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Abellio Rail Baden-Württemberg nimmt Fahrt auf

08.09.16 (Baden-Württemberg) Autor:Stefan Hennigfeld

Mehr als fünf Jahre nach dem Abellio-Urteil ist das Unternehmen bundesweit auf Expansionskurs und nutzt die seinerzeit erklagte Wettbewerbspflicht voll zu seinen Gunsten aus. Nach umfassenden Expansionstätigkeiten im Großraum Mitteldeutschland sowie im einstigen Kernland Nordrhein-Westfalen hat man zuletzt auch eine Ausschreibung in Baden-Württemberg gewonnen. Das hat etwas mit den sich dort ändernden Verhältnissen zu tun: Bislang gab es im Ländle noch nie eine SPNV-Ausschreibung und DB Regio ist vielfach mit stark veralteten Silberlingen gefahren. Der Regionalverkehr dort hat bislang am wenigsten Nutzen durch die Eisenbahnreform gehabt.

Seit einiger Zeit nun geht es in die andere Richtung und es werden verstärkt Netze ausgeschrieben. Dabei gibt es in vielen Fällen ebenso Finanzierungshilfen für mögliche Wettbewerber als auch Loslimitierungen, die sicherstellen sollen, dass die Betreiberlandschaft möglichst vielfältig wird. So war bei der Vergabe der Stuttgarter Netze von Anfang an klar, dass DB Regio einen Teil verlieren wird; eben wegen jener Loslimitierung. Abellio hat den Zuschlag für das Los 1 Neckartal des Stuttgarter Netzes von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) erhalten und wird ab Juni 2019 mit 43 fabrikneuen Zügen jährlich 6,8 Mio. Zugkilometer in Baden-Württemberg erbringen.

Die Abellio Rail Südwest GmbH hat im September 2016 offiziell ihre Tätigkeit mit der Eröffnung ihrer Büroräume in der Stuttgarter Stadtmitte aufgenommen. Der operative Bereich wird vom 1. November 2016 an von Andreas Moschinski geleitet, der den Vorsitz der Geschäftsführung der Abellio Rail Baden-Württemberg GmbH übernehmen wird. Deutschland-Chef Stephan Krenz sagte: „Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, mit Dr. Moschinski einen so erfahrenen Bahnmanager für unser Unternehmen zu gewinnen, der seit 15 Jahren in der Region den Schienenpersonennahverkehr ganz entscheidend mitgestaltet und geprägt hat.“ Von Oktober 2016 an wird das Tochterunternehmen der in Berlin ansässigen Abellio GmbH in Abellio Rail Baden-Württemberg umfirmiert.

„Wir bringen damit zum Ausdruck, dass wir uns sehr stark auf eine der wirtschaftsstärksten und wettbewerbsfähigsten Regionen Deutschlands konzentrieren wollen, um hier vor Ort als vertrauensvoller Partner und professioneller Dienstleister zu agieren“, sagte Stephan Krenz. Andreas Moschinski ergänzte: „Ich stehe vor einer meiner größten Herausforderungen. Mit meinem Wechsel zu Abellio trete ich nach Aufgaben im Landes- und Kommunaldienst sowie meiner wissenschaftlichen Karriere und verantwortlicher Tätigkeit bei DB Regio in eine neue und spannende Phase meiner beruflichen Tätigkeit ein. Die neue Aufgabe und meine vielfältigen Erfahrungen in der Metropolregion Stuttgart passen sehr gut zueinander.“

Moschinski freue sich sehr, dass Abellio als eine der führenden Wettbewerbsbahnen auf ihn zugekommen sei, um gemeinsam mit einem engagierten Team das Dienstleistungsunternehmen im Herzen Baden-Württembergs aufzubauen, wie es auch schon an anderen Standorten erfolgreich realisiert worden sei: effizient, kundenfreundlich und sympathisch. Erst vor einigen Wochen hat Abellio in Nordrhein-Westfalen ein Qualitätsranking des Aufgabenträgers Nahverkehr Westfalen-Lippe für sich entscheiden können. Auf Platz 2 dieser Tabelle landete die Westfalenbahn, an der Abellio ebenfalls beteiligt ist.

Mit Projektleiter Eckhard Sihler wird der neue Geschäftsführungsvorsitzende einen in Karlsruhe beheimateten Wirtschaftsingenieur und ausgebildeten Triebfahrzeugführer an seiner Seite haben, der als Projektleiter Unternehmensentwicklung der Abellio GmbH bereits in zahlreiche Ausschreibungsverfahren eingebunden war. Das Saale-Thüringen-Südharz-Netz und damit das größte von einer Wettbewerbsbahn in Deutschland übernommene Netz (9,2 Millionen Zugkilometer im Jahr, 575 Kilometer Streckennetz), hat Sihler als Projektkoordinator von Anfang an begleitet.

Im Juni 2014 wechselte der 39-Jährige als örtlicher Betriebsleiter und Leiter Fahrdienst nach Halle. Diese umfangreichen Erfahrungen wird der Badenser nun auch in die Stuttgarter Mobilisierung einbringen. Parallel zu Baden-Württemberg gehen auch die Expansionsvorbereitungen im Rest der Republik weiter: Im Dezember geht das Elektronetz Niederrhein an den Start und 2019 folgen sowohl das Dieselnetz Sachsen-Anhalt als auch erste Leistungen für den Rhein-Ruhr-Express in Nordrhein-Westfalen und Hessen.

Siehe auch: Betreibervielfalt im Alltag

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