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MVG: U-Bahnchaos in München

25.07.16 (München) Autor:Stefan Hennigfeld

Am Mittwochabend gab es im Vorfeld des Freundschaftsspiels zwischen dem FC Bayern und Manchester City in der Allianz-Arena erhebliche Störungen im Anreiseverkehr mit der Linie U6. Auslöser dafür war zunächst ein defekter Zug, der gegen 20 Uhr aus der Innenstadt Richtung Stadion fuhr. Dieses Fahrzeug konnte in Folge einer technischen Störung am Zug nur bis zum Bahnhof Kieferngarten eingesetzt werden. Dort wurden die Fahrgäste gebeten, den Zug am Bahnsteig zu verlassen.

Nach Angaben der Stadtwerke München sei das aber nicht passiert. Statt dessen haben – so die Lesart Unternehmens „einige unvernünftige Fußballfans“ Chaos verursacht. In einer Presseerklärung heißt es: „Sie sprangen im Bahnhof Kieferngarten vom Bahnsteig aus verbotenerweise in den Gleisbereich, um ihren Weg Richtung Arena fortzusetzen. Für sie bestand damit eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben. Die MVG hatte daher keine andere Wahl als unverzüglich den Zugverkehr anzuhalten und den Streckenabschnitt stromlos zu schalten.“

Die Münchener U-Bahntriebzüge beziehen ihren Strom nicht aus einer Oberleitung, sondern aus einer Stromschiene am Boden. Dadurch, dass diese ausgeschaltet waren, konnten die nachfolgenden Züge im Abschnitt zwischen Studentenstadt und Kieferngarten, die in Richtung Arena unterwegs waren, konnten dadurch ebenfalls nicht weiterfahren. Wegen der erneuten Betriebsunterbrechung und weil es im Zug heiß wurde, betätigten Fahrgäste an mehreren Türen dieser beiden Züge die Notentriegelung und begaben sich in den Gleisbereich in Richtung der nächsten Bahnhöfe.

Polizei und Einsatzkräfte der Feuerwehr wurden zum Einsatzort gerufen. Sie begleiteten die Fahrgäste aus den beiden Zügen zu den Bahnhöfen. Insgesamt befanden sich zeitweise mehrere hundert Fahrgäste im Gleisbereich. Einige mussten nach Angaben der Rettungskräfte wegen Kreislaufschwächen behandelt werden. Ein Fahrgast zog sich beim Übersteigen eines Zaunes eine Schnittwunde an der Hand zu. Gegen 22 Uhr konnte der U-Bahn-Verkehr zwischen Studentenstadt und Fröttma-ning wieder aufgenommen werden.

Rechtzeitig zur Beendigung des Fußballspiels wurde so zumindest ein eingeschränkter U-Bahn-Verkehr wieder gewährleistet. In den sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook hört sich das anders an. Da ist von „zwanzig Minuten Hardcore-Sauna“ die Rede, in anderen Statusmeldungen ist die Rede davon, dass Menschen dehydriert seien. Manch einer hat womöglich schon vor der Fahrt zum Stadion das eine oder andere Erdinger getrunken: Alkohol entwässert, die hochsommerlichen Temperaturen tun ihr übriges dazu und dann folgt der Aufenthalt in einer solchen überhitzten Blechbüchse in der prallen Sonne.

Unter den Fahrgästen waren auch zwei Rollstuhlfahrer: Diese erhalten in der Allianz-Arena stark ermäßigte Eintrittskarten zum Preis von fünf Euro für sich und eine Begleitperson. Während die Stadtwerke München sich sicher sind, dass einzig und allein die Fahrgäste die Schuld tragen und die eigenen Konzepte ohne Probleme funktionieren sieht man das bei der Aktion Münchener Fahrgäste etwas anders. Verbandssprecher Andreas Nagel: „Wir erwarten, dass das grundsätzlich für den Massenverkehr geeignete Verkehrsmittel U-Bahn so betrieben wird, dass die Sicherheit für alle Fahrgäste zu jeder Zeit garantiert ist. Ein derartiges Chaos in überhitzten Züge ist nicht hinnehmbar. Wir erkennen Mängel im Notfallkonzept oder in der operativen Umsetzung.“

Umstritten ist auch die Frage der Fahrgastinformation. In der Stellungnahme des Verkehrsunternehmens heißt es: „Selbstverständlich hat eine sofortige Fahrgastinformation in Fällen größerer Betriebsstörungen oberste Priorität. Die MVG geht daher Hinweisen nach, wonach die Fahrer der beiden betroffenen Züge ihre Kunden nicht informiert hätten. Einer von beiden konnte zwischenzeitlich bereits befragt werden. Er gibt an, Durchsagen getätigt und die Fahrgäste in diesem Rahmen auch aufgefordert zu haben, den Zug auf freier Strecke nicht zu verlassen.“

Die sozialen Netzwerke werden hier etwas konkreter. So ist die Rede von einer Durchsage, bei der ein Fahrer die Fahrgäste darauf hingewiesen haben soll, dass er auf freier Strecke keine Türen öffnen dürfe. Ob und wann der Zug weiterfährt, sei ihm allerdings auch nicht bekannt. Bei der MVG und den Stadtwerken spricht man von einer „Verkettung unglücklicher Umstände“ und ruft Fahrgäste noch einmal dazu auf, Züge nicht außerhalb der Bahnsteige zu verlassen.

Siehe auch: Controlling auch bei Inhouse-Betreibern

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