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Das gute Ende

06.08.15 (Kommentar, Sachsen) Autor:Stefan Hennigfeld

Natürlich war der Verzicht im Elektronetz Mittelsachsen für DB Regio ein Testballon. Sehen wir doch mal, was passiert! Es ist ein sehr viel kleineres Netz als die Vorlaufleistungen für den geplanten Rhein-Ruhr-Express in Nordrhein-Westfalen und die Prestigeträchtigkeit ist auch nicht so hoch. Möglicherweise werden ja Hinterbänkler im Landtag nervös, weil ein „außer Kontrolle geratener Verkehrsverbund“ durch seine Politik „die Bundesbahn vergrault“ hat.

Die Kommunikationsabteilung des DB-Konzerns arbeitet ja schon seit Jahren immer wieder mit den subtilen Drohungen, dass jede Menge Eisenbahnstrecken gegen den Willen der Landesregierungen oder Aufgabenträger künftig geschlossen werden müssen: Sei es, weil keiner mehr fahren will oder sei es, weil „die Bundesbahn“ vom Hof gejagt wurde. Natürlich baut man damit auf einer Kombination aus Halbwissen und dem ehrlichen Willen, für den eigenen Wahlkreis das beste herauszuholen. Und siehe da: Beim Elektronetz Mittelsachsen hat es nicht geklappt.

Auch die Gewerkschaften, die ja erfahrungsgemäß durchaus auch sehr skurrile Argumentationen mitgehen, haben sich nicht auf die Seite von DB Regio geschlagen, ihren Mitgliedern nicht erzählt, dass der Aufgabenträger mit seiner Vergabegestaltung dafür gesorgt habe, dass DB Regio sich nicht beworben hat, sondern haben die Unternehmensführung richtigerweise verantwortlich gemacht. Übrigens, im Falle der EVG sogar erstaunlich differenziert: Die sind zwar weiterhin gegen Herstellerwartung, aber sehen darin noch lange keinen Grund, dass DB Regio wie ein beleidigtes Kind nicht mehr mitspielt.

Bei der GDL war es etwas anders. Die haben aktuell zwar auch Kritik geäußert, im letzten Jahr jedoch schrieb der Vorsitzende Claus Weselsky auf Anfrage, dass es der persönlichen Interpretation der Presse obliege, aus den Ankündigungen von DB Regio tatsächlich einen Marktaustritt abzuleiten. Er hat wohl nie im Leben damit gerechnet, dass man bei der Deutschen Bahn wirklich auf diese Art reagiert.

Unter Mehdorn ist das in Niedersachsen schon mal passiert, als man der Ansicht war, dass die Nutzung eines vom Aufgabenträgers gestellten Fuhrparks unter der Würde des Unternehmens sei. Heute ist die Deutsche Bahn aber nicht mehr von der Profilneurose eines umstrittenen Vorstandsvorsitzenden geprägt, sondern es wird deutlich rationaler gearbeitet. Aus gutem Grund hat man einen großen Konzernumbau beschlossen, eben weil es für die Unternehmensentwicklung nicht reicht, öffentlich einen Marktaustritt zu zelebrieren.

Denn zum einen fallen die vermeintlichen Vorteile des integrierten Konzerns weg, wenn dieser am inländischen Eisenbahnverkehr nur noch wenig Interesse hat und sich auf ein paar lukrative Netze konzentriert (was langfristig auch die Akquise sehr renditeträchtiger Aufträge erschwert, weil „die Bundesbahn“ dann eben kein „natürlicher Betreiber“ mehr ist). Außerdem hat es natürlich Auswirkungen auf die Bieterlandschaft, wenn die große DB Regio ankündigt, nicht mitzubieten. Andere sehen dann ihre Chancen. Und so wurde die Vergabe im VMS jetzt marktwirtschaftlich gut und sinnvoll gelöst.

Siehe auch: VMS: Vertrag unterzeichnet

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