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VDV fordert erheblichen Angebotsausbau

29.06.23 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Seit dem 1. Mai gilt die Tarifrevolution im deutschen ÖPNV: Das Deutschland-Ticket, ein bundesweites ÖPNV-Abo für 49 Euro im Monat, hat aus Sicht der Branche vieles bewegt. Nach über sieben Wochen zog der Branchenverband VDV anlässlich seiner diesjährigen Jahrestagung in Leipzig deshalb eine Zwischenbilanz zur Einführung und zu den Erfahrungen der Fahrgäste, der Verkehrsunternehmen und der Verbünde mit dem Deutschlandticket.

Mit Stand Mitte Juni wurden bis zu elf Millionen Deutschland-Ticket-Abos verkauft. Der größte Anteil daran, nämlich etwa 46 Prozent, sind umgestellte ÖPNV-Abonnements, also von Fahrgästen, die bereits Stammkunden waren und nun in das günstigere Deutschland-Ticket-Abo gewechselt sind. Darüber hinaus gibt es rund 44 Prozent Neuabonnenten, die in der Vergangenheit den ÖPNV bereits hin und wieder oder regelmäßiger genutzt haben und mit dem Deutschland-Ticket jetzt aus teureren und damit einnahmestarken Ticketangeboten in das günstige Abo wechseln.

Die Quote an Neukundinnen und Neukunden, die bisher so gut wie nie Bus und Bahn gefahren sind, ist leicht gestiegen und liegt aktuell bei rund acht Prozent (etwa 2zwei Prozent der Befragten habe keine Angaben gemacht). Erstmals liegen jetzt auch bundesweite Daten zur Nutzung des D-Tickets vor: Nach aktuellem Stand haben im Juni etwa 9,6 Millionen Fahrgäste das Deutschland-Ticket genutzt, im Mai waren es etwa neun Millionen Nutzer.

VDV-Präsident Ingo Wortmann: „Die aktuellen Zahlen und die Entwicklung seit dem Start des Deutschland-Tickets zeigen, dass dieses Angebot für viele Bürgerinnen und Bürger attraktiv ist. Das Ticket wirkt dabei in zwei Richtungen: Zum einen bewegt es die Menschen zum Umstieg oder zur häufigeren Nutzung des klimafreundlichen ÖPNV und unterstützt damit die Klimaschutzziele im Verkehrssektor. Und zum anderen sorgt das günstige Deutschland-Ticket bei vielen Pendlerinnen und Pendlern für finanzielle Entlastung in ihrer alltäglichen Mobilität. Wenn sich die Nachfrage weiter so entwickelt, dann werden wir die von der Branche prognostizierten Verkaufszahlen in der nächsten Zeit erreichen. Allerdings müssen wir auch berücksichtigen, dass mit einer bundesweiten Nutzung des Tickets auch eine Erwartungshaltung einhergeht, die wir nicht immer adäquat einlösen können.“

Der VDV koordiniert im Auftrag von Bund und Ländern, wie schon beim Neun-Euro-Ticket, auch diesmal die bundesweite begleitende Marktforschung: Monatlich werden 6.000 mobile Personen ab 14 Jahren bevölkerungsrepräsentativ befragt. Die ersten Ergebnisse dieser Marktforschung – die sich noch nicht auf einzelne Bundesländer oder Regionen herunterbrechen lassen – zeigen, dass die Hauptgründe für den Kauf des Deutschland-Tickets die bundesweite Gültigkeit (41 Prozent) und der günstige Preis (36 Prozent) sind.

Immerhin 18 Prozent der Befragten gaben als Kaufgrund an, dass sie damit bewusst auf Autofahrten verzichten. 22 Prozent nannten als Kaufgrund den Umweltschutz. Bei den Gründen, das D-Ticket nicht zu kaufen wurde der grundsätzlich fehlende Bedarf („lohnt sich für mich nicht/würde ich zu selten nutzen“) mit 41 Prozent am häufigsten genannt, gefolgt vom fehlenden Bedarf für eine Zeitkarte (38 Prozent). 26 Prozent der Befragten gaben an, dass sie kein deutschlandweites ÖPNV-Ticket benötigen. Den Ticketpreis in Höhe von 49 Euro empfinden nur elf Prozent der Nichtkäufer als zu teuer und damit als Grund, das Ticket nicht zu kaufen. Sechs Prozent geben an, dass sie sich den Preis nicht leisten können.

VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff: „Die Ergebnisse zeigen, dass der Trend eindeutig zum digitalen Ticket geht und die Entscheidung von Bund und Ländern, das Deutschland-Ticket nur für eine kurze Übergangsphase als Papierticket zuzulassen richtig ist. Der Anteil von 18 Prozent Jobtickets beim Deutschland-Ticket macht deutlich, dass offenbar schon viele Unternehmen ihren Mitarbeitenden dieses Variante anbieten. Allerdings versprechen wir uns als Branche da noch einen deutlichen Nachfragezuwachs, denn das Jobticketangebot im Rahmen des Deutschland-Tickets ist nicht nur preislich noch attraktiver. Es kann für die Unternehmen und Betriebe auch ein Imagefaktor in Sachen moderner, umweltfreundlicher Mobilitätsangebote für ihre Beschäftigten sein. Wir werden deshalb über das Jobticket noch mal gesondert informieren, gerade auch bei kleineren und mittleren Unternehmen, um diese bei Interesse auch in der Umsetzung zu unterstützen.“

Siehe auch: Kapazitäten solide wieder aufbauen

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