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Köln muss zukunftsfähig werden

30.06.16 (go.Rheinland, Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Wenn man sich mal anguckt, was in Köln so los ist, dann kann man nicht anders als zu sagen, dass hier erhebliche Ausbauten notwendig sind. Sowohl im kleinen – die Planungen liegen vor – als auch im großen. Natürlich kann man in Einzelfällen mit engeren Streckenblöcken, anderer Signaltechnik oder zusätzlichen Weichen viel bewirken. In einem so stark befahrenen Eisenbahnknoten ist jedoch der große Wurf über lange Sicht unerlässlich. Das gilt im Personen- und Güterverkehr.

Deutschland macht sich doch in Europa – das es im übrigen trotz der aktuellen politischen Situation auch in zwanzig oder dreißig Jahren noch geben wird – zur Lachnummer, so wie es jetzt aussieht: Güter aus den ARA-Häfen kommen über die Betuwe-Linie nach Deutschland, hinter der Grenze erfolgt die Verladung auf im Stau stehende Lastwagen und an der Schweizer Grenze geht es zurück auf die Schiene. Nein, es ist notwendig, solide und verlässliche Infrastruktur zu schaffen, die gerade eben nicht auf Kosten des SPNV geht.

Denn die Zahl der Menschen, die nach Köln und Bonn einpendeln, wird in den kommenden Jahren steigen. Und weil der Druck in den Wohnungsmärkten der Städte so groß ist, werden auch immer mehr Menschen in Solingen, Monheim, Hennef, Dormagen oder Euskirchen leben. Entsprechend muss es Möglichkeiten geben, einzupendeln und nicht nur auf der verstopften Straße, sondern auch auf der Schiene. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass man die wirtschaftliche Grundlage hat, um Züge zu bestellen.

Das macht man zum einen mit guten Vergaben, die einen geringen spezifischen Zuschussbedarf erfordern, aber auch mit entsprechenden Vertragsgestaltungen. Natürlich klingt es zunächst gut, reine Nettoverträge zu machen, damit der Betreiber ein ökonomisches Eigeninteresse an guten Leistungen und entsprechend vollen Zügen hat. Gleichzeitig sorgt das aber dafür – und auch diese Effekte sind bereits zu beobachten – dass in einer Vertragsperiode steigende Fahrgastzahlen zu abfließenden Markteinnahmen führen.

Dabei braucht man gerade diese, um zusätzliche Züge, Verstärkerfahrten oder was auch immer kurzfristig hinzubestellen zu können. Auf der Schiene der DB Netz, wie auch auf der kommunalen Schiene ist mehr Verkehr notwendig, aber auch mehr Verknüpfung. Es ist daher bedauerlich, dass bei der vor vier Jahren vorgelegten Knotenanalyse in Köln der mögliche Nutzen der KVB-eigenen Infrastruktur nicht untersucht wurde.

Denn natürlich muss man sich überlegen, wie man Verkehr um einen zu engen Hauptbahnhof herumführt und dazu gehört auch, so viele Einpendler wie möglich bereits am Ortseingang auf die Stadtbahn umzuleiten, statt sie im Hauptbahnhof umsteigen zu lassen. Aber hier zeigt sich ein generelles Problem deutscher ÖPNV-Politik. Während man es mit der Regionalisierung im SPNV geschafft hat, unabhängige Aufgabenträger zu etablieren, fehlt das im kommunalen Bereich noch immer. Bus- und Tramunternehmen unterliegen nicht nur faktisch keinem Controlling, sondern sie nehmen in vielen Fällen nicht Teil an einer ganzheitlichen Verkehrsentwicklung. Das muss man bei kommenden Planungen in und um Köln ändern.

Siehe auch: NVR will Nacharbeit beim BVWP

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