NWL bereitet Münsterland-S-Bahn vor
12.06.23 (NWL) Autor:Stefan Hennigfeld
Der Aufgabenträger Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) bereitet eine Münsterland-S-Bahn vor, die im wesentlichen aus den bisherigen Regionalbahnen rund um die ehemalige westfälische Provinzialhauptstadt Münster hervorgehen soll. Deren Realisierung ist eines der bedeutendsten Verkehrsvorhaben für die Stadtregion – und wesentlicher Baustein zur Mobilitätswende. Aktuell untersucht der NWL die ganzheitliche Netzwirkung des S-Bahn-Systems.
Das Ergebnis für die nördliche Innenstadt von Münster: Ein zusätzlicher Knotenbahnhof im Erphoviertel würde den Verkehr in der Innenstadt und am Hauptbahnhof entzerren. In der letzten Woche hat der NWL die Ergebnisse der Voruntersuchung „Nordkreuz Münster“ im Ausschuss für Verkehr und Mobilität vorgestellt. Der SPNV in und um Münster wird bis 2040 schrittweise zu einem leistungsfähigen S-Bahn-Netz ausgebaut. Die S-Bahn Münsterland ist Teil des Infrastrukturprojekts „Zielnetz 2040“ des Landes Nordrhein-Westfalen.
Sie soll die Straßen in Münsters Innenstadt entlasten, das Umland besser anbinden, Reisezeiten verkürzen und die CO2 -Emissionen im Verkehr senken. Damit Fahrgäste von einem dichteren Fahrplantakt und mehr umsteigefreien Verbindungen profitieren, muss die bestehende Infrastruktur hergerichtet werden. Bereits heute wird der Hauptbahnhof in Münster als wichtigster Knotenpunkt des Münsterlands für die künftigen Anforderungen ausgebaut und modernisiert.
Mit den Bahnhöfen Münster Zentrum Nord und Münster-Hiltrup bildet der Hauptbahnhof die innerstädtische Achse, auf der die S-Bahnen im 15-Minuten-Takt fahren sollen, bevor sich die Linien verzweigen. Diese Strecke könnte durch zwei zusätzliche Knotenpunkte verbessert werden: Eine Potenzialanalyse hat gezeigt, dass im Süden ein Knotenbahnhof nahe des Preußenstadions den Hauptbahnhof entlasten und kürzere Fahrzeiten bringen würde. Analog dazu hat der NWL einen möglichen Standort für einen neuen Knotenbahnhof im Norden untersucht.
Im Norden der Innenstadt könnte diese Aufgabe in Zukunft ein Bahnhof mit dem Arbeitstitel Münster Nordkreuz übernehmen. Als für den SPNV in Westfalen-Lippe verantwortlicher Aufgabenträger hat der NWL untersucht, ob und wie ein Knotenbahnhof zwischen Zentrum Nord und Hauptbahnhof die Infrastruktur entlasten und die künftige S-Bahn ergänzen könnte.
Als idealen Standort hat die Voruntersuchung das Gebiet im Bereich Bohlweg/Kaiser-Wilhelm-Ring/ Niedersachsenring ausgemacht. Somit entstünde vor dem Hauptbahnhof ein Knotenpunkt mit Verteilfunktion. Die Voruntersuchung zeigt, dass eine Station Münster Nordkreuz bereits unter Annahme des aktuellen Verkehrsangebots knapp 10.000 Ein- und Aussteiger pro Tag bedienen könnte. Tendenz steigend, denn Bevölkerung und Fahrgastzahlen in der Region wachsen. Aktuell sind mit dem SPNV im Münsterland täglich rund 85.000 Reisende unterwegs.
Hinzu kommen viele Menschen, die mit dem Auto in die Stadt fahren. Damit die Verkehrswende gelingt, soll die S-Bahn Münsterland bis Ende 2040 rund 170.000 Fahrgäste pro Tag transportieren – in den nachfolgenden Jahren sogar 212.000. Der Knotenbahnhof Münster Nordkreuz hat das Potenzial, fast 17.000 Ein- und Aussteiger zu übernehmen. Fahrgäste hätten am Nordkreuz die Möglichkeit, in andere S-Bahnen umzusteigen, für Reisende aus Warendorf, Telgte oder Westbevern und Ostbevern, die in Richtung Münster-Zentrum Nord unterwegs sind, kein Umweg über den Hauptbahnhof notwendig.
Zudem könnten Fahrgäste zwischen der S-Bahn und dem städtischen ÖPNV umsteigen – vor allem auf die Ringlinie. So würden auch das Forschungs-, Uniklinik- und Hochschulquartier im Bereich des Coesfelder Kreuzes von einer Anbindung profitieren. Anwohnerinnen und Anwohner aus den Stadtteilen Mauritz, Schlachthof, Rumphorst-Süd und Erpho könnten den zukünftigen Knotenbahnhof fußläufig erreichen. Auch Arbeits- und Bildungsstätten wären an den SPNV angebunden – das Verwaltungsgericht, das Ratsgymnasium und die katholische Hochschule.
Stadtverwaltung und NWL werden die Realisierbarkeit des Nordkreuzes in einer Detailuntersuchung prüfen. In der Analyse unter Federführung des NWL wird auch die Wirkung des möglichen Knotenbahnhofs auf das Gesamtsystem S-Bahn Münsterland untersucht. Zum dazu eingerichteten Arbeitskreis „Planung Kernbereich S-Bahn Münsterland“ gehören neben dem NWL auch Vertreter der Stadt Münster sowie der DB AG.
Siehe auch: Vorratsplanungen sind nie verkehrt