Reaktivierungspotential am Bodensee
04.10.24 (Baden-Württemberg) Autor:Stefan Hennigfeld
Im Landkreis Konstanz liegen zwei derzeit nur schwach genutzte, aber nicht offiziell außer Betrieb genommene Eisenbahnstrecken, die für den SPNV reaktiviert werden könnten. Es handelt sich um die Eine Sonderfahrt des Fördervereins Ablachtalbahn und des Vereins zur Erhaltung der Bahn Etzwiler Bahn hat jüngst das Potential gezeigt, das diese beiden Bahnstrecken bieten. Unter dem Motto „Neue Wege für den Schienenpersonennahverkehr im Landkreis Konstanz“ hatten die beiden Vereine zu einer Sonderfahrt zwischen Rielasingen (an der Etzwiler Bahn) und Mühlingen-Zoznegg (an der Ablachtalbahn) geladen.
Anlass war der bundesweite Tag der Schiene. Und das Ziel der Organisatoren: Mehr Schienen im Landkreis Konstanz. Die Fahrt war nach Aussage der Vereine ein voller Erfolg. Rund hundert Teilnehmer – darunter die beiden Bundestagsabgeordneten Andreas Jung (CDU) und Matthias Gastel (Grüne) und die drei Landtagsabgeordneten Saskia Frank, Michael Joukov (beide Grüne) und Hans-Peter Storz (SPD) sowie Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler (CDU) und Stockachs Bürgermeisterin Susen Katter (parteilos).
Es war deutlich zu sehen: Beide Bahnen führen durch dichte Wohnbebauung und würden für die Menschen den Nahverkehr deutlich verbessern; die reaktivierten Bahnen wären dann eine echte Alternative zum Auto, schnell und zuverlässig. Besondere Chancen bieten sich, wenn man die beiden Reaktivierungsprojekte der Etzwiler Bahn und der Ablachtalbahn miteinander verbinden würde: So ergäben sich in der Organisation Synergieeffekte, vor allem würden aber die Fahrgäste profitieren, wenn einmal die Züge umsteigefrei von Singen über Stockach nach Meßkirch fahren würden: So ein durchgehendes Angebot wäre ein Quantensprung im Nahverkehr und könnte auch für Fahrten von und nach Ulm für kurze und attraktive Fahrzeiten sorgen.
Gerade während der Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn mit mehrmonatigen Sperrungen könnte die Ablachtalbahn eine schnelle Querspange nach Ulm bilden. Frank von Meißner, Eisenbahnbetriebsleiter der Ablachtalbahn und Reaktivierungsexperte, konnte darstellen, dass eine Machbarkeitsstudie für die Ablachtalbahn rund 1.800 Fahrgäste pro Tag und eine gute Wirtschaftlichkeit prognostiziere: Der Nutzen übersteige die Kosten um 38 Prozent. Dieses gute Ergebnis werde bis 2026 in einer finalen ‚Standardisierten Bewertung‘ erhärtet.
Man rechne mit einem positiven Ergebnis, und somit könne die Ablachtalbahn großzügige Zuschüsse in Höhe von 95 Prozent der Investitionskosten für die Reaktivierung bekommen. Allerdings muss es für die Investitionskosten jeweils ganz konkrete Finanzierungsvereinbarungen mit Bund und Land geben. Das hängt von der Haushaltslage ab und von der Bereitschaft, auch vor Ort die Dinge in die Hand zu nehmen. Nach der Reaktivierung muss der Verkehr durch den Aufgabenträgerbestellt werden. Hierfür braucht es dauerhaft genug Budget, aber auch Kapazitäten bei den Betreibern.
Foto: Förderverein Ablachtalbahn e.V. / Rudolf Warda