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Siemens erhält RRX-Auftrag

12.02.15 (Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz) Autor:Stefan Hennigfeld

In dieser Woche wurde bekannt gegeben, dass Siemens die 82 Triebzüge für den Rhein-Ruhr-Express liefern und für dreißig Jahre instandhalten soll. In einer Ausschreibung hat sich das Unternehmen durchgesetzt, die Fahrzeuge sollen am Standort Krefeld gebaut werden. Für die spätere betriebsnahe Instandhaltung wird am Standort Dortmund-Eving ein neues Werk eröffnet. Siemens ist bereits im deutschen SPNV im After-Sales-Bereich tätig, das Unternehmen betreibt Wartung und Instandhaltung für die Fahrzeuge von Trans Regio am Standort Koblenz. Da der Rhein-Ruhr-Express auf einem Außenast auch bis dorthin fahren wird, bleibt abzuwarten, inwieweit einzelne Arbeiten, insbesondere an Zügen, die umlaufbedingt nur selten nach Dortmund kommen, auch in Koblenz stattfinden werden.

Zufrieden zeigt sich der nordrhein-westfälische Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD) gemeinsam mit den verantwortlichen Geschäftsführern der Zweckverbände über den positiven Verlauf des Verfahrens und die Abgabe von insgesamt drei interessanten und wirtschaftlichen Angeboten. „Auch wenn am Ende immer nur einer gewinnen kann“, erklären die Entscheider heute gemeinsam, „gilt unser Dank allen Beteiligten, die an diesem anspruchsvollem Wettbewerbsverfahren teilgenommen und somit einen weiteren großen Schritt zur Realisierung des bedeutendsten Verkehrs- und Mobilitätsprojekt – dem RRX – in NRW beigetragen haben. Die Bahnindustrie hat dabei ihre Innovationsfähigkeit und ihre Bereitschaft, neue Wege zu gehen, unter Beweis gestellt.“ Die Fahrzeuge erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 160km/h und haben verbesserte Beschleunigungswerte, was für die Betriebsstabilität auf den stark befahrenen Eisenbahnmagistralen im Ruhrgebiet besonders wichtig sein dürfte, gerade auch im Hinblick auf die hohe Haltdichte. So wird sichergestellt, dass bei betrieblichen Unregelmäßigkeiten schnell wieder der Normalzustand erreicht werden kann.

Einen Inselbetrieb wird es für den Rhein-Ruhr-Express nämlich nicht geben, sondern die Züge schwimmen im SPFV und teilweise auch anderen Regionalzugleistungen mit. Im Zielkonzept ist zwischen Dortmund und Köln ein sauberer Viertelstundentakt vorgesehen. Doch bis dahin wird es noch dauern, wenn er überhaupt kommt. Bereits vor einigen Jahren sprach Groschek öffentlich davon, es würde bei einer „abgespeckten Version“ bleiben. Tatsächlich dürften die Leistungsausweitungen wohl kaum finanzierbar sein. Allerdings: Wenn es bei den Regionalisierungsgeldern eine positive Entwicklung gibt, ist eine Umsetzung betrieblich und technisch jederzeit möglich. Denn die Züge, die auf der Wupperachse eingesetzt werden, können dort auch wieder abgezogen werden, dann käme da anderes Rollmaterial hin. Im Großraum Wuppertal oder grundsätzlich auf der Düsseldorfer Ost-West-Achse sind die betrieblichen Ansprüche nicht so hoch wie im Ruhrgebiet, sodass man dort auf das hohe Beschleunigspotential durchaus verzichten könnte.

Eigentümer der Fahrzeuge werden die Aufgabenträger sein und zwar gemessen an ihrem Anteil am Aufkommen der jährlich zu erbringenden Zugkilometer. Die Fahrzeuge werden dann an die Betreiber vermietet. Diese stehen im Moment noch nicht fest, sondern werden in einer nachgelagerten Vergabe gesucht. Die dort zu erbringenden elf Millionen Zugkilometer pro Jahr sind aufgeteilt in drei etwa gleich große Lose. Eine Loslimitierung ist nicht vorgesehen, sodass es ein, zwei oder drei Betreiber der Linien geben wird, die aktuell noch alle bei DB Regio sind. Ob man sich an der Vergabe beteiligen wird, ist unklar. Jedoch sind heute bereits zahlreiche weitere Bieter im Verfahren, sodass die Resonanz groß und die Sorge, niemand würde fahren wollen, unbegründet ist. Im Herbst 2014 wurden zahlreiche Beschwerden von DB Regio durch die zuständige Vergabekammer abgewiesen.

Dort wurde der VRR von Rechtsanwältin Ute Jasper, Partnerin der Düsseldorfer Kanzlei Heuking, vertreten. Diese zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden: „Die RRX-Ausschreibung kann als Lebenszyklusprojekt wettbewerbliche Vorteile in erheblicher Höhe sichern, weil der Wettbewerb nicht nur auf günstige Fahrzeuge, sondern auch auf den wirtschaftlichen Betrieb, besonders auf niedrigen Energieverbrauch, ausgerichtet war. Leichte, energieeffiziente Fahrzeuge waren neben dem Preis entscheidend für den Zuschlag.“ Der Zuschlag für den Betreiber wird voraussichtlich noch dieses Jahr folgen, so dass dann ausreichend Zeit für die jeweiligen Betriebsaufnahme in den Losen sein wird.

Siehe auch: Es wird konkret

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