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Wie wichtig der Güterverkehr für alle ist

24.08.23 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Dann ist so eine europäische Verkehrsschlagader wie der Gotthard-Basistunnel auf einmal nicht mehr oder nur noch eingeschränkt befahrbar und wir haben ein Problem. Erinnern Sie sich, wie damals – in der Hochphase der Coronazeit – der Suezkanal blockiert war, weil das Schiff Ever Given sich dort festgefahren hat? Für die internationalen Versorgungsketten war das ein riesiges Problem und was es bedeutet, wenn dieser wichtige schweizerische Eisenbahntunnel für Monate nur eingeschränkt nutzbar ist, muss man erst noch abwarten.

Es ist gar nicht lange her, da waren DB Cargo und ein italienischer Nudelhersteller stolz drauf, dass sie den Pastaexpress ins Leben gerufen haben: Teigwaren werden über die Schiene aus Italien nach Deutschland transportiert. Sie erinnern sich? Neben Toilettenpapier waren Nudeln eine der größten Mangelwaren als es mit Corona losging. Welche Folgen es nun haben wird, müssen wir abwarten, aber wir sollten das zum Anlass nehmen und uns vor Augen führen, wie wichtig die Eisenbahn für unser aller Leben ist.

Es geht eben nicht nur darum, dass jemand, der kein Auto hat, von A nach B kommt, sondern soviel mehr. Es fängt damit an, dass jeder einzelne Passagier im Zug die Straße entlastet. Natürlich würde der eine oder andere ohne einen vernünftigen SPNV gar nicht fahren und zuhause bleiben, aber ob die wirklich alle zwingend darauf angewiesen sind, ist nochmal eine andere Frage. Zwar hört man branchenintern hin und wieder, dass man sich ja auf die sogenannten Captive Rider konzentiert, aber wenn das Thema Verkehrswende ernstgemeint ist, dann muss da deutlich mehr kommen.

Das gilt insbesondere auch für den Güterverkehr auf der Schiene. Man stelle sich einmal vor, auch nur ein einzelner Güterzug würde auf Lastwagen verladen werden. Innerhalb kürzester Zeit würden wir alle im Verkehrschaos ersticken, weil die Lastwagen die Autobahnen und Innenstädte noch stärker verstopfen würden. Wir müssen das zum Anlass nehmen, um auch über den Güterverkehr in der Fläche neu nachzudenken. Es gibt ein kaum bekanntes Förderprogramm für Gleisanschlüsse, auf deren Basis man deutlich mehr Firmen an die Schiene anschließen könnte.

Außerdem muss man sich bei Streckenreaktivierungen im Rahmen der üblichen Kosten-Nutzen-Bewertungen auch mit dem Nutzen durch (geringfügigen) Güterverkehr beschäftigen. Wenn eine Strecke reaktiviert wird, dann entstehen bestimmte Kosten. Es entsteht aber auch ein Nutzen durch den Personen- und Güterverkehr. Wenn man mit vollen Kosten rechnet, aber nur mit einem Teil des Nutzens, weil man das ganze Thema Güterverkehr außen vor lässt, dann ist die Bewertung verzerrt.

Denn wenn auch nur eine Fabrik in einer Mittelstadt dreimal in der Woche mit dem Güterzug angefahren wird, ist das eine erhebliche Entlastung im Vergleich zum innerstädtischen Lastwagenverkehr. Deswegen muss man jetzt den Anlass nehmen, wo alle Welt über den Güterverkehr auf der Schiene spricht, solche Themen aufzumachen und die Gunst der Stunde für Veränderungen zu nutzen.

Siehe auch: Gotthard-Basistunnel: Reparatur wird monatelang dauern
Foto: hpgruesen

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