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Die gute Lösung

16.07.15 (Kommentar, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Wenn der VRR die Bereitstellung von Triebzügen mit 96 Zentimetern Einstiegshöhe im S-Bahnnetz ausschreibt, ist die Intention natürlich die, dass die Züge von DB Regio an den VRR vermietet oder verkauft werden und dieser die vorhandenen Fahrzeuge dann allen Bietern in der Betriebsausschreibung zur Verfügung stellt. Selbstverständlich kann auch jede Leasinggesellschaft in das Verfahren einsteigen, wobei wohl niemand diese Hohe Zahl von Fahrzeugen mit 96 Zentimetern Einstiegshöhe hat.

Deswegen wird es auf die Deutsche Bahn als einzigen Bieter hinauslaufen – wenn diese sich beteiligt. Natürlich muss sie das nicht tun, aber gerade das macht ja den Reiz aus: Der VRR ist richtigerweise bestrebt, die vorhandenen Fahrzeuge im Netz zu halten, von 2019 an für etwa 15 Jahre. Mitte der 2030er Jahre werden die ET 422 dann etwa 25 Jahre alt und am Ende ihrer wirtschaftlichen Nutzungsdauer angekommen sein. Bis dahin können sie jedoch noch S-Bahnleistungen an Rhein und Ruhr fahren. Aber dann eben so, dass nicht DB Regio, weil man als Altbetreiber die Fahrzeuge hat, in der Vergabe der Betriebsleistungen strukturell bevorteilt ist.

Die Fahrzeuge, die aktuell von der Deutschen Bahn genutzt werden, sind für alle zu gleichen Kosten zu haben. Auch DB Regio selbst kann sich an der Betriebsausschreibung beteiligen und muss die Züge dann vom VRR mieten. Für den Fall, dass man zu keiner Einigung kommt, kann der VRR ja immer noch neue Züge anschaffen lassen. Die Grundüberlegung ist aber richtig und dürfte gerade denen gefallen, die immer die Zulassung von Gebrauchtfahrzeugen bei Eisenbahnvergaben fordern, in Teilen wurde ja schon vor Jahren vor einer vermeintlichen „Fahrzeugblase“ gewarnt. Nun versucht man aktiv dagegen anzugehen, die Bahn hat zudem die Chance, ohne Sonderabschreibungen aus der Nummer herauszukommen – denn auch innerhalb des sehr großen konzerninternen Gebrauchtfahrzeugmarktes des DB-Konzerns dürfte es schwierig werden, Fahrzeuge mit dieser Einstiegshöhe und ohne Toiletten zu nutzen.

Gerade deshalb ist auf Seiten der Deutschen Bahn in den anstehenden Verhandlungen der Druck deutlich höher – denn wenn man sich nicht einigt, wird der VRR einfach Neufahrzeuge ausschreiben und DB Regio sitzt auf den Zügen. Besonders zu begrüßen ist dabei, dass die x-Wagen und 420er aus den Bundesbahnbeständen endlich verschwinden. Denn diese Fahrzeuge haben mit den Ansprüchen des modernen SPNV nichts mehr zu tun.

Durch die teilweise Anschaffung von Neufahrzeugen, etwa die, die in den letzten Jahren vor allem zwischen Köln und Hennef (Sieg) neu eingeführt worden sind, kann auch auf den Kölner Linien mit modernem Rollmaterial gefahren werden. Dadurch wird die Schiene, gerade in der von Einpendlern geprägten Stadt Köln, noch einmal attraktiver. So gelingt es, einen Kompromiss zwischen Wirtschaftlichkeit und möglichst hoher Attraktivität des Angebotes zu realisieren – wenn alle Beteiligten mitspielen. Auf jeden Fall tut sich im SPNV Nordrhein-Westfalens in den kommenden Jahren eine Menge und es wandelt sich insgesamt deutlich zum Positiven!

Siehe auch: VRR schreibt S-Bahntriebzüge aus

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