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Hochbahn sammelt Investitionskapital ein

01.06.23 (Hamburg) Autor:Stefan Hennigfeld

Nach dem Erfolg des ersten grünen Infrastrukturbonds eines deutschen Verkehrsunternehmens im Jahr 2021 durch die Hamburger Hochbahn AG baut das Unternehmen seine Rolle am „grünen“ Kapitalmarkt weiter aus. Gemeinsam mit einem Konsortium nationaler und internationaler Banken wurde nun ein flexibles Finanzierungsmodell angewandt. Anstelle eines kompakten Green Bond-Pakets konnten mehrere Tranchen von „grünen“ Schuldscheindarlehen und Namensschuldverschreibungen erfolgreich begeben werden.

Damit beschafft sich die Hochbahn 300 Millionen Euro von institutionellen Anlegern auch aus Hamburg zur Investition in wichtige Verkehrsprojekte für die Mobilitätswende. Merle Schmidt-Brunn, Hochbahn-Vorständin für Finanzen und Nachhaltigkeit: „Mit Unterstützung des Konsortiums haben wir ein bekanntes Finanzierungsinstrument passend zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie weiterentwickelt und sind damit, wie schon beim Green Bond, Vorreiter im ÖPNV. Die Bücher füllten sich selbst in diesen turbulenten Zeiten sehr rasch – ein großartiges Zeichen für Hamburg und die Hochbahn.“

Die Emission war dreifach überzeichnet, was die Attraktivität des Unternehmens als stabilen und rentablen Investitionspartner verdeutlicht. Die Tranchen haben Laufzeiten zwischen sieben und 15 Jahren und sind damit noch flexibler als das erste Green Bond-Paket. Damit passt das Modell in die aktuelle Marktsituation. Die Jahresverzinsung liegt im Schnitt bei 3,81 Prozent. Die Transaktionen wurden mit Unterstützung eines Banken-konsortiums aus DZ BANK AG, BNP Paribas und der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen umgesetzt.

Andreas Dressel (SPD), Hamburgs Finanzsenator: „Nach dem tollen Erfolg bei der Begebung des Green Bonds vor zwei Jahren ist es jetzt gelungen, die Bandbreite an nachhaltigen Finanzierungsinstrumenten zu erweitern und im Sinne Hamburgs zu nutzen. Die hohe Nachfrage der Investoren spiegelt das große Vertrauen in die Hamburger Hochbahn, unsere Stadt und unsere Nachhaltigkeitsziele wider. Somit leisten wir erneut einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Finanzwirtschaft – ein Beitrag ganz im Sinne der Ziele unseres Masterplans gemeinsam mit Handelskammer und Finanzplatz.“

Wie schon bei der Begebung des Green Bond 2021 fand auch die aktuelle erfolgreiche Platzierung unter dem Vorzeichen eines erstklassigen Finanzratings AAA (Fitch) statt. Dabei kam ebenfalls die herausragende Bewertung der Nachhaltigkeitsstrategie der Hochbahn zum Tragen. Grundlage hierfür ist ein Green Finance Framework (Rahmenwerk), in dem die Nachhaltigkeitsziele und Verpflichtungen der Hochbahn hinterlegt sind und das den internationalen Standards der ICMA (International Capital Market Association) entspricht.

Das Urteil ist eindeutig: Für das Rahmenwerk gab es die Bewertung „Dark Green“, die nachhaltige Unternehmensführung wurde mit „Excellent“ bewertet. Damit erhält die Hochbahn in beiden Kategorien wieder die bestmögliche Bewertung. Die 300 Millionen Euro wird die Hochbahn ausschließlich in nachhaltige Projekte investieren.

Rund fünfzig Prozent der Mittel sind für den U-Bahn-Bereich vorgesehen, unter anderem für die Automatisierung der U-Bahn. Für den Busbereich werden rund vierzig Prozent des Volumens eingesetzt. Hier wird die Elektrifizierung weiter vorangetrieben. Hierzu zählen die Beschaffung von E-Bussen sowie der Neubau und die Modernisierung von Betriebshöfen. Etwa zehn Prozent der Summe fließen in den Bereich Service. Hierunter fallen die Erneuerung und Modernisierung von Haltestellen.

Anjes Tjarks (Grüne), Hamburgs Verkehrssenator und Aufsichtsratsvorsitzender der Hochbahn: „Der Öffentliche Nahverkehr leistet einen wichtigen Beitrag zur Erreichung unserer Klimaziele: Wir wollen Hamburgs Busse und Bahnen bis 2030 klimaneutral, den Menschen attraktive nachhaltige Mobilitätsangebote machen und die Mobilitätswende weiter voranbringen. Dafür benötigen wir kräftige Investitionen, unter anderem in die Elektrifizierung unserer Busflotte und die Angebotsausweitung auf Schiene und Straße.“

Die finanzierten Projekte sind Bestandteil des Hamburg-Taktes. Dieser hat eine deutliche Verlagerung der Mobilität vom eigenen Pkw hin zum ÖPNV zum Ziel und ist damit wesentlicher Bestandteil des Hamburger Klimaplans. Bis 2030 soll der Anteil der Wege, der im Umweltverbund zurückgelegt wird, von derzeit 68 Prozent auf dann achtzig Prozent steigen und damit wesentlich zum angestrebten Ziel der Klimaneutralität beitragen.

Siehe auch: Die kommunale AG als Sondervermögen

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