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Abellio stellt sich in Berlin vor

26.05.15 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Seit letztem Monat sitzt die Abellio GmbH offiziell nicht mehr in Essen, sondern in Berlin. Die deutsche Tochtergesellschaft der niederländischen Staatseisenbahn verdeutlicht mit dem Umzug aus dem Ruhrgebiet in die Bundeshauptstadt den Anspruch, ein im gesamten deutschen SPNV relevanter Akteur zu sein. Aktuell ist man in Nordrhein-Westfalen, über die Beteiligung an der Westfalenbahn auch in Niedersachsen sowie ab Dezember im großen Stil im Freistaat Thüringen und Sachsen-Anhalt im Geschäft. Weitere Ausschreibungsteilnahmen finden aktuell in Baden-Württemberg in Norddeutschland statt.

Gut vier Jahre, nachdem man mit dem Abellio-Urteil eine grundsätzliche Änderung der Marktsituation erwirkt hat, ist Abellio fester Bestandteil des Eisenbahnwesens in der Bundesrepublik. Berlin Partner hat das Unternehmen auf seinem Weg in die Hauptstadt begleitet und begrüßt Abellio gemeinsam mit der Wirtschaftssenatorin in Berlin. In der Hauptstadt finden die rund 25 Mitarbeiter ihren neuen Arbeitsplatz in einer der stärksten Konzentrationen für Schienenverkehr in Deutschland: In der Region Berlin-Brandenburg beschäftigen über 200 Unternehmen und 33 Wissenschaftseinrichtungen rund 20.700 Mitarbeiter der Branche.

Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) ist ob der Bedeutung der Bundeshauptstadt für die Schienentechnologie zufrieden: „Berlin ist in der Schienenverkehrstechnologie führend in Deutschland. Global Player wie mittelständische Unternehmen sind von der Fahrzeugherstellung, über Gleis- und Weichenbau bis hin zu schienenverkehrsbezogenen Dienstleistungen mit ihren Produkten und Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette weltweit erfolgreich. Ich freue mich, dass Abellio sein Deutschlandgeschäft von nun an von Berlin aus steuern wird und damit dem Schienensektor Rückenwind gibt.“

Aber auch für Abellio ist der Umzug ein Gewinn. Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung des Unternehmens: „Abellio Deutschland ist sehr gerne in die Hauptstadt gekommen: Wir haben uns als bundesweit expandierendes Bahnunternehmen zum Ziel gesetzt, den Wettbewerb auf der Schiene mit unserem Benchmarking in Sachen Qualität, Service sowie Preis-Leistungsverhältnis weiter voranzutreiben. Wo ginge das besser als in Berlin, das sich zum deutschen Zentrum für den Bahnsektor entwickelt hat – hier sitzen nicht nur große Bahnbetreiber und Fahrzeughersteller, die mit unseren Bestellungen und Investitionen Arbeitsplätze in der Region sichern, sondern auch die wesentlichen Verbände und politischen Institutionen. Dabei sind wir von der Wirtschaftsförderung und der Senatsverwaltung mit offenen Armen empfangen worden. Dafür gilt beiden unser besonderer Dank.“

Er nutzt die Gelegenheit im Rahmen seines Grußwortes noch einmal auf einige strukturelle Probleme im Markt hinzuweisen. Dass DB Regio im 22. Jahr der Eisenbahnreform noch immer mehr als zwei Drittel des Marktes beherrscht, liegt für ihn auch an den „regulativen Bedingungen für die Ausschreibungen, die manch einen fairen Wettbewerb nicht zulassen.“ Dabei verwies Krenz auf die hiesige S-Bahn – hier war die Vergabe so gestaltet, dass eine erfolgreiche Teilnahme für andere Bieter als den DB-Konzern nicht möglich war. Die Folge ist, dass es jetzt sehr, sehr teuer wird. Dabei wird das Geld schon an anderer Stelle knapp. Natürlich lassen sich Ausschreibungsersparnisse erzielen, aber diese werden an anderer Stelle aufgezehrt.

Krenz: „Der Bund der Steuerzahler meinte mal eben ganz pauschal, dass durch Ausschreibungen zwanzig Prozent Einsparung im SPNV drin seien und somit 1,5 Milliarden Euro zu viel ausgegeben würden. Das Gegenteil ist der Fall. Die Bahn verteuert die Trassenpreise, sodass für den Betrieb der Linien immer weniger Geld zu Verfügung steht. Eine Kopplung der Steigerung der Gesamtmittel an die Trassenpreissteigerung ist also wichtig.“

Doch nicht nur die Gesamthöhe sei wichtig, auch die Zweckbindung. Die Regionalisierungsgelder dürfen in Zukunft keine Verhandlungsmasse zwischen Bund und Ländern seien. Die Finanzmittel müssen langfristig und auskömmlich gesichert werden. Stephan Krenz: „Sonst droht ein deutlich schlechterer SPNV-Service bis hin zu Streckenstillegungen. Dagegen werden wir uns wehren. Hier vor Ort in Berlin. Auch gemeinsam mit anderen Wettbewerbern.“ In den kommenden Jahren dürfte also eine Menge im Fluss sein bei Abellio. Die Expansion wird in jedem Fall auch über die aktuellen Netze hinaus weitergehen.

Siehe auch: Die Berliner Luft

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