GDL: Tischtuch zerschnitten
28.11.23 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld
Die DB AG und die GDL kommen in ihren Tarifverhandlungen nicht weiter. Zuletzt wurden die Gespräche abgebrochen. In einer Meldung der GDL heißt es: „Die Deutsche Bahn tut alles dafür, den Tarifkonflikt weiter zu verschärfen. Hatte der Arbeitgeber schon einseitig und ohne Not die zweite Verhandlungsrunde in der letzten Woche abgesagt, war nun auch am 23. und 24. November 2023 in Berlin keinerlei Verhandlungswille erkennbar.Von Einigungsbereitschaft kann also keine Rede sein!“
Weiterhin weitere sich die DB AG, über Kernforderungen wie die Arbeitszeitabsenkung zu verhandeln. Die GDL möchte eine 35-Stunden-Woche bei maximal fünf Arbeitstagen, auch um die Arbeitskraft der Triebfahrzeugführer bis zum Rentenalter zu erhalten. Darüber hinaus ist die DB AG scheinbar nicht bereit, eigenständige Tarifverträge für ortsfeste Eisenbahner mit der GDL abzuschließen, also etwa mit Mechtronikern in den Werkstätten oder Fahrdienstleiter in den Stellwerken.
Weiter heißt es bei der GDL: „Noch einen drauf setzt der Arbeitgeber, indem er auf Verschlechterungen bestehender Arbeitszeitregelungen und erhöhte Flexibilität für die Mitarbeiter im direkten Eisenbahnbetrieb setzt. Wertschätzung sieht anders aus! Argumenten unzugänglich, konnte auch der Warnstreik, mit dem die GDL-Mitglieder ihre Entschlossenheit eindeutig zum Ausdruck gebracht hatten, den Arbeitgeber nicht zum Überdenken seiner Position bewegen.“
„Dieser Arbeitgeber ignoriert konsequent, dass künftiges Personal für die Aufrechterhaltung des Eisenbahnbetriebes in Deutschland nur durch attraktive Arbeitsbedingungen gewonnen werden kann, Geld allein heilt diesen Zustand nicht mehr,“ so der Bundesvorsitzende Claus Weselsky „Die GDL will und wird die Attraktivität der Berufe im direkten Eisenbahnbetrieb wieder verbessern, denn darauf kommt es für eine Verkehrswende in der Zukunft an.“
Auch die inzwischen eingeleitete Urabstimmung der GDL-Mitglieder über längere Streikmaßnahmen änderte nichts an der fundamentalen Verweigerungshaltung der Plüschetage. Weselsky: „Unbeeindruckt und mit schauspielerischer Höchstleistung versucht Herr Seiler zu vermitteln, dass über alles verhandelt werden könne. Dem ist ausdrücklich nicht so.“ Diese Situation kennen die GDL und ihre Mitglieder aus vielen Tarifrunden der Vergangenheit. Die GDL hat diese Hindernisse bisher immer erfolgreich überwunden.
Eine dadurch entstandene positive Lernkurve für das Management der Deutschen Bahn ist nicht zu erkennen. Dort geht es vielmehr darum, sich ohne Rücksicht auf Qualität und Zuverlässigkeit des Verkehrsmittels Eisenbahn schnellstmöglich die Taschen zu füllen und beim Eintreten der Folgen längst weitergezogen zu sein. Von der betrieblichen Realität habe man „Null Ahnung“. Auch vor dem Ende der Urabstimmung sind Warnstreiks möglich. Es ist derzeit davon auszugehen, dass es zu längeren Arbeitsniederlegungen in der Vorweihnachtszeit kommen wird. Reisende sollten in jedem Fall vorbereitet sein.