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VRR zieht Jahresbilanz

29.02.16 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat in der letzten Woche seine Jahresbilanz vorgestellt. So konnte im vergangenen Jahr die Anzahl der zurückgelegten Fahrten im Verbundraum auf dem sehr hohen Niveau von rund 1,14 Milliarden stabilisiert werden. Die Ticketeinnahmen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf insgesamt 1,194 Milliarden Euro, das sind 45,7 Millionen Euro mehr als noch 2014.

Auch die Entwicklung im Bereich der digitalen Auskunftssysteme ist positiv und insbesondere die mobilen Fahrplanauskünfte nahmen weiter zu. So wurden 2015 durchschnittlich knapp 17 Millionen Fahrplananfragen pro Monat über die App beantwortet, was im Vergleich zu 2014 rund sechs Prozent mehr sind. Die in ihren Funktionen verbesserte VRR-App wurde nunmehr insgesamt rund 2,13 Millionen Mal heruntergeladen, dazu kommen knapp 400.000 Downloads der Apps kommunale Verkehrsunternehmen.

In den digitalen Auskunftssystemen wurde im letzten Jahr insbesondere die Datenqualität weiter verbessert und ein neues optimiertes Kartensystem integriert. Ziel ist es, auch den Vertrieb über das Smartphone einzuführen – hier ist die Rede von einem kilometerbasierten Smartphonetarif. VRR-Vorstand José Castrillo: „Ziel des Verbundes ist es, parallel zu den klassischen Tarifmodellen einen elektronischen Tarif zu etablieren, der den Fahrgästen zunächst über einen Zeitraum von ca. einem Jahr direkt über ihr Smartphone zugänglich gemacht werden soll.“

Beim Einstieg zu Beginn einer Fahrt mit einem oder mehreren öffentlichen Verkehrsmitteln checkt der Fahrgast sich via Smartphone ein, nach Verlassen des letzten Fahrzeuges am Ende der Reise checkt er wieder aus. „Dies erfolgt unter Wahrung höchster Datenschutzanforderungen, so werden beispielsweise Kundendaten getrennt von Bewegungsdaten auf unterschiedlichen Servern gespeichert. Den ermittelten Fahrten bzw. Fahrtenketten weist das System mithilfe eines Tarifrechners einen Preis zu. Dieser wird dann abschließend an ein Vertriebssystem zur Abrechnung mit dem Kunden übergeben“, erklärt Castrillo.

Wichtige politische Weichenstellungen im abgelaufenen Jahr gab es zudem im Eisenbahnwesen: Die über Jahre diskutierte Vergabe beim Rhein-Ruhr-Express wurde abgeschlossen: Wie bereits bekannt ist, wird Siemens 82 Züge liefern und für deren Instandhaltung garantieren. Weitere Bieter waren Stadler Rail sowie ein Konsortium aus Alstom und Škoda. Gefahren werden die Leistungen von Abellio und National Express. Dabei sind auch die Preiserwartungen des VRR noch einmal unterbogen worden.

Für die Anschaffung hat man mit 900 Millionen Euro kalkuliert, zahlte aber weniger als 800 Millionen Euro. Die Kosten für die Instandhaltung über dreißig Jahre hätten sich auf rund 1,3 Milliarden Euro belaufen sollen, sie liegen aber bei unter einer Milliarde Euro. So werden im Vergleich zur ursprünglichen Kalkulation – nicht zum noch teureren Status Quo – rund 450 Millionen Euro auf dreißig Jahre gespart. Das macht pro Jahr etwa 15 Millionen Euro, wovon sich etwa drei Millionen zusätzliche Zugkilometer bestellen lassen.

Vor diesem Hintergrund hat man auch bei der S-Bahn Rhein-Ruhr eine ähnliche Vorgehensweise beschlossen. Man hat drei Lose gebildet, wobei die Linien S6 und S11 bis 2023 bei DB Regio verbleiben. Dann werden sie gemeinsam mit dem benachbarten Aufgabenträger Nahverkehr Rheinland aus Köln vergeben. Zwei andere Lose jedoch vergibt der VRR allein: In beiden kommt das Lebenszyklusmodell zur Anwendung, wobei DB Regio dem VRR die Züge verkauft und für deren Wartung und Instandhaltung verantwortlich bleibt – unabhängig von der Frage, wer sie fährt. Das kann DB Regio sein, aber auch ein anderer.

Der Preis ist marktgerecht, kann aber aufgrund des noch laufenden Verfahrens nicht genannt werden. Im Vorfeld hatte der VRR Gutachter beauftragt, Preise zu errechnen und sich vorbehalten, bei einer Überschreitung dieses Benchmarks die Vergabe aufzuheben. In diesem Fall hätte DB Regio die Züge behalten müssen. In einem weiteren Los wird ein Hersteller zur Lieferung und Instandhaltung der Fahrzeuge gesucht.

Auch hier sind wieder zahlreiche Bieter im Spiel, die Vergabe soll in den kommenden Wochen erfolgen. Im Anschluss ist geplant, Verkehrsunternehmen zu suchen. Die beiden Lose werden mit Loslimitierung vergeben, so dass es in jedem Fall zwei Betreiber geben wird. Auch hier lässt sich im Vergleich zum Status Quo viel Geld sparen – das dann für Leistungsausweitungen und Qualitätsverbesserungen genutzt werden kann.

Siehe auch: Mehr Verkehr auf die Schiene

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