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EVG: Eisenbahnreform ist gescheitert

26.08.24 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Arbeitsgruppe der Lokomotivführer in der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat die Eisenbahnreform als solches für „gescheitert“ erklärt. Karsten Ulrichs, Vorsitzender der zentralen Fachgruppe Lokfahrdienst in der EVG und selbst bei der DB Fernverkehr AG angestellt: „Wir Lokführer in der EVG sind stinksauer über diese kaputte Eisenbahn. Nichts funktioniert mehr, die Belastungen der Belegschaft werden immer höher und das Ansehen auf das Berufsbild nimmt Tag für Tag weiter ab. Politik und Management haben mehr als versagt und die einst stolze und zuverlässige Bahn nicht saniert, sondern an den Abgrund gestellt. Die Bahnreform, die vor dreißig Jahren die DB aus den roten Zahlen führen sollte, ist gescheitert und ein Neustart notwendiger denn je.“

Die EVG weist dabei auf den massiven Personalmangel hin. Gerade vor dem Hintergrund des politischen Ziels, „mehr Verkehr auf die Schiene“ zu bringen, brauche man deutlich mehr Personal. Ulrichs: „Wenn wir Lokführer über mehr Personal sprechen, dann meinen wir qualifiziertes, hoch ausgebildetes Personal mit bester Eignung und Befähigung für diesen sicherheitsrelevanten Beruf. Lokführer bekommt man nicht durch Rekrutierungen aus allen Ländern dieser Welt oder durch Schmalspurausbildungen der vielen unkontrollierten Ausbildungsschulen.“ Die Ausbildung im Eisenbahnwesen geschehe inzwischen weitgehend nach dem Prinzip „Abgrabschen von Bildungsgutscheinen“.

Diese werden für Arbeitslose durch Transferleistungsträger ausgestellt und sind nach Berechnungen der EVG bis zu 30.000 Euro pro Arbeitslosem wert. „Da stehen oft die Eignung und Befähigung hinten an – das ist ein Bärendienst für die Qualität des Berufsbildes Lokführer und auch für die Sicherheit der Bahn“, so Karsten Ulrichs. Generell müsse die Arbeitsorganisation im DB-Konzern komplett neu organisiert werden. Es brauche, so die EVG, eine verlässliche Basis für einen stabilen Eisenbahnverkehr.

Unter einen Neustart verstehen die Lokführer schlanke Strukturen. Karsten Ulrichs: „Der Personal-Trichter bei der DB AG steht auf dem Kopf! Es fehlt Geld, die Berufsbilder attraktiv zu machen und wertzuschätzen – dazu gehören gute Bezahlung und gute Beschäftigungsbedingungen. Die Zuordnung der Lokführer in die Unternehmensbereiche der DB AG Cargo, DB Fernverkehr und DB Region ist starr und undurchlässig – wie das gesamte Konstrukt der DB AG. So geht es nicht weiter!“

Eine diskutierte Trennung von Netz und Betrieb lehnt die EVG ab. Dadurch würde der konzerninterne Arbeitsmarkt beschädigt. Die Eisenbahn müsse insgesamt gemeinwohlorientiert betrieben werden. Es brauche einen starken staatlichen Einfluss. Karsten Ulrichs: Hilfreich wäre beispielsweise eine eigene Eisenbahnbehörde, zuständig für allen Eisenbahnen in Deutschland, und einen echter Bahnbeauftragter, der mit laut Relevanz und mit Entscheidungsbefugnis ins Kanzleramt gehört. Es ist Zeit zu handeln. Worte sind genug gewechselt – jetzt zählen nur noch Taten.“

Foto: Deutsche Bahn AG / Pablo Castagnola

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