart mitteilten, wird die DB Regio AG kurzfristig zusätzliche Zugbegleiter und Triebfahrzeugführer als flexible „Springer“ einsetzen, um im Falle von Türstörungen den Technikausfall kompensieren zu können.

Zudem sicherte die DB zu, das Zugbildungskonzept so zu ändern, dass es zu weniger störungsanfälligen Kuppelvorgängen kommt. Während man im vergangenen Jahr noch davon ausging, einmal jährlich ein Gespräch über die Qualität zu führen, ist man nun weitergegangen und bestellt die Vertreter von DB Regio wöchentlich zum Rapport ins Ministerium. Zu diesem Zweck werden Land und DB Regio neben den täglichen Telefonkonferenzen mit der Landesbehörde NV.BW das gemeinsame Qualitätsmonitoring im wöchentlichen Rhythmus fortsetzen bis die Schwierigkeiten abgestellt sind. DB Regio wird dem Land in diesem Rahmen wöchentlich losweise und streckenscharfe Qualitätsberichte zur weiteren Entwicklung liefern.

Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sagte: „Es ist gut, dass die DB Regio sich bemüht, kurzfristig für Abhilfen und Verbesserungen zu sorgen. Wir werden aber genau hinschauen, ob damit die Züge wirklich wieder pünktlicher und verlässlicher fahren. Für regelmäßige Pendler und für Umsteiger auf den SPNV sind Pünktlichkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit unabdingbar. Wir erwarten von der DB, dass sie die Leistungen vollständig erbringt, die wir als Land bestellen und bezahlen.“ Da auch die mangelhafte Information der Fahrgäste am Bahnsteig in den letzten Wochen Gegenstand berechtigter Kritik war, werden in der DB-Transportleitung zusätzliche „Streckenagenten“ im Dreischichtbetrieb eingesetzt.

Sie sollen die zeitnahe Information der Fahrgäste am Bahnhof sicherstellen. Im Rahmen des Gesprächs sagte die DB Regio darüber hinaus zu, auf die Zeitkarteninhaber der am stärksten betroffenen Relationen mit dem Angebot einer unbürokratischen Kompensation zuzugehen. Wie diese konkret ausgestaltet werden soll, ist noch nicht bekannt. Das politische Ziel ist und bleibt aber, dass möglichst wenige Bahnpendler verärgert sind und in Zukunft mit dem Auto fahren, weil die Schiene als unzuverlässig wahrgenommen wird. Ein Image, von dem sich die Branchenakteure seit der Abschaffung der alten Bundesbahn in den über zwanzig Jahren nur mühsam befreien konnten.

David Weltzien, Vorsitzender der Regionalleitung Baden-Württemberg der DB Regio AG erklärte: „Ich begrüße es sehr, dass wir als Bahn und verantwortliches Verkehrsunternehmen nun in einen regelmäßigen Austausch mit Land und NV.BW treten, um uns gemeinsam und konstruktiv über Fortschritte bei der Behebung von Störungen abzustimmen. Für die Probleme, die es nach dem 1.10. im Rahmen der Inbetriebnahme des Übergangsvertrags an unterschiedlichen Stellen in Baden-Württemberg gab, möchte ich mich bei den betroffenen Fahrgästen entschuldigen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich unsere Anstrengungen, schnelle Lösungen und Verbesserungen zu erreichen, kurzfristig auch auszahlen werden.“

Seit Inkrafttreten des Übergangsvertrages zwischen dem Land und der DB Regio AG zum 1. Oktober 2016 kam es zu einer Häufung von Verspätungen und vollständigen Zugausfällen im SPNV. Teilweise wurden mit den eingesetzten Zügen auch zu geringe Platzkapazitäten bereitgestellt. Die Hauptursachen für Verspätungen, Minderkapazitäten und Zugausfälle in den vergangenen drei Wochen lagen in den Bereichen Fahrzeugtechnik und krankheitsbedingte Personalengpässe.

So bereiten insbesondere die erst zum 1. Oktober 2016 aus anderen Teilen Deutschlands eingetroffenen neuen Zugkonfigurationen unerwartete Schwierigkeiten beim Kuppeln und beim Türschließmechanismus. Trotz Schulungen der Mitarbeiter fehlte es infolge der kurzfristigen Bereitstellung der Fahrzeuge, die bis zum 30. September in anderen Netzen gebunden waren, an praktischen Erfahrungen mit den Zugkompositionen sowie einem einheitlichen Standard bezüglich ihres technischen Zustands.

Siehe auch: Durchgreifen hilft

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