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Bayern: Pro Bahn fordert Elektrifizierungen

01.09.23 (Bayern) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert die bayerische Politik auf, umgehend die komplette Elektrifizierung des bayerischen SPNV anzugehen. Der Verband hält die Nutzung von Wasserstoffantrieb für „gescheitert“ und verweist dabei auf andere Bundesländer. Diesen Fehler sollte man im Freistaat Bayern nicht wiederholen. Statt dessen sollte der SPNV komplett elektrifiziert werden. „Wir fordern: Alle Ausschreibungen ab 2029 setzen ausschließlich auf Elektromobilität, sei es mit Oberleitung oder batterieelektrisch,“ so Lukas Iffländer, bayerischer Landesvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn.

Für alle vorher startenden Ausschreibungen fordert Pro Bahn, dass die Verträge kurzfristig kündbar sind oder die Fahrzeuge während der Vertragslaufzeit austauschbar. Der batterieelektrische Betrieb ermöglicht, einen emissionsfreien Betrieb schnell zu erreichen, und ist zugleich eine Vorleistung für eine durchgehende Oberleitung. Dafür müssen Politik und Verwaltung die Blockadehaltung bei der Antriebswende im Schienenverkehr aufgeben, und zu den anderen Bundesländern aufschließen.

Der Verband erinnert daran, dass die erste Übertragung von Strom über größere Entfernung in Bayern war, und ebenso Ende der 1920er-Jahre etwa die Hälfte der elektrifizierten Bahnstrecken Deutschlands in Bayern lag. An diese Meilensteine sollte die Staatsregierung wieder anknüpfen. In einem aktuellen Strategiepapier analysiert der Fahrgastverband Pro Bahn, welche Maßnahmen für die vollständige Elektrifizierung prioritär notwendig sind. Lediglich sechs neue Maßnahmen sind notwendig, dazu kommen noch optional sechs weitere Maßnahmen sowie kleinste Ergänzungen wie eine neue Oberleitung für ein Gleis in einem schon elektrifizierten Bahnhof.

Bis Ende 2029 wäre die Strecke Buchloe – Kempten zu elektrifizieren. Bis Ende 2030 brauche man eine Oberleitungsverlängerung bei Münchberg und ein Jahr später zwischen Fürth und Nürnberg Nordost. Eine neue Oberleitung zwischen Mühldorf und Passau habe bis 2035 Zeit, bevor im Jahr 2037 das Zwiesler Netz und der Teilabschnitt von Meiningen bis Schweinfurt folgten.

Auch alle bereits beschlossenen Maßnahmen des Bundesverkehrswegeplans sowie des bayerischen Regionalen Elektrifizierungsprojekte werden zudem zeitlich einsortiert und priorisiert. „Damit ist klar: die komplette Elektrifizierung des bayerischen Bahnnetzes ist zum Greifen nah. Jetzt ist die Politik gefordert, auf Umsetzung zu drängen“ so Iffländer weiter.

Der Verband unterstützt die Elektrifizierung weiterer Strecken. Beispielsweise bei der Ludwigs-Süd-Nord-Bahn ist die durchgehende Oberleitung sowohl im Allgäu und Schwaben zwischen Hergatz und Augsburg sowie in Oberfranken zwischen Hochstadt und Hof auch klarer Konsens mit der Politik vor Ort. Als Pilotprojekt bietet sich die Ausschreibung für die Allgäunetze für Dezember 2029 an. Schleswig-Holstein hat in vergleichbarer Zeit den Weg von Fahrzeugausschreibung bis zu zusätzlichen Elektrifizierungen zurückgelegt.

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