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BEG: Akkuzüge sind machbar, aber unwirtschaftlich

13.04.23 (Bayern) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) hat vor Ostern ein Gutachten der Technischen Universität Dresden veröffentlicht, das in deren Auftrag perspektivisch den Einsatz von Akku-Hybridfahrzeugen im Bayerischen Wald geprüft hat. Derzeit fahren hier Dieselzüge. Die Quintessenz der Untersuchung lautet, dass ein solcher Umstieg zwar machbar ist, jedoch erhebliche Infrastrukturinvestitionen und einen Zeitvorlauf von mindestens zehn Jahren benötigt.

Akku-Hybridfahrzeuge sind Züge mit elektrischem Antrieb, die von einer Oberleitung Strom beziehen und damit Akkus aufladen, mit denen sie anschließend auch auf nichtelektrifizierten Strecken fahren können. Das Gutachten untersuchte das Netz Bayerwald mit der Hauptlinie von Plattling über Deggendorf und Zwiesel nach Bayerisch Eisenstein und optionaler Verlängerung ins tschechische Klatovy (RB 35) sowie sämtliche Linien, die davon abzweigen: Zwiesel – Grafenau (RB 36) und Zwiesel – Bodenmais (RB 37).

Der Freistaat beabsichtigt, bei der nächsten Vergabe dieser Linien nur noch Neufahrzeuge zuzulassen, deren Betrieb CO2-neutral ist. Diese neuen Fahrzeuge sollen voraussichtlich ab Ende 2034 zum Einsatz kommen, wenn der bis dahin gültige Verkehrsvertrag mit der Länderbahn ausläuft. Vorsorglich wurde auch die Linie Gotteszell – Viechtach (RB 38) mitbetrachtet, auf der aktuell ein Probebetrieb läuft.

„Wir wollen bis spätestens 2040 den gesamten Regionalverkehr in Bayern emissionsfrei fahren – auch im Bayerwald. Nachdem die Strecken dort mittelfristig sicher nicht komplett elektrifiziert werden können, schauen wir uns rechtzeitig nach Alternativen um“, sagt Bayerns Verkehrsminister und BEG-Aufsichtsratsvorsitzender Christian Bernreiter (CSU). „Die Ergebnisse der Studie sind eine erste wichtige Entscheidungsgrundlage. Sie sind ehrlich gesagt aber auch etwas ernüchternd hinsichtlich des Zeit- und Kostenaufwands. Daher wollen wir noch weitere Möglichkeiten detailliert untersuchen.“

„Bereits heute ist der Zugverkehr dem Auto in puncto Klimaschutz haushoch überlegen. Dennoch möchten wir diesen Vorteil weiter ausbauen und den Regionalverkehr komplett klimaneutral machen“, sagt Thomas Prechtl, Sprecher der Geschäftsführung der BEG. „Welche Antriebstechnik am besten geeignet ist, hängt maßgeblich von der Schieneninfrastruktur ab, eine Patentlösung für ganz Bayern gibt es nicht. Deshalb schauen wir uns jede einzelne Strecke ganz genau an.“

Die Gutachter kommen zum Ergebnis, dass die Umstellung auf Akku-Hybridfahrzeuge im Netz Bayerwald technisch möglich ist. Allerdings sind dafür umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen erforderlich, deren Kosten aktuell auf mindestens 32 Millionen Euro beziffert werden. Darin nicht enthalten sind jene Streckeninvestitionen, die notwendig sind, um die zulässige Achslast zu erhöhen.

Hauptgrund für die hohen Kosten im Gutachten sind Oberleitungsinseln. Das sind kurze Streckenabschnitte, die mit einer Oberleitung ausgestattet werden müssen, um den Zügen das Aufladen der Akkus zu ermöglichen. Aktuell ist der Bahnhof Plattling die einzige Stelle im Netz Bayerwald, an der bereits eine Oberleitung existiert. Laut den Gutachtern müssten für einen flächendeckenden Akkubetrieb folgende Oberleitungsinseln gebaut werden: in den Bahnhöfen Viechtach und Grafenau sowie auf einem rund zehn Kilometer langen Streckenabschnitt von Bettmannsäge über Zwiesel bis Ludwigsthal.

Für die Oberleitungsinseln wären zeitaufwendige Planfeststellungsverfahren erforderlich. Deshalb rechnen die Gutachter auch damit, dass die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen frühestens bis Ende 2034 realisierbar wären. Die BEG wird noch einen zweiten Teil des Gutachtens in Auftrag geben. Es soll zum einen den Einsatz von Wasserstoff-Fahrzeugen untersuchen. Zum anderen soll es die Ergebnisse zu Akku-Hybridfahrzeugen auf den neuesten Stand bringen. Von tschechischer Seite wird nämlich die Elektrifizierung des Streckenabschnitts von Klatovy bis zur Grenze geprüft.

Dies könnte den Aufwand für die auf deutscher Seite notwendigen Oberleitungsinseln verringern, da es dann mit dem Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein eine weitere Station mit Oberleitung im Netz Bayerwald geben würde. Zudem ließe sich eine umsteigefreie Verbindung von Plattling bis Klatovy möglicherweise leichter realisieren. Die Ergebnisse des erweiterten Gutachtens werden im Laufe des Jahres erwartet. Auf dieser Basis wird der Freistaat dann über die künftige Antriebstechnik der Regionalzüge im Bayerischen Wald entscheiden.

Siehe auch: Wirtschaftliche Realitäten im Blick behalten

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