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Endlich Nordrhein-Westfalen

25.08.16 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Dass die Bahnhöfe zwischen Rhein und Weser – anders als Dirk Flege von der Allianz pro Schiene im August 2014 in der WAZ gesagt hat – nicht alle „beispiellos schlecht“ sind liegt auf der Hand. Endlich hat man nun auch im NWL-Raum einen Kleinstadtbahnhof gefunden, der die begehrte Auszeichnung zum Bahnhof des Jahres erhält. Zeit ist es geworden, denn bei allen Problemen muss man sagen, dass gerade die Kleinstadtbahnhöfe in Nordrhein-Westfalen schon seit Jahren oft sehr schön sind.

Aus gutem Grund werden mit dem Fernsehmoderator Manuel Andrack jährlich neue Wanderbahnhöfe vorgestellt. Natürlich gibt es auch hier Licht und Schatten: In Essen, Bochum oder Düsseldorf etwa hat man Zweckbauten – aber die erfüllen ihre funktionalen Standards und manchmal hat man eben nur die Wahl zwischen Leistungsfähigkeit und Eisenbahnromantik. Nicht jedes Bahnhofsgebäude aus den Pioniertagen des Verkehrsträgers Schiene ist nach heutigen Standards noch gut. Natürlich kann man jetzt argumentieren, dass ein einzelner schöner oder auch einige schöne Bahnhöfe nicht über die strukturellen Probleme hinwegtäuschen. Das stimmt, aber das gilt für den Bahnhof des Jahres insgesamt.

Diese Auszeichnung sagt eben gerade nichts über den Zustand der Zugangsstationen zum SPNV und SPFV aus, sondern greift einzelne Positivbeispiele heraus, um PR zu machen. Das ist nichts negatives, im Gegenteil: Bis heute sind Bahnhöfe in den Köpfen vieler Menschen noch immer so, wie sie bei der alten Behördenbahn ausgesehen haben: Oft mit Fäkalien verschmutzt, Vandalismusschäden soweit das Auge reicht, eingeschlagene Fensterscheiben, im Winter eisige Kälte und Wind. Ein Eindruck, der sich dann in Zügen mit zugefrorenen Fensterscheiben fortgesetzt hat, die ebenso rochen wie die Bahnhofshallen.

Diese Zeiten sind Dank der Eisenbahnreform fast überall vorbei und da gilt es auch drüber zu reden. Es hat sich vieles gebessert und andere Dinge werden sich noch bessern. Klar, der Hagener Hauptbahnhof erinnert noch immer in bedenklicher Art und Weise an die alte Bundesbahn. Ein anderes Beispiel ist der Dortmunder Hauptbahnhof. Der konnte wegen der jahrelang sich gefühlt alle vier Wochen ändernden Planungen für den Rhein-Ruhr-Express jahrelang nicht angegangen werden. Doch die Ursache ist behoben und heute sieht es deutlich besser aus. In vielen Fällen haben zudem private Investoren dafür gesorgt, dass alte Bahnhöfe neues Leben bekommen.

Wichtig ist aber auch, dass man im 23. Jahr der Eisenbahnreform Erfahrungswerte hatte, die 1994 bzw. 1996 einfach nicht vorlagen. Es ist wichtig, dass der Aufgabenträger nicht nur die Qualität der Zugleistungen, sondern auch der Bahnhöfe überwacht. Stationsberichte, wie sie etwa im VRR erstellt werden, muss es überall geben. Hier müssen bei monatelang kaputten Rolltreppen oder Bahnhofsuhren auch die Stationsentgelte im Sinne einer wirksamen Pönalisierung gekürzt werden. Denn: Neben den positiven Einzelbeispielen gilt es immer auch die Gesamtbetrachtung zu beachten. Aus diesem Grund ist es richtig und wichtig, den Aufgabenträger zu stärken: Um die Qualität zu sichern.

Siehe auch: Bahnhöfe des Jahres 2016 stehen fest

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