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DB AG stellt neues SPFV-Konzept vor

19.03.15 (Fernverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Deutsche Bahn hat am gestrigen Mittwoch ihr neues SPFV-Konzept für Deutschland vorgestellt. Dabei wird zwischen einem ICE-Netz und einem InterCity-Netz unterschieden. Der ICE soll die schnelle Verbindung zwischen den Metropolen sein und mindestens im Stundentakt, teilweise jedoch auch durch Überlagerungen im Halbstundentakt fahren. Der InterCity soll (von Ausnahmen abgesehen) jede deutsche Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern im Zweistundentakt verlässlich an den SPFV anbinden. Der Deutschlandtakt nimmt, zumindest im Eisenbahnfernverkehr, Gestalt an.

Jedoch: Obwohl sich einige Dinge kurzfristig und merklich verbessern (z.B. wird es ab 2017 möglich sein, bis zu einer Stunde vor der Abfahrt einen Sparpreis zu buchen), soll es bis weit in die 2020er Jahre dauern, bis das gesamte Konzept umgesetzt ist. Hierbei ist explizit die Rede davon, dass man zunächst laufende RE-Verträge beenden lassen will, bevor man weitersieht. Dazu kommt die Ankündigung, verstärkt 19-Euro-Sparpreise anzubieten, sodass man hier auch auf die Konkurrenz im eigenen Netz reagieren kann. Modelle, wie es sie zwischen Bremen und der Nordsee, bald auf der Gäubahn oder in Thüringen gibt, sollen sich bundesweit durchsetzen.

In einer Presseerklärung der DB AG heißt es: „Daneben strebt die DB im neuen IC-Netz auch weitere Tarifintegrationen mit dem Nahverkehr an. Wie heute schon auf Teilstrecken in Niedersachsen und Bremen möglich, könnten Reisende dann auch in weiteren Regionen den IC mit Nahverkehrstickets nutzen.“ Dort zahlt der Aufgabenträger ein Bestellerentgelt an die DB AG, im Gegenzug lässt sich der InterCity mit Nahverkehrsfahrscheinen nutzen. Hier passt dann wieder das Ende von RE-Vertragslaufzeiten bei der Einführung neuer InterCity-Linien. Das Konzept ist auf 15 Jahre ausgelegt, von aktuell rund 130 Millionen Fahrgastfahrten im Jahr soll es dann rund 180 Millionen Fahrgastfahrten geben. Dazu werden, wenn alles so klappt, wie man es sich bei DB Fernverkehr vorstellt, rund 1.500 neue Planstellen geschaffen.

Inwieweit im Gegenzug bei DB Regio oder anderen im Regionalverkehr tätigen Betreibern Stellen wegfallen, weil man auf das Konzept InterCity statt Regionalexpress setzt, bleibt abzuwarten. Trotzdem ist Ulrich Homburg, DB-Personenverkehrsvorstand, zufrieden: „Mit dem größten und modernsten Fernverkehrsnetz seit der Bahnreform wollen wir unseren Beitrag zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands leisten.“ Doch das lukrative ICE-Kernnetz bleibt in jedem Fall eigenwirtschaftlich bestehen und wird weiter ausgebaut. Homburg: „Mit zwei ICE-Zügen pro Stunde auf den Hauptachsen schaffen wir quasi eine superschnelle und hoch komfortable S-Bahn zwischen den deutschen Metropolen.“

Dazu ist zusätzliches Rollmaterial notwendig. Im Jahr 2016 sollen alle 17 neuen ICE 3-Züge einsatzfähig sein und Ende 2017 der schrittweise Regelbetrieb der 130 bestellten ICx-Züge beginnen. Zusammen mit den ICE-Bestandsflotten werden bis 2030 dann insgesamt 360 Fahrzeuge das Rückgrat des neuen ICE-Netzes bilden. Der künftige Fahrplan weist vor allem auf den wichtigen Nord-Süd- und Ost-West-Achsen mehr Frequenzen auf.

Gerade dafür gibt es vielfach Lob aus der Branche. Die Allianz pro Schiene zeigt sich erfreut. „Das ist ein mutiger und folgerichtiger Schritt, um auf die geänderten Marktbedingungen zu reagieren“, sagte deren Geschäftsführer Dirk Flege. „Diese Aufbruchstimmung bietet die Chance für mehr Verkehr auf der Schiene, muss nun aber von der Politik durch flankierende Maßnahmen nach Kräften unterstützt werden.“

Auch bei der EVG freut man sich. Vorstandsmitglied Reiner Bieck: „Das ist in der Geschichte des Personenverkehrs ein Novum, aber auch zwingend notwendig und damit die von uns geforderte positive Rolle vorwärts.“ Ob 1.500 zusätzliche Planstellen ausreichend seien, stellte er jedoch in Frage. „Es ist gut, dass mehr Personal eingesetzt werden soll, wenn die Anzahl nicht ausreicht, muss nachgesteuert werden.“ Zusätzliche Belastungen dürfe es nicht geben. Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen reagierte positiv. „Wenn die Deutsche Bahn nicht will, dass noch mehr Fahrgäste aussteigen, muss sie einen Mentalitätswandel vollziehen, vom Vorstand bis zum Zugbegleiter. Der Kunde muss im Mittelpunkt stehen“, sagt Klaus Müller, Vorstand des vzbv. Der vzbv fordert besseren Service und einen unabhängigen Qualitätsbericht aus Verbrauchersicht. Ein Controlling wie im Regionalverkehr solle auch im Fernverkehr künftig flächendeckend eingeführt werden.

Siehe auch: Was dahintersteckt

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