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Verkehrsträger Schiene und Unternehmen DB AG

21.03.16 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Nun ist also der neue Geschäftsbericht der Deutschen Bahn da und die Zahlen, die bereits aus dem ersten Halbjahr 2015 bekannt waren, haben sich noch einmal dramatisiert. Bei steigendem Umsatz sind die Kosten so stark gestiegen, dass der Konzern erstmals seit über zehn Jahren wieder in die roten Zahlen gefahren ist. Damals, als man „börsenfähig“ werden wollte. Aber es war eben absehbar, dass mehrere Jahre ohne nennenswerten Gewinn oder vielleicht sogar mit Verlusten bei einem Unternehmen wie der Deutschen Bahn AG mittelfristig nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich sind. Es bleibt jetzt abzuwarten, wie es weitergeht.

Es ist ja naheliegend, dass man Wertkorrekturen nach unten in einem sowieso verkorksten Geschäftsjahr vornimmt. Und wenn ein nicht geringer Teil der zusätzlichen Aufwendungen darauf resultierte, dass die Werte von Unternehmensbeteiligungen zum Teil erheblich nach unten korrigiert werden mussten, dann sollte es im laufenden Jahr doch wieder besser aussehen. Dass man sich zukünftig auf das Kerngeschäft, den inländischen Eisenbahnmarkt, konzentrieren möchte, ist da auch ein vernünftiger Weg.

Ob eine massive Reduzierung von DB Cargo dabei hilft oder schon der erste Schritt in die entgegengesetzte Richtung ist, kann man nur schwer beurteilen. Es muss sich in jedem Fall am Markt refinanzieren lassen und möglicherweise sind kleinere und besser spezialisierte Unternehmen für Teile des Güterverkehrs auf der Schiene auch einfach besser geeignet.

Denn das ist der entscheidende Punkt, den all die ewiggestrigen Bundesbahn-Romantiker nicht verstehen oder nicht verstehen wollen, die jetzt mit ihren „alternativen Geschäftsberichten“ und ähnlichen Pamphleten auftauchen: Das Unternehmen Deutsche Bahn AG und der Verkehrsträger Schiene sind nicht deckungsgleich. Auch hat die Deutsche Bahn AG heute keine gemeinwirtschaftlichen Verpflichtungen mehr.

Das ist eben der Unterschied zur alten Bundesbahn. Den Interessen der Allgemeinheit sind heute z.B. die Aufgabenträger verpflichtet. Und unabhängig von der Frage, wie gut oder wie schlecht hier die Zusammenarbeit läuft, so liegt es doch in der Natur der Sache, dass es zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern immer wieder Interessenkonflikte gibt. Mit der Folge, dass die bisherige Cashcow DB Regio zumindest teilweise in Zukunft nicht mehr die bisherigen Gewinne wird abwerfen können.

Angesichts der zum Teil erheblichen Ausschreibungsersparnisse, die einige Aufgabenträger seit Jahren realisieren – und viele davon wird aufgrund der langen Vorlaufzeiten erst später liquiditätswirksam. Deswegen ist es nachvollziehbar, wenn man im Hause DB AG über Kostensenkungen nachdenkt, um langfristig wieder marktfähig zu werden und auch seinen Marktanteil zu erhöhen.

Das gilt auch im SPFV: Hier steigt der Marktdruck ebenfalls und es muss sich was tun. Aber das ist dann eben ein Erfolg der Eisenbahnreform: In geöffneten Märkten werden alte Strukturen aufgebrochen. Die Deutsche Bahn AG hat bislang von allen Umstrukturierungen profitiert. Auch jetzt wird man einen guten Weg weiter fortsetzen.

Siehe auch: Deutsche Bahn fährt in die Verlustzone

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