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EVG und GDL: Nicht mehr vermittelbar

24.11.14 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Jetzt reden also EVG, GDL und Bahn miteinander. Aber nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. Und dann doch wieder nur darüber, worüber man mal redet. Oder auch nicht. Und dann stehen die Tarifverhandlungen selbst ja immer noch vor der Tür. Dabei hat sicher jeder Verständnis, wenn die Eisenbahner sich nicht mehr mit den sehr, sehr geringen Angeboten der Deutschen Bahn zufriedengeben wollen. Auch, dass die EVG mindestens 150 Euro mehr fordert, damit vor allem die unteren Einkommensgruppen eine spürbare Verbesserung haben (und ihren Kindern dieses Jahr ein paar Weihnachtsgeschenke kaufen können), ist ohne Frage richtig und zeigt auch Wertschätzung vor Tätigkeiten, die man für einen funktionierenden Eisenbahnbetrieb eben benötigt.

Die Züge müssen geputzt, die Aschentonnen entleert werden. Was ärgert sich der Fahrgast oft, wenn im Zug eine Zeitung von vor drei oder vier Tagen liegt (von eingetrockneten Fäkalverschmutzungen ganz zu schweigen). Ja, die Leute, die hier für Sauberkeit sorgen und sicherstellen, dass die Aufenthaltsqualität in den Zügen und an den Stationen annehmbar ist, denen sei der Schluck aus der Pulle von Herzen gegönnt. Aber aktuell geht es eben nicht um die Frage, ob der Bahnsteigfeger dreißig oder achtzig Euro im Monat mehr kriegen soll, sondern die Zuständigkeiten zwischen den Gewerkschaften sind noch immer ungeklärt und an dieser Stelle erreicht der Konflikt ein Niveau, auf dem die Problematik niemandem mehr vermittelbar ist.

Jetzt ist hier an dieser Stelle alles schon ausdiskutiert worden: Ja, drei Tage „Warnstreik“ von Verdi ist schlimmer, gerade auch, wenn die kommunalen Monopolisten in diesem Fall den Streik aktiv unterstützen. Rechtswidrigerweise Betriebshöfe zu blockieren ist schlimm, dass die blockierten Unternehmen das dulden, ist schlimmer (alles im Frühjahr 2014 bei insgesamt drei Tagen Warnstreik im ÖPNV passiert). Auch die Äußerungen von Herrn Weselsky, ganz gleich ob er über Kranke, Behinderte oder die EVG spricht und nebenbei über eine Progromstimmung gegen Triebfahrzeugführer lamentiert, sind skurill und sorgen dafür, dass die GDL als ein wenig ernsthafter Verhandlungspartner dasteht. Alles richtig, aber auch alles nutzlos für den Fahrgast. Auch das Thema Loslimitierung als politische Konsequenz kann vielleicht in einigen Jahren Abhilfe schaffen, aber nicht kurzfristig.

Jetzt wird es Leute geben, die wieder nach einer „politischen Lösung“ rufen und damit meinen, dass das Streikrecht geändert bzw. vermindert werden soll. Solche Schnellschüsse sind aber auch nicht richtig, vor allem nicht dann, wenn solche Gesetze vom Bundesverfassungsgericht in einem Jahr einkassiert werden. Nein, hier sind weder Politiker noch andere Gewerkschaften gefragt, hier sind die drei beteiligten Akteure selbst gefragt. Wenn es darum geht, nach einer politischen Stärkung des Verkehrsträgers Eisenbahn zu rufen, dann sind sie sich ja auch alle einig. Das gilt es jetzt praktisch umzusetzen und weitere Streiks zu vermeiden. In der Weihnachtszeit, zwischen den Jahren, aber dann auch im Januar: Alle drei Parteien haben die gleiche Verantwortung!

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