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Busmaut, Folge 4711

21.04.16 (Fernverkehr, Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Was spricht eigentlich für eine Bemautung von Fernbussen? Natürlich kann man so eine Straßenbenutzungsgebühr ordnungspolitisch begründen. Dann müsste man aber auch mal grundsätzlich über ein paar Fragen sprechen, wie das Verhältnis zwischen Straße und Schiene aussieht. Ja, die Schiene ist strukturell benachteiligt, aber nicht weil ein paar Fernbusse ohne Maut fahren dürfen.

Die Schiene hat das Problem, dass die Eisenbahnverkehrsunternehmen immer höhere Trassenpreise zu entrichten haben – und zwar zugunsten des Bundesunternehmens DB Netz. Derweil wurde die LKW-Maut nach einem mehrjährigen Moratorium jüngst gesenkt. Hat das was mit Kostengerechtigkeit oder Nutzerfinanzierung zu tun? Nein, aber das spricht im Eisenbahnsektor kaum jemand an.

Der Eindruck, dass es einigen Leuten explizit darum geht, die Schiene zu protegieren, liegt nahe. Dabei hat es doch, auch durch die neue Fernbuskonkurrenz, in den letzten Jahren erhebliche Verbesserungen gegeben: Sparpreise lassen sich länger buchen – vor kurzem war das nur drei Tage vor Abfahrt möglich, schon vergessen?

An vielen Bahnhöfen gibt es inzwischen WLAN-Zugänge und auch in den Zügen ist hier auf einmal wieder Engagement vorhanden. Das soll doch vor ein paar Jahren noch angeblich alles technisch unmöglich gewesen sein. Auch die Sparpreisverfügbarkeit hat sich subjektiv gesehen verbessert. Das kann aber natürlich niemand belegen, weil es sich hier ein Unternehmensgeheimnis der Deutschen Bahn handelt.

Auf einmal gibt es aber auf der Schiene auch wieder Billigangebote. IRE-Züge fahren sicher nicht in ICE-Qualität, aber sie tragen dazu bei, dass auch die preissensitive Kundschaft wieder mit der Bahn fährt. Kurzum: Das Unternehmen Deutsche Bahn mag durch den Fernbus Probleme bekommen haben.

Angesichts des insgesamt sehr kleinen Marktvolumens in diesem Bereich stellt sich jedoch die Frage, ob der Fernbus nicht insgesamt zu unbedeutend ist, um für einen Konzern in der Größe des DB AG ernsthafte Schwierigkeiten zu verursachen. Außer Frage steht jedoch, dass der Verkehrsträger Schiene durch den neuen Marktdruck profitiert hat und besser geworden ist.

Übrigens ja: Ich kann das nicht belegen. Es gibt nirgends eine Presseerklärung der Deutschen Bahn, in der explizit steht „Wegen des Fernbusses machen wir das und das“. Wer mir also widersprechen und behaupten will, dass es zwischen den zum Teil sehr positiven Verbesserungen der letzten Jahre und der Fernbuskonkurrenz keinen Wirkungszusammenhang gäbe, der kann das tun.

Die Realität ist jedoch eine andere: Es war in den letzten 20, 25 Jahren immer der erhöhte Marktdruck, der dafür gesorgt hat, dass die Qualität im Eisenbahnwesen steigt. Ob Ausschreibungen und härtere Verkehrsverträge im SPNV (was beim VDV unter Schlagworten wie „überzogene Pönaleregime“ läuft) oder jetzt die Konkurrenz durch den Fernbus. Überall dort, wo Monopole aufgebrochen worden sind, kam Bewegung rein. Deshalb sind auch die Fernbusse nicht nur gut für die Allgemeinheit, sondern auch gut für die Eisenbahn. Weil sie dafür sorgen, dass es besser wird.

Siehe auch: Nach Verkehrsministerkonferenz: Debatte über Fernbusmaut

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