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Tarifkonflikt verschärft sich

05.06.23 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Tarifkonflikt zwischen der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und der Deutschen Bahn findet kein Ende. In der letzten Woche hat die EVG das Arbeitgeberangebot gänzlich abgelehnt. Allerdings: Noch wurden die Tarifverhandlungen nicht für gescheitert erklärt, entsprechend sind derzeit noch keine Urabstimmungen für längerfristige Streiks möglich.

„Wesentliche Punkte unserer Forderungen sind weiterhin nicht erfüllt. Die DB AG ist dringend aufgefordert, ihr Angebot umgehend neu auszurichten. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben für das inakzeptable Vorgehen ihres Arbeitgebers keinerlei Verständnis“, sagte EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch. „Das, was derzeit auf dem Tisch liegt, ist sozial ungerecht. Denn die vorgesehene prozentuale Staffelung benachteiligt gerade die unteren Lohngruppen, für die wir diesmal deutlich mehr herausholen wollen.“

Der Verhandlungsführer der EVG forderte die Deutsche Bahn vor diesem Hintergrund auf, „nicht an Angeboten festzuhalten, die zu keinem Ergebnis führen werden. Die DB AG muss endlich ein Angebot machen, das auf unsere Forderung eingeht. Nur dann sind zielführende Verhandlungen möglich“, so Kristian Loroch. „In der vergangenen Woche haben wir mit der Deutschen Bahn bereits erörtert, welche strukturellen Veränderungen denkbar sind, um die bestehenden Ungerechtigkeiten im Entgelt aufzulösen und den geforderten Mindestbetrag abzubilden. Leider findet sich davon nichts in dem Angebot wieder.“

Die pauschale Ablehnung des dritten, nochmal stark verbesserten DB-Angebots durch die EVG sei „nicht nachvollziehbar“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. „Die Gewerkschaft zeigt kein Entgegenkommen und macht keine Lösungsvorschläge. Sie beharrt einfach stur auf ihren Ausgangsforderungen. Ständiges Nachlegen der DB führt am Ende zu einem Tarifabschluss auf Pump und zu einer Belastung der Steuerzahler.“ Die DB erteilte weiteren Verhandlungen mit der EVG zunächst eine Absage.

„Das ist im Moment sinnlos, weil die EVG sich keinen Millimeter bewegt“, sagte Seiler. Die DB will nun die Gesamtsituation umfassend bewerten und in den dafür zuständigen Gremien über weitere Schritte beraten. Auf dem Tisch lagen inzwischen bis zu zwölf Prozent Lohnerhöhung für zwei Jahre, also sechs Prozent im Jahr, und 2.850 Euro Inflationsausgleich. Die DB hat außerdem teure Zugeständnisse gemacht bei Laufzeit und Zeitpunkt der Tabellenerhöhung.

Dieses Angebot hätte die Basis für einen guten Abschluss sein können. Ursprünglich bot man eine Laufzeit von 27 statt jetzt 24 Monaten an. Seiler: „Die EVG bringt mit der Ablehnung jetzt alle in eine schwierige Lage. Die Mitarbeitenden bekommen ihre Lohnerhöhung, auf die sie dringend warten, vorerst nicht. Und die Reisenden und das Unternehmen müssen weiter mit einer völlig ungeklärten Situation umgehen.“ Die DB habe bereits drei Angebote vorgelegt. Nach einer möglichen Urabstimmung sind nun längere Streikaufrufe möglich.

Foto: Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft

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