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Destatis: ÖV-Personenaufkommen ist gestiegen

16.02.15 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Wie das Statistische Bundesamt in der letzten Woche mitgeteilt hat, ist das Personenverkehrsaufkommen im ÖV-Sektor im Jahr 2014 gestiegen. Die Fahrgastzahlen im ÖPNV sind um 0,6 Prozent gestiegen, im Luftverkehr sogar um 3,1 Prozent. Im Nahverkehr mit Bussen und Bahnen unternahmen die Fahrgäste im Jahr 2014 im Linienverkehr 11,0 Milliarden Fahrgastfahrten, das waren 0,5 Prozent mehr als im Jahr 2013. Wachstumsmotor war hier der Schienennahverkehr: Im Nahverkehr mit Eisenbahnen (einschließlich S-Bahnen) stiegen die Fahrgastzahlen 2014 um 2,1 Prozent, im Nahverkehr mit Straßen-, Stadt- und U-Bahnen um 1,7 Prozent. Dagegen fuhren weniger Personen mit Nahverkehrsbussen, der Rückgang lag bei 1,1 Prozent. Auch der Fernverkehr mit Eisenbahnen verbuchte leichte Rückgänge: 2014 nutzten 130 Millionen Reisende (-1,3 Prozent) die SPFV-Angebote.

Nachdem schon im Jahr 2013 im Linienfernverkehr mit Omnibussen nach dessen Liberalisierung die Fahrgastzahlen deutlich auf 8,2 Millionen angestiegen waren, wird für 2014 nochmals mehr als eine Verdopplung erwartet: Voraussichtlich werden die Fahrgastzahlen zwischen 17 und 19 Millionen liegen. Für die Allianz pro Schiene ist das ein politischer Erfolg. Der SPNV sei „Wachstumsmotor“ und müsse daher gefördert werden. Verbandsgeschäftsführer Dirk Flege: „Dieses erfreuliche Wachstum ist kein Einmaleffekt. Beim Schienennahverkehr beobachten wir seit Jahren eine steigende Nachfrage. Dabei hat der öffentliche Verkehr seine Wachstumsgrenzen noch nicht erreicht. Das Potenzial ist riesig, wenn das Angebot an die Reisenden stimmt.“

Dabei verwies er noch einmal darauf, dass der Verband die Broschüre Stadt, Land, Schiene kurz vor Weihnachten aktualisiert hat. Hier werden besondere Erfolgsmodelle des SPNV vorgestellt, z.B. die Düsseldorfer Regiobahn oder das Weser-Ems-Netz der Nordwestbahn. Angesichts der steigenden Fahrgastzahlen im Regionalverkehr sei es umso bedauerlicher, dass der Bund nicht bereit sei, die Regionalisierungsgelder zu erhöhen. „Statt die Weichen zügig auf Ausbau zu stellen, hat der Bund die im Koalitionsvertrag angekündigte Neufestsetzung der Regionalisierungsmittel auf 2015 vertagt.“ Flege verwies auf einen aktuellen Gesetzesentwurf des Bundes, wonach die Länder im laufenden Jahr 7,4 Milliarden Euro erhalten sollen, dieselbe Summe wie im Vorjahr mit einer moderaten Erhöhung von 1,5 Prozent.

Die Länder hatten dagegen einen Bedarf von 8,5 Milliarden Euro gutachterlich ermittelt und den Bund um eine schnelle Umsetzung und langfristige Planungssicherheit ersucht, um die stetig steigenden Betriebs-, Energie- und Personalkosten aufzufangen und den Nahverkehr weiter auszubauen. Eine finanzielle Verantwortung der Länder sieht Flege nicht. Dass diese größtenteils nicht bereit sind, sich an den Kosten für die Schiene zu beteiligen, kritisiert die Allianz pro Schiene nicht, sondern nimmt ausschließlich den Bund in die Pflicht. Im Gegenteil: Man verweist explizit darauf, dass 2007 die Regionalisierungsgelder gesenkt wurden. Die Länder erhalten seitdem nicht zweckgebundene Ausgleichszahlungen, finanziert aus den Mehreinnahmen durch die Umsatzsteuererhöhung zum 1. Januar 2007. Die Allianz pro Schiene übt keine Kritik an der Tatsache, dass die meisten Länder dieses Geld anderweitig im Haushalt nutzen. Mehr Geld soll es dennoch geben. Flege: „Die Länder haben ihren Bedarf von 8,5 Milliarden Euro nachvollziehbar begründet, aber der Bund tritt auf die Bremse. Die wachsenden Fahrgastzahlen zeigen eindeutig: Die Menschen in Deutschland wollen mehr Schienenverkehr.“

Weniger euphorisch reagiert der Fahrgastverband Pro Bahn. Der Rückgang im SPFV besorgt den Verband. Sprecher Gerd Aschoff warnt davor, dass das Potential des Fernverkehrs „nicht ausgeschöpft“ sei. Darüber hinaus fordert man auch dort eine größere Finanzierungsgrundlage. Aschoff: „Die Länder benötigen zur zukünftigen Finanzierung des Nahverkehrs auf der Schiene eine Erhöhung von 7,3 auf 8,5 Milliarden jährlich. Wenn die nicht kommt, wird es Abbestellungen und Streckenstilllegungen geben.“ Einsparpotentiale bei den Verkehrsunternehmen seien ausgereizt. Auch Pro Bahn formuliert keine Forderungen an die Länder selbst, sondern ausschließlich an den Bund. Das Problem der steigenden Trassenpreise und die Frage, wie dies zu lösen sei, klammert man sowohl bei Pro Bahn als auch bei der Allianz pro Schiene aus bzw. will stark steigende Kosten mit mehr öffentlichen Geldern kompensieren.

Siehe auch: Die regionale Bedeutung des öffentlichen Verkehrs

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