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Besser werden!

12.05.16 (Fernverkehr, Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Wer mit einem Quer-Durchs-Land-Ticket fährt und mehr als eine Stunde Verspätung hat, wird mit 1,50 Euro entschädigt. Allerdings müssen die Verspätungsfälle gesammelt werden. Erst nach dem dritten mal kann man finanzielle Leistungen geltend machen, da alles unter vier Euro nicht ausgezahlt wird. Man stelle sich also vor, es gäbe eine solche Regelung im Fernbusbereich: Die Schienenlobby würde erneut nach mehr Schikanen für den ungeliebten Fernbus rufen.

Dabei ist es ja in der Eisenbahnbranche ein durchaus beachtlicher intellektueller Fortschritt, dass man die Meinung zu den Fahrgastrechten in einem relativ überschaubaren Zeitraum komplett geändert hat. Noch vor ein paar Jahren hieß es, Entschädigungen bei Verspätungen würden zu unkalkulierbaren Kostenrisiken führen; am Ende drohen unbezahlbare Fahrscheine. Heute wissen wir: Nichts davon ist eingetreten.

Dabei muss man fairerweise sagen, dass die eigentliche Konkurrenz für den Fernbus gerade nicht der SPFV ist, sondern der langlaufende Nahverkehr. Sicherlich verramscht DB Fernverkehr auf einigen Relationen seine InterCity-Tickets. Okay, das kann niemand genau nachvollziehen, weil die Sparpreisverfügbarkeit ein Unternehmensgeheimnis der Deutschen Bahn ist. Aber zumindest dem subjektiven Empfinden nach zu urteilen, hat sich hier einiges zum Positiven gewandelt.

Ist das eigentlich gar nichts wert? All die Verbesserungen, die es im Eisenbahnwesen heute bereits durch die neue Konkurrenz gegeben hat? Gesetzliche Verbote von Haltestellenabständen unter hundert Kilometern würden jedoch gerade den langlaufenden SPNV überproportional protegieren. Von Siegen zum Kölner Flughafen oder von Gießen nach Frankfurt käme das einem faktischen Verbot für den Fernbus gleich.

Welche Auswirkungen das auf die Sparpreisverfügbarkeit oder künftige Angebotspolitik bei IRE-Verbindungen haben würde? Man kann nur spekulieren, aber vermutlich keine guten. Und dann das leidige Thema Barrierefreiheit. Es ist noch gar nicht lange her, da hat die Essener Verkehrs AG auf einem Social-Media-Kanal damit kokettiert, dass man die gesetzlichen Vorgaben zur Barrierefreiheit nicht einhalten wird.

Frei nach dem alten Wowereit-Motto „Arm aber Sexy“ feiert man sich für das eigene Versagen. Man ist ja leider furchtbar untersubventioniert. Seltsam nur, dass man von Seiten des VDV dort keine Konsequenzen fordert. Dabei ist es ohnehin unglaubwürdig, dass der VDV sich ernsthaft für die Angebotsqualität interessiert. In einem älteren Papier hat man die Nutzerzufriedenheit gar als irrelevant bezeichnet.

Und so geht es auch hier um was anderes: Die Schiene soll mit protektionistischen Mitteln geschützt werden. Aber dadurch wird die Eisenbahn zwar monopolistischer, nicht jedoch besser. Dabei ist besser werden gerade das Gebot der Stunde. Alle Welt redet von einer Verkehrswende, die traurige Realität ist jedoch, dass die Schiene auf dem Verkehrsmarkt nach wie vor nur ein Randprodukt ist. Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen das immer wieder. Es braucht also mehr Innovation und Kreativität statt ein Zurück ins gescheiterte Gestern.

Siehe auch: Fernbus: VDV fordert „Weiterentwicklung“

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