Verbände: Forderungen zum D-Ticket
23.10.23 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld
Auch nach dem aktuellen Beschluss der Konferenz der Verkehrsminister bleiben aus Sicht der öffentlichen und privaten Verkehrsunternehmen, Aufgabenträger und Verbünde wichtige Fragen zur Zukunft des Deutschland-Tickets ungeklärt. Die Verbände VDV, BSN, mofair und bdo gaben dazu eine gemeinsame Erklärung ab: Das Deutschland-Ticket ist von Bund und Ländern angesichts steigender Mobilitätskosten als Entlastungsmaßnahme der Bürger und zur Stärkung des ÖPNV als klimafreundlicher Mobilitätsgarant für die Menschen eingeführt worden.
Verkehrsunternehmen, Verbünde und Aufgabenträger sind in der Verantwortung der Umsetzung dieses Tickets und haben zunächst das Neun-Euro-Ticket und in der Folge das Deutschland-Ticket in Rekordzeit ermöglicht. Die mit dem Ticket verbundene Entlastung der Mobilitätskosten für die Bürger und die ersten Erfolge des Deutschland-Tickets in Sachen Kundenbindung und Verkehrsverlagerung wollen wir verstetigen und zum Ausgangspunkt eines leistungsstarken und nachhaltigen ÖPNV für alle werden lassen.
Dazu braucht die Branche verlässliche Rahmenbedingungen. Diese sind insbesondere wirtschaftlich bedeutsam. Die Einnahmen aus dem Ticket gleichen die Defizite fehlender Einnahmen aus bisherigen Ticketverkäufen absehbar nicht aus. Fünfzig Prozent der Käufer haben zuvor auskömmlichere Abonnements gekauft, ca. vierzig Prozent der Käufer kommen aus hochpreisigeren Bartickets und Zeitkarten, zehn Prozent sind echte Neukunden.
Auch nach der Sitzung der VerkehrsministerKonferenz am 10. und 12. Oktober ist für 2024 keine finanzielle Planungssicherheit für Verkehrsunternehmen, Verbünde und Aufgabenträger gegeben. Unsicher sind die wirtschaftlichen Planungen für Personal-, Fahrzeug- und alle sonstigen Kosten sowie die Einnahmeseite. Die Gesellschafter der mittelständischen, privaten und kommunal-staatlichen Unternehmen sowie die Gewährleistungsträger der Verbünde und die kommunalen- und Landes-Aufgabenträger stehen damit voll im Risiko.
Die Verbände fordern den Bundeskanzler und die Ministerpräsidenten auf, diese Unsicherheit und dieses Risiko mit einem starken und einstimmigen Beschluss für die Zukunft des Deutschland-Tickets zu beenden. Es braucht eine verlässliche Finanzierung des Tickets für das gesamte Jahr 2024, damit die Branche planen und vor allem stark für das Ticket werben kann. Das Deutschland-Ticket für Studierende und die Verstetigung des Tickets als Jobticket auch über 2024 hinaus sind dafür wesentliche Voraussetzungen.
Hinsichtlich der Ausgestaltung einer gemeinsamen Nachschussverpflichtung von Bund und Ländern stehen wir für eine Mitarbeit bereit. Darüber hinaus fordern die Verbände eine dauerhafte, planungssichere Finanzierung des Gesamt-ÖPNV für den Erhalt und den Ausbau des Angebots in Städten und ländlichem Raum, in SPNV und ÖPNV. Neben dem Deutschland-Ticket braucht es auch ein Deutschland-Angebot, das gesamtstaatlich zu finanzieren ist.
Foto: Deutsche Bahn AG / Mathias Oestreich