Was wir von Siemens in Amerika lernen können
13.03.23 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld
Siemens ist ein deutscher Konzern, der in Nordamerika ein Big Player auf dem Eisenbahnmarkt ist. Ja, ich weiß: Wir können diskutieren, wie deutsch Siemens wirklich noch ist, schließlich hat der Konzern mit Blackrock ein US-amerikanisches Investmentunternehmen ebenso unter den Aktionären wie die den Staat Qatar. Die Hauptsitze sind aber in München und Berlin, die Familie von Siemens ist nach wie vor ebenfalls unter den größten Einzelaktionären und fast achtzig Prozent der Aktien sind ohnehin im freien Handel.
Niemand weiß, wer diese momentan hält. Vielleicht hat sogar der Lokomotivführer Erwin oder der Fahrdienstleiter Horst einige Aktien zur privaten Altersvorsorge. Doch haben wir in Deutschland wirklich Vorteile, wenn ein deutscher Konzern auf einem anderen Kontinent Investitionsgüter herstellt und dort verkauft? Ja, das haben wir, denn obwohl der Buy-America-Act es nicht erlaubt, im großen Stil Anschaffungen z.B. aus Deutschland zu tätigen, können die Patente und Erfindungen ja sehr wohl aus dem Land der Dichter und Denker kommen.
Es reicht im Prinzip völlig, wenn die Signale, Lokomotiven, Bahnübergänge und und und in Amerika zusammengebaut werden – deutscher Hirnschmalz ist überall gern gesehen. Dieses Potential muss die deutsche Industrie nutzen: Bei der Eisenbahn, aber auch z.B. in der derzeitigen Energiekrise. Wir sind gefordert, an unseren Erfindergeist sowohl für uns selbst, als auch für den Rest der Welt zu appellieren. Wir brauchen keine Technologieverbote, sondern Innovationen und Verbesserungen, die die Menschheit im In- und Ausland vorbringen können.
Aber es gibt noch einen weiteren Punkt, den man anhand der großen Siemens-Investments in North Carolina sieht: Dass die Eisenbahn nämlich ein Wirtschaftsfaktor ist, überall auf der Welt. Die Eisenbahn bietet gut bezahlte Arbeitsplätze für gut ausgebildete Arbeitnehmer. Hier gibt es langfristige Sicherheit, die junge Leute brauchen, um sich niederzulassen und Familien zu gründen. Dort bietet man den Kindern nach der Schule eine Ausbildungsstelle und sorgt mit Tariflöhnen und unbefristeten Arbeitsverträgen für langfristige Sicherheit.
In Deutschland sieht man z.B. an der ehemaligen Industriestadt Dortmund, wie wichtig die Eisenbahn sein kann: Kohle und Stahl sind weg, aber Dortmund ist eine Eisenbahnerstadt geworden. Hier hält Siemens den Rhein-Ruhr-Express instand, es gibt es ein DB-Werk an der Strecke Richtung Hamm und eine neue Fernverkehrswerkstatt wird im Gewerbegebiet rund um den Hafen eröffnet. Nicht weit weg ist der Standort Herne von Stadler, wo die S-Bahn Rhein-Ruhr beheimatet ist und im benachbarten Essen hat DB Regio wiederum eine große Werkstatt.
Die Eisenbahn ist ein guter Arbeitgeber und das gilt es nach außen zu kommunizieren. Hier wäre es der logische nächste Schritt, dass sich auch die Industrie an den branchenweiten Arbeitgeberkampagnen beteiligt. Ein Mechatroniker kann bei Siemens oder bei der DB AG arbeiten. Auch hier: Stillstand heißt Rückschritt und genau das wollen wir ja nicht.
Siehe auch: Siemens Mobility investiert in North Carolina
Foto: Siemens Mobility GmbH