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Split your Ticket!

06.10.16 (Fernverkehr, Kommentar) Autor:Max Yang

Die Fahrpreise kennen seit Jahren nur eine gefühlte Richtung: Nach oben. Trotz zwischenzeitlich gesunkener Ölpreise und einer stagnierenden Inflation, trotz eines zwischenzeitlichen Moratoriums bei DB Fernverkehr – es kommt nicht nur auf die blanken Zahlen an. Auch Angebotsverschlechterungen, etwa die Beschränkung des 1.-Klasse-Lounge-Zugangs in Hamburg auf 1.-Klasse-Kunden mit bahn.bonus comfort-Status, werden von den Nutzern registriert. Verkehrsverbünde und auch die Unternehmen selbst passen ihre Fahrpreise in der Regel im Jahresabstand an.

Sie tun dies ungeschickterweise in einigen Regionen zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr, so dass bei manchen der ungünstige Eindruck entsteht, „die Bahn“ erhöhe ihre Preise sogar zweimal im Jahr kurz hintereinander. Tarife werden immer komplexer und von verschiedensten Organisationen festgelegt. Es gibt folglich immer mehr Tricks, um durch Fahrkartenkombinationen Ersparnisse zu erreichen. Wer mit einer VBB-Zeitkarte Berlin AB ausgestattet ist und ab Berlin Hauptbahnhof mit dem Nahverkehr nach Magdeburg möchte, fährt nicht mit dem Flexpreis zu 29,60 Euro.

Auch das kürzlich eingeführte Regio-120plus-Ticket zu 20,00 Euro ist nicht optimal. Ihm sei geraten, mit seiner Zeitkarte und einem VBB-Anschlussticket Berlin C bis Werder (Havel) (1,60 Euro) und ab dort mit einem Regio120-Ticket (15 Euro) zu fahren. Prompt hat sich der Fahrpreis beinahe halbiert. Unsere britischen und polnischen Nachbarn kennen „Ticket splitting“ schon lange. Letztere eher notgedrungen, erstere als Möglichkeit, kurzfristig gebuchte Fahrten deutlich günstiger zu gestalten.

Ein Tweet von Zugreiseblog.de schreibt DB-Chef Rüdiger Grube die angeblich auf der InnoTrans gefallene Aussage zu, dass Plattformen, die zwischen Fahrgästen und DB stünden, eine Horrorvorstellung seien. Natürlich werden die Verkehrsunternehmen aus Umsatzinteresse den Kunden wohl kaum Tariftricks aktiv anbieten. Spezialisierte Reisebüros, die die Lizenz verschiedener Eisenbahnen haben und den Kunden daher mehr Optionen eröffnen als der Bahnschalter vor Ort, genießen nicht nur hier in Berlin schon seit langem Popularität.

Durch eine Kombination günstiger, zuggebundener Fahrkarten ist es auch im Fernverkehr möglich, internationale Verbindungen zu konkurrenzfähigen Preisen und Zeiten anzubieten. Doch die großen Verkehrsunternehmen arbeiten oftmals eher gegen- als miteinander. Bestes Beispiel Thalys und DB Fernverkehr – eine kombinierte Buchung ist ausgeschlossen. Natürlich wendet sich der Kunde dann eher dem Fernbus oder dem Flugzeug zu.

Um den Marktanteil der Eisenbahn zu steigern, sollten die Fahrgastrechte auch solche getrennten Buchungen umschließen, bei denen eine kombinierte Buchung nicht möglich oder nicht wirtschaftlich war. Gleichzeitig muss, dem Trend weg vom Normalpreis hin zu Sparpreisen folgend, ein diskriminierungsfreier Zugang aller Agenturen zu Sonderangeboten gewährleistet sein. Fast 10 Jahre nach der EU-Verordnung 1371/2007 ist immer noch viel zu tun für eine europäische Einheit auf Schienen, die die Preise senken und die Nachfrage erhöhen würde.

Siehe auch: DB AG erhöht Preise im Fernverkehr

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