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Mannheim: Tram als Klimamessgerät

18.04.23 (Baden-Württemberg) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Stadt Mannheim arbeitet am Aufbau eines engmaschinen Klimamessnetzes, das dabei hilft, die klimatischen Bedingungen aufzuzeichnen, zu analysieren und zu bewerten. Basierend auf diesen Daten können passende Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung erarbeitet und umgesetzt werden. So wurden durch die Smart City Mannheim GmbH im Stadtteil Neckarstadt bereits an rund vierzig Standorten Sensoren zur Erhebung von Wetter-/Klimadaten installiert, bis Ende 2023 sind insgesamt 400 Standorte in der ganzen Stadt geplant.

Sie sammeln verschiedene Daten zu Luft, Wind und Niederschlag. In Ergänzung zu den stationären, punktuellen Klimastationen im Stadtgebiet Mannheim werden künftig weitere belastbare Klimadaten mit mobilen, linienhaften Erhebungsmöglichkeiten gewonnen. Dies wird in einem ersten Schritt mittels Sensorik auf einer Test-Straßenbahn der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) erfolgen. Die Straßenbahn wird vorrangig die Linien 1 und 3 befahren. Straßenbahnen sind besonders gut geeignet, um Daten zu sammeln. Das liegt daran, dass sie in regelmäßigen Abständen die gleichen Strecken befahren.

Durch das Zusammenführen stationärer und mobiler Daten entsteht künftig ein detaillierteres, flächigeres Gesamtbild des Klimaprofils in Mannheim. Um eine Vergleichbarkeit sowie Kalibrierungsmöglichkeit der mobil gewonnenen Messdaten gewährleisten zu können, wird parallel der Linie 1 entsprechende stationäre Messtechnik installiert.

Die an der Straßenbahn angebrachten Sensoren, zwei Luftparametersensoren sowie ein Wind-/Niederschlagssensor, sind jeweils über dem Dachaufbau der Fahrerkabine verbaut. Zusätzlich wurde die Straßenbahn stirnseitig über dem Dachaufbau mit Infrarotsensoren zur Erfassung der Boden-Oberflächentemperaturen im Gleisbett sowie der parallel verlaufenden Bereiche ausgerüstet.

„Da die Stadtbahnen in regelmäßigen Abständen die immer selben Strecke befahren, lassen sich die Daten sehr gut erfassen und im Zeitverlauf analysieren. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden uns helfen, künftig weitere Maßnahmen zu entwickeln, um die klimatischen Bedingungen in unserer Stadt zu verbessern“, so Erster Bürgermeister und IT-Dezernent Christian Specht (SPD), der auch Aufsichtsratsvorsitzender der rnv ist.

Er führt weiter aus: „Wir haben bewusst die Stadtbahnlinien 1 und 3 gewählt, denn auf diesen Strecken haben wir einen relativ hohen Anteil an Grüngleis. Mit der ‚Klima-Bahn‘ sollen unter anderem die Boden-Oberflächentemperaturen erfasst werden, so dass wir ermitteln können, wie sich der thermische Effekt von begrünten Stadtbahngleisen auswirkt.“

Das Pilotprojekt ist zunächst auf ein Jahr angelegt. Bei erfolgreicher Testphase ist sowohl eine Ausweitung des Streckennetzes vorstellbar als auch die Hinzunahme weiterer wichtiger Klimaparameter. Nach einer Erprobungsphase sollen die erfassten Klimadaten dann auch Bürgern auf der Datenplattform öffentlich zugänglich gemacht werden.

Foto: rnv GmbH / Haubner

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