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Insourcing ist Teil der Problemlösung

02.10.24 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Es gab eine Zeit in Deutschland, da galt Outsourcing als Allheilmittel in der Unternehmenssanierung und -optimierung: Anstatt alles selbst zu machen, wird möglichst viel extern eingekauft. Das macht die Kosten kalkulierbar, Risiken übernehmen die Auftragnehmer und die müssen auch zusehen, dass sie die Probleme in den Griff bekommen. Doch die Realität hat sich alsbald als deutlich komplexer gezeigt. Ein Unternehmen, das alle Komponenten extern einkauft, hat sehr schnell keine Ahnung mehr von seinem Geschäft. Was erzählen mir solche Auftragnehmer eigentlich?

Gerade die DB AG kann ein Lied davon singen, die Erinnerungen an das sogenannte Schienenkartell sind noch lange nicht verblasst. Damals haben sich verschiedene Unternehmen in Form einer organisierten Verschwörung dazu verabredet, dass sowohl bei Ausschreibungen der DB AG als auch bei anderen Schienenbetreibern immer nur ein Unternehmen ein Angebot abgibt und das zu überhöhten Preisen. Das ging über Jahrzehnte so. Manche Quellen sagen, es habe seit den 1950er Jahren bestanden, andere nennen die frühen 1980er Jahre, in jedem Fall flog die ganze Sache erst im Jahr 2011 durch Zufall auf.

Doch selbst wenn wir diesen kriminellen Vorgang als etwas einmaliges ansehen und zurecht unterstellen, dass das nicht die Regel ist, so bleibt doch die Abhängigkeit von externen Akteuren bestehen. Das gilt im Zusammenhang mit allem, was es im Bereich Bahnbau gibt. Die DB InfraGo wird immer darauf angewiesen sein, dass sie Bauunternehmen findet, die bereit sind, die Aufträge durchzuführen. Diese Unternehmen müssen also über ausreichend Kapazitäten an Baumaschinen, Baustoffen und Bauarbeiter verfügen, die sie für konkrete Aufträge einsetzen können

Das ist in unserer Zeit das größte Problem, viel größer als die Finanzierbarkeit. Umso wichtiger ist es, dass man zumindest einen Teil der Großmaschinen nun in den eigenen Bestand holt, um von externen Firmen unabhängig zu sein. Wir befinden uns mitten im selbst ausgerufenen „Jahrzehnt der Baustellen“ und wir wissen nicht, ob es für die Bauaktivitäten in den kommenden Jahren genügend Kapazitäten bei der Bauwirtschaft gibt. Wie steht DB InfraGo denn da, wenn man große Sanierungsaufträge vergeben möchte, aber keine Bieter hat?

Dass das Thema Insourcing von branchenweiter Bedeutung ist, hat in diesem Jahr in Karlsruhe gesehen. AVG und VBK haben eigene Busse beschafft, um Schienenersatzverkehre, aber auch kurzfristig notwendige Notverkehre ab sofort selbst durchführen zu können, damit man nicht mehr auf externe Auftragnehmer angewiesen ist. Natürlich kann man sagen, dass die Unterhaltskosten für Fahrzeuge, die nur manchmal benötigt werden, unwirtschaftlich seien, aber wenn man sie braucht, stehen sie eben auch parat und müssen nicht erst gesucht und beauftragt werden. Übrigens auch im Zusammenhang mit Baumaßnahmen im Schienenverkehr sollten die Marktakteure in Zukunft über mehr Insourcing nachdenken. Die Dinge selbst zu können, hat eben doch Vorteile.

Siehe auch: DB InfraGo verstärkt Maschinenpark
Foto: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben

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