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Sperrungen rund um Stuttgart

22.03.23 (Stuttgart) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Deutsche Bahn wird in den nächsten Monaten wichtige Zulaufstrecken auf die Landeshauptstadt jeweils über Wochen sperren, um Kabel für die digitale Zugsteuerung im Bahnknoten Stuttgart zu verlegen. Für den Nahverkehr und die Fahrgäste ist dies aus Sicht von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) ein herber Schlag.

Hermann: „Wir sind von der Ankündigung der DB völlig überrascht worden, schon in wenigen Wochen damit zu beginnen, wichtige Zulaufstrecken auf Stuttgart komplett zu sperren. Vollsperrung heißt maximale Störung des Schienenverkehrs. Das ist ein miserables Management des Projektes und der Kommunikation der Deutschen Bahn über die Fehler und die gravierenden Folgen. Die Sperrungen werden massive Auswirkungen auf den Öffentlichen Personennahverkehr, auf den Fern- und Güterverkehr und vor allem auf die Fahrgäste haben. Die Deutsche Bahn steht in der Verantwortung und in der Pflicht, die erforderlichen Maßnahmen, insbesondere die Ersatzverkehre schnellstmöglich zu organisieren, um die Mobilität der Fahrgäste bestmöglich zu sichern.“

Hermann: „Selbstverständlich wird das Land alles tun, um diesen Prozess, der jetzt sofort in Gang kommen muss, zu begleiten. Dass die Kabel für die Digitalisierung des Schienenknotens Stuttgart verlegt werden müssen, steht außer Zweifel. Und dass in der Region Stuttgart der erste digitale Schienenknoten in Deutschland entsteht, unterstützen wir schon lange. Aber den Einbau der dazu notwendigen Technik hätte die Bahn deutlich früher planen und vor allem mit einer wesentlich längeren Vorlaufzeit bekannt geben müssen. Hier kam offenbar das zu kurz, was im Zentrum stehen muss: die Fahrgäste.“

Minister Winfried Hermann appellierte eindringlich an die Deutsche Bahn, ihre Zusage einzuhalten, den Tiefbahnhof Stuttgart 21 Ende 2025 in Betrieb zu nehmen. Es dürfe nicht sein, dass jetzt extreme Belastungen für die Fahrgäste vorgenommen werden und dann aus anderen Gründen die geplante Inbetriebnahme doch noch scheitert. Das Land bereite sich unter anderem durch neue Fahrpläne für ein deutlich besseres Angebot im regionalen Schienenverkehr darauf vor. „Weitere kostenträchtigen Verzögerungen bei Stuttgart 21 wären fatal,“ unterstrich der Minister. Er betonte, dass die DB die Folgekosten für die Aufgabenträger und die Betreiber sowie eine Kompensation für die unter den Sperrungen leidenden Fahrgäste übernehmen muss.

Auch der VCD in Baden-Württemberg schließt sich dieser Kritik an. „Die Bahnlinie von Stuttgart nach Waiblingen ist durchgängig mindestens viergleisig. Da muss es möglich sein, die Bauarbeiten so zu organisieren, dass wenigstens immer zwei Gleise weiterhin genutzt werden können und damit ein reduziertes Angebot von S-Bahnen und Regional- bzw. Fernzügen für die Fahrgäste zur Verfügung steht“, fordert VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb, der auch Vorsitzender des Fahrgastbeirates ist. Eine Vollsperrung sei aus VCD-Sicht höchstens zwischen abends 20 und morgens 5 Uhr darstellbar.

Foto: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben

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