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VRS legt Bilanz 2022 vor

17.04.23 (go.Rheinland) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) blickt auf ein schwieriges Jahr 2022 zurück. Nach der Corona-Pandemie und der Energiekrise hat man rund 52 Millionen Euro Umsatzrückgang zu verzeichnen. Dazu kommen erhebliche Kostensteigerungen etwa bei den Diesel- und Fahrstromaufwendungen aber auch die Personalkosten schlagen zu Buche.

VRS-Geschäftsführer Michael Vogel: „Die Auswirkungen durch die Corona-Pandemie scheinen zwar ein Stückweit eingebremst zu sein, halten aber weiterhin an. Hinzu kam das Neun-Euro-Ticket, das die Einnahmen in der Bilanz 2022 erheblich beeinflusst hat und eine Vergleichbarkeit mit den Vorjahren kaum zulässt.“

Die Dieselpreise sind im Jahresmittel im Vergleich zu 2021 um 44,77 Prozent gestiegen, die Strompreise um 22,53 Prozent. Für Energie, Material und Personal im Jahr 2023 werden zwischen 13 und 17 Prozent Mehrkosten für die Verkehrsunternehmen prognostiziert. In Summe haben die 22 im Beirat des VRS zusammengeschlossenen Verkehrsunternehmen Einnahmen in Höhe von 483,15 Millionen Euro erwirtschaftet. Das macht ein Minus von 52,03 Millionen Euro (- 9,72 Prozent) im Vergleich zum Jahr 2021 (535,18 Millionen Euro).

Im VRS-Gebiet wurden in den Monaten Juni, Juli und August 2022 mehr als rund 3,57 Millionen Neun-Euro-Tickets verkauft (entspricht Einnahmen in Höhe von 32,1 Millionen Euro). Hierin enthalten sind die an das beim VRS angesiedelte Kompetenzcenter Marketing NRW (KCM) gemeldeten frei verkäuflichen Neun-Euro-Tickets sowie die rund 550.000 auf neun Euro monatlich rabattierten Abotickets.

In der Statistik fehlen allerdings die Daten externer Vertriebsstellen, die dem VRS nicht gemeldet wurden, sodass die Zahl der tatsächlich im VRS-Gebiet verkauften Neun-Euro-Tickets deutlich höher liegen dürfte. Nach 2021 hat der Bartarif auch im Jahr 2022 wieder zugelegt: Die Einnahmen stiegen hier um 13,66 Prozent auf 124,88 Millionen Euro (2021: 109,87 Millionen Euro). Besonders die 24-Stunden-Tickets mit einem Plus von 58,34 Prozent (10,45 Millionen Euro im Jahr 2021 zu 16,55 Millionen Euro im Jahr 2022) und die Einzeltickets mit einem Plus von 11,48 Prozent konnten im Jahr 2022 (2021: 81,06 Millionen Euro, 2022: 90,37 Millionen Euro) zulegen.

Gleichzeitig sind die Einnahmen bei den Zeitkarten vor allem aufgrund des Neun-Euro-Tickets teilweise erheblich zurückgegangen. Die bei den Verkehrsunternehmen entstandenen Mindereinnahmen wurden aus den Unterstützungen des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen, den sogenannten Rettungsschirmen, größtenteils aufgefangen. Für 2023 sind solche Unterstützungen aber nicht mehr zugesagt.

Derweil ist das ab dem 1. Mai gültige Deutschlandticket auch im VRS-Raum am 3. April in den Verkauf gegangen. Mit den Partnern auf NRW-Ebene arbeitet der VRS derzeit auch an der Realisierung von Zusatznutzen zum Stichtag 1. Juli. Vorbehaltlich der Zustimmung der regionalen Gremien sollen Tickets für die NRW-weite Fahrradmitnahme (39 Euro) und die Erste-Klasse-Nutzung (69 Euro) als Upgrade für das Deutschlandticket erhältlich sein. Derweil spricht die Politik von massiven Leistungsausweitungen und einer Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis 2030, während in der Realität schon 2024 Abbestellungen von SPNV-Leistungen drohen.

Norbert Reinkober, ebenfalls VRS-Geschäftsführer: „Das Land NRW hat zwar gerade 200 Millionen Euro Unterstützung zur Milderung der Auswirkungen der Energiekrise zugesagt, wofür wir sehr dankbar sind. Doch wir dürfen in der aktuellen Debatte nicht nur die Bestandsverkehre betrachten. Der Nahverkehr und die benötigte Infrastruktur müssen dringend ertüchtigt und ausgebaut werden, um eine konkurrenz- und leistungsfähige Alternative zum eigenen Auto zu sein.“

Die Verkehrsverträge im SPNV drohen in den kommenden Jahren deutlich teurer zu werden und nachdem man bereits einen Marktaustritt hatte, müssen die Aufgabenträger mit dafür sorgen, dass die Eisenbahnunternehmen wirtschaftlich lebensfähig bleiben. Dauerhaft verlustträchtige Verkehrsverträge sind nicht mehr darstellbar. Hierfür braucht es Geld, das die öffentliche Hand bereitstellen muss.

Reinkober: „Die Kommunen sind bereits am Rande des Leistbaren angelangt und dürfen nicht noch stärker belastet werden, denn dann drohen Angebotskürzungen bei Bus und Bahn. Daher appellieren wir an Bund und Land, die Finanzierung des Nahverkehrs auf verlässliche und auskömmliche Füße zu stellen, um so die Verkehrswende nachhaltig voranzutreiben.“

Siehe auch: Die Eisenbahn ist mehr als Verhandlungsmasse

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