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VRR veröffentlicht S-Bahnausschreibung

12.10.15 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Wenige Monaten nachdem die Vergabe der Betriebs- und Instandhaltungsleistungen für den Rhein-Ruhr-Express vergeben worden sind, geht es nun nahtlos mit der S-Bahn weiter. Mit Ausnahme der Linien S5 und S8, die bereits seit letztem Dezember in einem neu ausgeschriebenen Verkehrsvertrag von DB Regio erbracht werden, wird das gesamte Netz in den kommenden Jahren neu vergeben. Es wird dabei mehrere Lose geben. Neben den Linien S5 und S8 verbleiben die Linien S6, S11 und S68 zunächst bei 2023 bei DB Regio, werden aber künftig mit ET 422 oder ET 423 betrieben. Die x-Wagen und ET 420 aus den Beständen der alten Bundesbahn sollen endgültig verschwinden.

Für 2023 folgt dann die gemeinsame S-Bahnvergabe mit dem benachbarten Aufgabenträger NVR. Im ersten Los, das aus den Linien S1 und S4 besteht, sollen ebenfalls ET 422 oder andere gebrauchte S-Bahntriebzüge verkehren. Diese will der VRR gebraucht kaufen und vom bisherigen Eigentümer instandhalten lassen. Es gilt branchenintern als wahrscheinlich, dass man die vorhandenen Fahrzeuge von DB Regio aufkaufen möchte, auch weil es wohl niemand anderen geben wird, der Züge dieser Art bereitstellen kann: 96 Zentimeter Einstiegshöhe und zwölf Türen pro Seite sind keine marktüblichen SPNV-Fahrzeuge. Mit einer Entscheidung über den Aufkauf solcher Fahrzeuge ist im ersten Quartal 2016 zu rechnen.

Bereits im Vorfeld des Verfahrens hat man beim VRR gutachterlich die Marktpreise für die Züge errechnen lassen. Sollten diese Preise, die in Gelsenkirchen unter Verschluss gehalten werden, nicht erzielbar sein, wird die Vergabe aufgehoben. Für diesen Fall müsste der VRR doch Neufahrzeuge anschaffen. Das andere Netz, in dem es in jedem Fall Neufahrzeuge geben wird, besteht aus den Linien S2, S3, S9, RB3, RB40 und RB 41. Neu sind die Linien RB3 und RB41, die im Rahmen des neuen S-Bahnkonzeptes einige Außenäste bedienen sollen. Die Linie RB40 kommt aus dem Ruhr-Sieg-Netz ins S-Bahnnetz. Das ebenfalls für 2019 zur Neuvergabe anstehende Ruhr-Sieg-Netz wird ohne die Linie RB40 ausgeschrieben.

Die Linien S8 und S9 fahren von Wuppertal-Oberbarmen aus nur noch jeweils einmal die Stunde weiter bis Hagen, so dass zwischen zwischen Hagen und Wuppertal-Oberbarmen über Gevelsberg ein sauberer Halbstundentakt ergibt – aktuell gibt es dort einen für Fahrgäste sehr unangenehmen 20/40-Minutentakt. Das wird sich ändern. Die Linie S8 wird, wie bereits jetzt, von Hagen aus zur S5 durchgebunden. Die Linie S9 fährt ab Hagen dann als RB40. Bereits früher, vor der ersten Vergabe der Linie RB40 im Dezember 2005, gab es eine Durchbindung mit der aus Wuppertal kommenden S-Bahn. Eine Umleitung über die andere Ruhrseite via Witten-Bommern wurde zwar evaluiert, jedoch nicht weiter verfolgt.

Im Rahmen der neuen Linienführung gibt es zusätzliche Direktverbindungen und schnellere Fahrten. So fährt die Linie RB3 zwischen Dortmund und Duisburg im Vergleich zur Linien S2, die diesen Ast dann nicht mehr bedienen wird, fast zehn Minuten schneller. Dadurch ist hier auch eine ernsthafte Entlastung und Alternative zur Linie RE3 zu erwarten, die im Berufsverkehr oft sehr stark frequentiert ist. Auch bei den neuen Zügen geht man davon aus, im ersten Quartal 2016 eine Entscheidung vorlegen zu können. Wartung und Instandhaltung werden wieder unabhängig vom Betrieb vergeben.

Unabhängig von den bestehenden Leistungsausweitungen ist aber eine grundsätzliche Aufwärtskompatibilität vorhanden. Im VRR werden aufgrund der Einigung zwischen Bund und Ländern die zur Verfügung stehenden Gelder in Zukunft steigen. Die Regionalisierungsgelder werden von sich aus höher, die Dynamisierung steigt und nach dem Kieler Schlüssel erhält Nordrhein-Westfalen in Zukunft einen größeren Anteil an der im Vergleich zum Status Quo gestiegenen Geldmenge. Da die Fahrgastzahlen auch steigen, gehen ebenfalls die Markterträge in die Höhe.

Wenn man dann noch die im Eisenbahnregulierungsgesetz angedachte Kostenbremse im Infrastrukturbereich hinzunimmt, wird der VRR in Zukunft vermutlich nicht nur qualitative, sondern auch quantitative Verbesserungen einführen können. Somit ist es möglich, den Halbstundentakt auf einigen Linien und Außenästen auch außerhalb der Hauptverkehrszeit auszuweiten. Aber auch beim Rhein-Ruhr-Express, der in seiner Endausbaustufe ja eine zusätzliche RE-Linie im Ruhrgebiet vorsieht, ist durch die neue Einigung ein Stück näher gerückt.

Siehe auch: Wettbewerspolitik fortsetzen

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