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Bahnhöfe des Jahres 2016 stehen fest

25.08.16 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Allianz pro Schiene hat in dieser Woche die neuen Bahnhöfe des Jahres benannt. Nach Testreisen durch alle Regionen Deutschlands steht das Urteil der Jury fest: Stralsund Hauptbahnhof und Steinheim (Westfalen) bekommen den Titel. Zum 13. Mal in Folge ehrt die Schienen-Lobby damit die aus ihrer Sicht besten Bahnhöfe Deutschlands. Das mecklenburg-vorpommersche Stralsund überzeugte die Jury mit seiner „typisch norddeutschen Lebensart, für die das Solide mehr zählt als Prunk und Protz“.

Auf ihrer Route durch Nordrhein-Westfalen stießen die Bahnhofstester am Rande des Weserberglandes auf den S-Bahnhof Steinheim, der sich beim Incognito-Test „als voll ausgestattetes Prachtstück“ erwies. Die Jury des Wettbewerbs besteht aus Vertretern des Fahrgastverbandes Pro Bahn, dem Deutschen Bahnkunden-Verband (DBV), dem Verkehrsclub Deutschland (VCD), dem ACE Auto Club Europa, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und der Allianz pro Schiene. Um touristische Qualitäten der Bahnhöfe zu bewerten, reisen außerdem Verkehrsexperten des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) und der Kooperation „Fahrtziel Natur“ mit.

Stralsund ist erfüllt von einer Gelassenheit, die sich wie ein Vorbote von Ostsee und Urlaub anfühlt.“ Besonders die Hallensituation beeindruckt die Verkehrsexperten: Die Eingangshalle mit dem hölzernen Deckengebälk und raumgreifenden Wandbild garantiert einen würdigen Empfang, während die tageslichtdurchflutete Bahnsteighalle eine hohe Aufenthaltsqualität schafft. „Wettergeschützt kann der Reisende dort auch mal eine Weile des Wartens auf Anschlüsse leicht verschmerzen“, befindet die Jury.

Hinter der Außenfassade in roter Ziegelstein-Gotik beherbergt Stralsund mit seiner „Bio-Insel eine Vorzeige-Gastronomie, die zu den besten Bahnhofsbistros Deutschlands gehört“. Großer Pluspunkt: das aufmerksame und durchweg höfliche Sicherheitspersonal. „Hier fühlt sich der Fahrgast wahrgenommen, im positivsten Sinne des Wortes. In Stralsund arbeiten Menschen, die sich kümmern.“ Genauso muss es sein im Bahnhof des Jahres 2016. Gut versteckt an den Ausläufern des Weserberglands steht der von der Jury so bezeichnete „König der S-Bahnhöfe“. Statt schnöden Standards der Marke „Bahnsteig mit Wartehäuschen“ findet der Reisende hier ein voll ausgestattetes Prachtstück.

„Wie ein gastfreundlicher Gutshof öffnet Steinheim müden Wanderern und Radfahrern seine Pforten: Im frisch renovierten Bahnhofsgebäude findet sich alles Nötige und noch mehr“, urteilt die Jury. Ein schickes Hotel mit Rund-um-die-Uhr Check-In, Fahrradkeller samt Ladestation und Trockenraum für feuchte Trikots. Damit nicht nur Touristen, sondern auch Pendler und Einheimische auf ihre Kosten kommen, bietet Steinheim auch ein großes Restaurant mit Biergarten, einen Fahrkartenschalter und ein Lädchen für Reisebedarf und frische Brötchen. Die Jury ist erstaunt und entzückt: „Das geniale Konzept dieser Anlage sorgt dafür, dass immer Menschen da sind.

Dieser Bahnhof aus dem Off ist ein Bekenntnis zur Ankommenskultur. Das breite Angebot für jede Kundengruppe ist aller Achtung wert.“ „Im Laufe der 13-jährigen Geschichte des Wettbewerbs sind wir immer wieder darauf gestoßen, dass die gute Zusammenarbeit vor Ort entscheidend für den Sieg ist“, sagte Dirk Flege, Jury-Mitglied und Allianz pro Schiene-Geschäftsführer. „Überall, wo Stadt, Land und die Bahn mit Herzblut zusammenarbeiten, entsteht früher oder später ein Bahnhof der Extraklasse.“

Mit Steinheim habe Nordrhein-Westfalen jetzt den ersten Sieger hervorgebracht, bei dem auch die Stadt auf allen Ebenen mustergültig mitgewirkt habe. „Die weißen Flecken auf der Deutschlandkarte verschwinden langsam. Die Jury ist guten Mutes, dass es auch ein Bahnhof in Rheinland Pfalz, im Saarland oder in Schleswig-Holstein aufs Treppchen schafft“, sagte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer.

„Wir brauchen mehr Bahnhöfe, in denen sich die Menschen wohlfühlen. Für die Jury zählt dabei nicht Größe oder monumentale Architektur, sondern allein die Kundennähe. Eigentlich kann das – mit Engagement von allen Akteure am Ort – jeder Bahnhof schaffen,“ so Flege. Im vergangenen Jahr gewannen die Bahnhöfe Marburg in Hessen und Obstfelderschmiede/Lichtenhain in Thüringen. Auch im nächsten Jahr wird es wieder Groß- und Kleinstadtbahnhöfe des Jahres geben. Das werden andere sein, aber wieder Positivbeispiele, die die Entwicklung der Eisenbahn zum guten herausstellen.

Siehe auch: Endlich Nordrhein-Westfalen

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