Das Deutschlandticket fortschreiben
05.12.24 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld
Das Deutschlandticket muss bleiben, da führt kein Weg vorbei. Wobei es natürlich möglich ist, dass die Gelder irgendwann nicht mehr fließen, weil man sich mit politischen Mehrheiten gegen die Finanzierung entscheidet, aber es wäre fatal für öffentliche Verkehrsmittel und über eine „Verkehrswende“, also über eine Verlagerung weg vom Auto auf Bus und Bahn, bräuchte dann keiner mehr zu sprechen.
Das Deutschlandticket ist wahrscheinlich das, was von Bundeskanzler Olaf Scholz bleibt. Weg von einem absurden Potpourri nicht mehr zählbarer Verbundtarife, keine Waben, Zonen, Ringe und was der Kuckuck was mehr, sondern ein verlässliches Deutschlandticket für alle: Damit kann ich in Koblenz zur Arbeit fahren, am Wochenende beim Berlin-Kurzurlaub mit der U-Bahn und wer beruflich in Köln oder München ist, steigt mit dem Deutschlandticket einfach in die dortige U-Bahn und fährt los.
Die Digitalisierung sorgt zudem dafür, dass immer mehr Gelegenheitsfahrer die App ihres Verkehrsverbundes auf dem Smartphone haben: Einloggen, losfahren und die Abrechnung erfolgt dann später, gedeckelt auf den jeweiligen Preis des Deutschlandtickets – es wird bei wenigen Fahrten billiger, aber keinesfalls teurer, sodass man quasi mit Kostenbremse verlässlich unterwegs ist.
Wobei sich natürlich die Frage stellt, wie es denn mit einer finanziellen Beteiligung der Länder aussieht: Das Deutschlandticket ist ein revolutionäres Projekt und funktioniert nur auf gesamtstaatliche Art und Weise. Man kann nicht sagen „Das muss der Bund bezahlen“ oder „An diesen Kostensteigerungen beteiligen wir uns nicht“. So läuft die Nummer nicht. Wenn die finanziellen Aufwendungen des Bundes steigen, müssen sich auch die Länder entsprechend mehr beteiligen.
Wenn dieser Konsens nicht steht, wird das Deutschlandticket nämlich immer wieder zur reinen Verhandlungsmasse zwischen Bund und Ländern oder Regierung und Opposition und genau das kann keiner wollen. Der Ansatz, dass man das Deutschlandticket verstärkt auch als Jobticket anbietet ist da sicher auch vernünftig, gerade wenn die Tarifparteien das im Rahmen von Tarifabschlüssen vereinbaren. Seit einigen Jahren fällt das Jobticket lohnsteuerrechtlich nicht mehr unter die Kategorie des Sachbezuges, es muss also nicht mehr als geldwerter Vorteil versteuert werden
Damit hat der Gesetzgeber die Anreize für die Tarifparteien geschaffen, in den kommenden Jahren auch verstärkt im Rahmen des Lohnfindungsprozesses auch auf das Deutschlandticket zu setzen, das dem Arbeitnehmer Freizügigkeit rund um die Uhr und bundesweit ermöglicht. Das ganze klappt natürlich nur, wenn Busse und Bahnen auch verlässlich fahren. Die Fahrpläne müssen eingehalten werden, und zwar die richtigen Fahrpläne und nicht die dritte Stufe des Notfahrplans wegen Personalmangel. Parallel zur Diskussion über das Deutschlandticket muss man also auch die Kapazitäten der Eisenbahnunternehmen wieder hochfahren, damit die Schiene funktioniert. Denn wenn der Zug ständig ausfällt, nutzt das Deutschlandticket nichts.
Siehe auch: Branche steht zum Deutschlandticket
Foto: Bundesverband Schienennahverkehr e. V.