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VRR plant S-Bahntaktumstellung

28.05.15 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR (VRR) hat vergangene Woche angekündigt, den Takt auf einem Teil des S-Bahnnetzes umzustellen. Während der Zwanzig-Minutentakt (mit Ausnahme der S5) heute die Regel ist, sollen künftig auf einigen Linien, insbesondere im nördlichen Ruhrgebiet, eine Kombination aus Halb- und Viertelstundentakt gefahren werden. Start des neuen Konzeptes soll der Fahrplanwechsel im Dezember 2019 sein. Dann endet der bisherige Verkehrsvertrag mit DB Regio und eine Neuvergabe muss ohnehin stattfinden.

Über die genauen Verdingungsmodalitäten ist noch keine Entscheidung getroffen. Es ist möglich, dass die Vergabe ähnlich wie beim Rhein-Ruhr-Express läuft – vielleicht bleibt aber auch der Betreiber für Wartung und Instandhaltung zuständig. Was jedoch größtenteils bereits steht sind die Fahrpläne. In enger Abstimmung mit den Unternehmen, Fahrgastverbänden und den politischen Gremien entwickelte der VRR ein Konzept für die Taktumstellung, welches letzten Freitag durch den Verwaltungsrat des VRR im Rahmen einer Sondersitzung mehrheitlich beschlossen wurde.

Für eventuell anfallende Mehraufwände der kommunalen Verkehrsunternehmen bei der Anpassung bei Bus und Stadtbahnen stellt der VRR finanzielle Mittel bereit. Diese belaufen sich auf jährlich drei Millionen Euro für einen Zeitraum von fünf Jahren. Damit sollen mögliche Kosten, die z.B. durch Umorganisationen wichtiger Zuführungslinien fällig werden, kompensiert werden. Das Konzept für die Taktumstellung wurde auf der Grundlage mehrerer Untersuchungen und Fahrgastprognosen erstellt. „Der VRR war von Anfang an bestrebt, die Planungen für die Taktumstellung gemeinsam mit den benachbarten Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen stetig zu optimieren“, so VRR-Vorstandssprecher Martin Husmann. Er kündigt an, dass im weiteren Verlauf noch immer Detailanpassungen möglich seien, jedoch steht die grundlegende Entscheidung der neuen Vertaktung.

Im Auftrag des Landesverkehrsministeriums wurde im Jahr 2012 im Rahmen des Arbeitskreises Integraler Taktfahrplan eine umfassende Untersuchung begonnen. Die wesentlichen Vorteile für die SPNV-Nutzer durch die geplante Taktumstellung sollen verkehrliche Verbesserungen auf mehreren Ebenen beinhalten. Insbesondere besteht die Möglichkeit, die Leistungen zur Nebenverkehrszeit auf einen Halbstundentakt auszudünnen. Das macht die Situation auch im Hinblick auf mögliche Unsicherheiten bei den Regionalisierungsgeldern einfacher: Wenn die Bestellmittel real und/oder nominal weniger werden, sind Abbestellungen möglich, ohne dass Humpeltakte (etwa Verkehr alle 20/40 Minuten) für mangelnde Verfügbarkeit sorgen.

So sind Ausweitungen des Angebots unter anderem mit einem Viertelstundentakt auf der zentralen Ruhrachse (Essen – Dortmund, S1) sowie auf weiteren Linien in der Hauptverkehrszeit vorgesehen. Fahrgäste können nach der Taktumstellung darüber hinaus von schnelleren Verbindungen profitieren, zudem sind neuen Direktverbindungen geplant. Durch die Taktumstellung sollen auch die Nord-Süd-Verkehre gestärkt werden. Auf der Prinz-Wilhelm-Eisenbahn etwa wird die Linie S9 künftig im Halbstundentakt verkehren, eine Regionalbahn soll jedoch dafür sorgen, dass auch eine schnelle Verbindung zwischen Essen und Wuppertal möglich ist. Die neu eingeführte Linie wird im weiteren Verlauf über Oberhausen nach Wesel geführt, sodass sich hier eine zusätzliche Direktverbindung ergibt, die bislang nicht vorhanden ist.

Die S2 wird in ihrer jetzigen Konzeption nicht erhalten bleiben, sondern im Halbstundentakt fahren und weiterhin jede Stunde nach Recklinghausen und Essen über Gelsenkirchen. Eine neue Regionalbahn wird den Ast nach Duisburg übernehmen. Die S4, die verkehrlich gesehen Teil der Dortmunder Stadtbahn ist, wird auf einen Halbstundentakt umgestellt. Jedoch gibt es zwei neue Ergänzungslinien S24 und S42, die zwischen Dortmund-Mengede, Unna, Dortmund-Lütgendortmund und Dortmund Hbf verkehren. So wird der Westteil der heutigen Linie S4 erstmals direkt an den Hauptbahnhof angebunden und die Umsteigestelle in Dortmund-Dorstfeld entfällt. Die Linie S1 wird von Dortmund nach Essen alle Viertelstunde fahren, dann im Halbstundentakt bis Duisburg, wo sie bis Solingen im Zwanzig-Minuten-Takt weiterfährt. Die Linie S3 wird im Halbstundentakt fahren, zwischen Essen und Oberhausen jedoch von einer Regionalbahnlinie ergänzt. Am aktuellen Takt der Linie S5 zwischen Dortmund, Witten und Hagen ändert sich nichts.

Siehe auch: Planung mit Sinn und Verstand

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