Pro Bahn fordert bessere Auskunft
14.06.24 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld
Die Bereitstellung der Fahrgastinformationen durch die Eisenbahnverkehrs- und -infrastrukturunternehmen nach dem Hochwasser in Süddeutschland förderte erneut die strukturellen Defizite der Informationen über die Betriebslage und fahrende Züge zu Tage. Daher fordert der Fahrgastverband Pro Bahn von der Politik, den Branchenverbänden und den Unternehmen eine zentrale Struktur zu schaffen, die konsistente Fahrgastinformationen ohne Widersprüche ermöglicht.
Das Hochwasser in Süddeutschland hat zur großräumigen Einstellung des Eisenbahnverkehrs geführt. Für Fahrgastinformationen sind formal die einzelnen Eisenbahnverkehrsunternehmen zuständig. Aus Fahrgastsicht sind wir Kunden des Systems, da Fahrgäste in der Regel gar nicht die Wahl zwischen einzelnen Unternehmen haben. Dazu kommt, dass die Aufgabenträger für die Linien des SPNV Liniennummern wie zum Beispiel RE 30 oder RB 47 vergeben haben, so dass das ausführende Verkehrsunternehmen gar nicht mehr erkennbar ist.
Die Medien verweisen für aktuelle Informationen zum Zugverkehr häufig nur auf die Homepage der DB AG. Dort finden Fahrgäste aber nur Teile der Informationen. In den Bahnhöfen werden Verweise zu einer Webseite mit allgemeinen Links zu den Verkehrsunternehmen angegeben. Auf diesen müssen Fahrgäste dann selber suchen, wo die aktuellen Informationen zu finden sind. Die Informationen der Betreiber der Eisenbahninfrastruktur sind zwar öffentlich, werden aber nicht beworben und sind damit nur Insidern zugänglich.
So werden teilweise fahrende Züge über gesperrte Strecken veröffentlicht. Getoppt wird die Verwirrung dann, wenn parallel fahrende Unternehmen auf derselben Strecke unterschiedliche Informationen über Fahrten Ihrer Züge angeben. Im virtuellen Raum mit Echtzeitdaten belegte Zugfahrten über gesperrte Strecken zeigen die Potenziale der digitalen Fahrgastinformationen anschaulich. Diese Informationspolitik der Branche entspricht in keiner Weise den Ansprüchen der fahrgastorientieren Digitalisierung im Jahre 2024 in Deutschland. Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert daher eine Neustrukturierung der Verantwortlichkeiten aus Fahrgastsicht und eine Informationsquelle für die Fahrgastinformation.
Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender: „Wir Fahrgäste brauchen eine Informationsquelle, die verpflichtend von allen Eisenbahninfrastruktur- und -verkehrsunternehmen bespielt wird, um widerspruchsfreie Fahrgastinformationen bereitzustellen. Die für den Eisenbahnverkehr zuständigen Politiker müssen hier die Initiative ergreifen und entsprechend handeln.“ „Fahrgäste wollen nicht den Informationsdschungel der Unternehmen durchsuchen, um sich über mögliche Fahrten zu informieren. Das ist die originäre Aufgabe der Anbieter.“ ergänzt Jörg Bruchertseifer, Bundesreferent Fahrgastinformation. „Informationen müssen auf allen Kanälen korrekt und widerspruchsfrei aus einer zentralen Quelle zur Verfügung gestellt werden.“
Foto: Deutsche Bahn AG / Hans-Christian Plambeck