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Wiener Linien ziehen Zwischenbilanz

02.06.23 (Österreich) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Wiener Linien haben Anfang des Jahres ihr Fünf-Punkte-Programm zur Stabilisierung der Intervalle sowie zu mehr Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit präsentiert. Neben einer raschestmöglichen Verbesserung für die Fahrgäste geht damit auch ein breites Bündel an Maßnahmen zur Optimierung der Personalsituation sowie der Arbeitsbedingungen einher. Trotz weltweiten Arbeitskräftemangels fällt die Zwischenbilanz nach fünf Monaten positiv aus.

„Auch wenn der Arbeitskräftemangel fast alle Bereiche unserer Gesellschaft betrifft, ist es bei einem Verkehrsunternehmen, das Wien Tag und Nacht, 365 Tage im Jahr mobil hält, besonders schwierig, mit attraktiven Arbeitsbedingungen am Jobmarkt zu punkten. Aber wir werden nicht müde, an allen Stellschrauben zu drehen, um als Arbeitgeberin noch attraktiver zu werden“, erklärt Wiener Linien Geschäftsführerin Alexandra Reinagl.

Das Verkehrsunternehmen bildet aktuell mehr Straßenbahn- und Busfahrer parallel aus als jemals zuvor in der Geschichte der Wiener Linien. 2021 gab es 257 Ausbildungsplätze und für 2023 waren bereits 270 Plätze vorgesehen. Im Rahmen des Fünf-Punkte-Programms konnten die Wiener Linien die Kapazitäten der Straßenbahnschulen erneut ausbauen. Seit Anfang März wurden vier zusätzliche Schulen mit insgesamt 43 Ausbildungsplätzen durchgeführt.

Für 2023 sind nun 330 Schulungsplätze geplant. Die Fahrdienstausbildung wurde in den vergangenen Monaten grundlegend modernisiert und die Lernzeit um fünf Tage verlängert. Besonders erfreulich ist, dass dadurch seit Jahresanfang die Dropout-Rate in den Fahrschulen deutlich reduziert werden konnte: Im Vergleich zum ersten Quartal 2022 bedeutet das eine Reduktion des Drop-Outs um fünfzig Prozent.

Bei den Busschulen konnte die Dropout-Rate im Vergleich zum ersten Quartal 2022 um rund 25 Prozent verbessert werden. Wie bereits angekündigt, gibt es umfassende Erhöhungen bei Gehältern und Zulagen, außerdem eine langfristige Arbeitszeitverkürzung im Fahrdienst sowie Anreizmodelle für Umsteiger wie den D-Schein-Tausender. Durch die Arbeit im Rahmen des Fünf-Punkte-Programms kann in Zukunft das Aufkommen der bei einigen „unbeliebten“ Unterbrecherdienste reduziert werden. Das sind jene Dienste, die aufgrund des stärkeren Verkehrsaufkommens in den Rush Hours geteilt werden.

An der Recruiting-Offensive „Öffiziell“ der Wiener Linien führt derzeit kein Weg vorbei. Der Recruiting-Push wirkt, denn die Straßenbahnschulen des Wiener Öffi-Betreibers sind bis in den frühen Herbst ausgebucht. Auch die Busschulen sind bereits sehr gut gebucht. Im August und September gibt es aber noch freie Plätze. Die Intervallanpassung, bei der die Intervalle auf einigen Bim- und Buslinien um vierzig Sekunden bis max. 2,5 Minuten gedehnt wurden, hat wichtige Kapazitäten im Fahrdienst freigespielt. Seit Inkrafttreten des Fünf-Punkte-Programms Anfang Januar konnten 99 Prozent der Fahrten plangemäß durchgeführt werden. Letztes Jahr waren es 96 Prozent.

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