Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

VRR legt aktuellen Qualitätsbericht vor

09.03.15 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr hat in der vergangenen Woche seinen Qualitätsbericht für 2014 vorgelegt. Spitzenreiter sind erneut Abellio und die Düsseldorfer Regiobahn, wobei letztere den Vorteil hat, dass sie (zumindest auf den Außenästen) die Qualität ihrer eigenen Zugangsstationen steuern und somit auch hier Einfluss auf die Fahrgastzufriedenheit nehmen kann. Der neue Bericht zeigt aber auch, wie sehr sich die wettbewerbliche Vergabe inklusive einem deutlich stärkeren Controlling auf Qualität und Leistung des Betreibers auswirkt.

Sobald Schlechtleistungen stärker pönalisiert werden, hat das EVU ein deutlich höheres ökonomisches Eigeninteresse an sauberen und pünktlichen Zügen als bei nur geringen Mechanismen dieser Art. Das gilt auch in Bruttoverträgen, insbesondere da die Eisenbahn über weite Strecken Fahrgäste hat, die ohnehin drauf angewiesen sind und selbst bei extremen Schlechtleistungen keine Alternative haben. So geht aus dem vorliegenden Bericht hervor, dass die Qualität auf den ausgeschriebenen Linien wie schon in den Vorjahren deutlich besser war als im restlichen Betrieb. Der grundsätzlich positive Trend hinsichtlich der Zugausfälle und -verspätungen in 2014 wurde im Jahresverlauf in erster Linie durch externe Einflüsse wie Unwetter, Streiks und Baumaßnahmen gebremst. Vor allem in den ersten Monaten des Jahres war verglichen mit 2013 eine positive Entwicklung erkennbar. Es gab weniger Zugausfälle im Verbundgebiet, die Züge fuhren im Durchschnitt pünktlicher.

Grundsätzlich verbesserte sich die Qualität auf vielen Linien, jedoch waren auf einigen Linien auch Verschlechterungen zu erkennen. Externe Vorkommnisse bremsten diese grundsätzlich positive Entwicklung: Stürme und Unwetter im Juni sowie im Herbst wirkten sich massiv auf den SPNV im VRR aus: Im Juni fiel fast jede fünfte S-Bahn aus, die Pünktlichkeitswerte verschlechterten sich und mehr Fahrten wurden vom Betreiber der jeweiligen Linie nicht mit der vom VRR geforderten Kapazität erbracht. Zudem sorgten im Jahresverlauf Streiks und Baumaßnahmen für Ausfälle und Verspätungen. Bemerkenswert sind im Fall von DB Regio teilweise erhebliche Qualitätsunterschiede zwischen den Linien, die im großen Verkehrsvertrag betrieben werden und denen, die man in Ausschreibungsverfahren gewonnen hat.

Auch ein Trend, der sich durch die Jahre zieht, so war die seit 2004 wettbewerblich vergebene Rhein-Haard-Achse auch dann nicht von Schlechtleistungen betroffen, als die Situation im großen Verkehrsvertrag, insbesondere auch den S-Bahn-Linien, eskaliert ist. „Wir sind zuversichtlich, dass die heute noch nicht in den Wettbewerb gebrachten Linien nach erfolgreicher Vergabe ebenfalls eine deutlich bessere Qualität auf die Schiene bringen“, betont VRR-Vorstandssprecher Martin Husmann den Vorzug des Wettbewerbs für die Qualität im SPNV. Der Zustand der Fahrzeuge wurde besser bewertet als 2013. Doch fällt neben den unterschiedlichen Werten für die einzelnen Verkehrsunternehmen besonders auf, dass die vom DB-Werk Aachen betreuten Linien mit Doppelstockwagen (RE1, RE4 und RE5) außerordentlich schlechte Werte im Bereich der Funktionalität der WC-Einrichtungen vorweisen.

„Eine Bewertung der Funktionalität der WC-Einrichtungen von nur rund 77 Prozent auf der RE1 und sogar nur 60 Prozent auf der RE 5 ist im Vergleich zu rund 83 Prozent im Schnitt auf allen RE/RB-Linien bzw. zu über 90 Prozent auf den Abellio-Linien ein außerordentlich schlechter Wert“, kritisiert Martin Husmann. „Hier werden wir im Jahr 2015 intensiv auf die DB einwirken, um den Zustand der vom Werk Aachen betreuten Linien zu verbessern.“ Die Analyse der Behängungsquoten zeigt, dass RE-Linien 2014 mehr als doppelt so häufig mit verminderter Sitzplatzkapazität unterwegs waren wie Regional- oder S-Bahnen.

Die genannten Linien werden ab Dezember 2016 in einem Übergangsvertrag gefahren, der wettbewerblich vergeben worden ist, nicht mehr im großen Verkehrsvertrag. Hintergrund waren Verzögerungen im Rahmen der Hauptvergabe der RRX-Leistungen, deren Betriebsaufnahme gestaffelt zwischen 2018 und 2022 stattfinden wird. Die Linien werden dann nicht mehr vom Betreiber (wer auch immer das sein wird) instandgehalten, sondern vom Hersteller Siemens am neu zu errichtenden Standort Dortmund-Eving. Den Übergangsvertrag hat sich DB Regio zugesichert, die dann jedoch mit stärkeren Controllingelementen für die verbliebenen Jahre in den Linien weiterfahren werden.

Siehe auch: Controlling sorgt für Qualität und Transparenz

Kommentare sind geschlossen.