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VVS: Nachfrage steigt wieder an

23.02.23 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Der VVS und die Verkehrsunternehmen in der Region Stuttgart können nach drei Jahren Pandemie wieder mit etwas mehr Optimismus in die Zukunft schauen. Dazu haben vor allem die Entwicklung der Fahrgastzahlen im zurückliegenden Jahr und die zuletzt wieder gestiegenen Abschlüsse von Aboverträgen beigetragen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr rund 341 Millionen Fahrten mit den Bahnen und Bussen im VVS unternommen.

Sorge bereiten allerdings die hohen Kostensteigerungen bei den Verkehrsunternehmen, vor allem bei den Energiekosten wie Dieselkraftstoff und Bahnstrom. Beschleunigt wird der derzeitige Aufwärtstrend voraussichtlich durch das neue JugendticketBW und vor allem auch durch das „revolutionäre“ Deutschland-Ticket. Junge Menschen fahren ab 1. März für 365 Euro im Jahr oder einen Euro pro Tag im ganzen Land.

Ab 1. Mai können alle anderen Fahrgäste für 49 Euro im Monat den Nahverkehr bundesweit nutzen. Während das erste Quartal 2022 noch stark von Einschränkungen durch die Corona-Pandemie geprägt war, sorgten die Lockerungen im zweiten Quartal und das Comeback von größeren Veranstaltungen für ein kräftiges Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. Von Juni bis August war das äußerst preisgünstige und bundesweit gültige Neun-Euro-Ticket ein Absatzschlager.

Diese Sondersituation sorgte dafür, dass die Fahrgastzahlen kräftig gewachsen sind und in diesen Monaten sogar wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht haben. Ab September setzte sich der Aufwärtstrend des Frühjahrs fort und sorgte für weiteren verhaltenen Optimismus. Große Sorgen bereiten dem VVS und allen anderen ÖPNV-Verantwortlichen aber die explodierenden Kosten im Nahverkehr.

Die stark gestiegenen Energiepreise belasten die Verkehrsunternehmen in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. Die von der Bundesregierung eingeführte Strompreisebremse dürfte zu Entlastungen im Schienenverkehr führen. Insgesamt sind 2022 rund 341 Millionen Fahrten im VVS unternommen worden. Das sind rund achtzig Millionen Fahrten (+ 30,8 Prozent) mehr als im Vorjahr. Im Vergleich zum letzten Jahr vor der Pandemie, dem Jahr 2019, sind das aber immer noch rund 13 Prozent weniger Fahrten.

Als im Juni auf Initiative des Bundes das Neun-Euro-Ticket eingeführt wurde, sind die Fahrgastzahlen weit überdurchschnittlich gestiegen: „Das Neun-Euro-Ticket hat den Aufwärtstrend stark beschleunigt. Im Sommer wurde dadurch sogar das Vor-Corona-Niveau erreicht. Im Herbst hat sich der Aufwärtstrend dann verstetigt. Die steigende Nachfrage hat bis Jahresende angehalten und geht auch jetzt weiter“, sagte VVS-Geschäftsführer Horst Stammler.

„Mit den explodierenden Energiekosten durch Pandemie und den Krieg in der Ukraine kam eine weitere Krise hinzu, die die Verkehrsunternehmen vor große finanzielle aber auch ressourcenmäßige Probleme, wie die Ersatzteilbeschaffung, stellt. Die Sicherung des bestehenden Verkehrsangebots und den Angebotsausbau durch eine Aufstockung der Regionalisierungsmittel des Bundes sehen der VVS und auch die gesamte ÖPNV-Branche derzeit als höchste Priorität. Ein Ausgleich der exorbitanten Kostensteigerungen allein durch die kommunalen Aufgabenträger ist nicht möglich“, sagt Geschäftsführerkollege Thomas Hachenberger.

Durch die Aufhebung von Beschränkungen und das Comeback von Veranstaltungen sowie das Neun-Euro-Ticket im Sommer haben die Fahrgastzahlen im Gelegenheitsverkehr im letzten Jahr um 42 Millionen Fahrten zugelegt. Das ist eine Steigerung um 116 Prozent gegenüber 2021. Sogar im Vergleich zu 2019 ist ein Zuwachs zu verzeichnen.

Das Plus von dreißig Prozent liegt aber vor allem daran, dass die Neun-Euro-Ticket-Verkäufe statistisch überwiegend dem Bereich Gelegenheitsverkehr zugeordnet sind. Fahrgäste waren mit dem vom Bund subventionierten Ticket vor allem im Freizeitverkehr unterwegs, oft am Wochenende. Im Berufsverkehr ist die Zahl der Fahrten verglichen mit dem Vorjahr leicht gestiegen. Das Plus von rund sechs Millionen Fahrten entspricht einer Steigerung von 6,4 Prozent.

Nimmt man 2019 als Basis, liegt der Rückgang bei immer noch knapp 29 Prozent. Der starke Rückgang hat auch statistische Gründe, da das Neun-Euro-Ticket dem Gelegenheitsverkehr zugerechnet wurde. Schulen und Universtäten waren 2022 – im Gegensatz zu den beiden Vorjahren – wieder durchgehend im Präsenzunterricht, sodass Schüler und Studenten sowie Auszubildende die Bahnen und Busse im VVS häufiger nutzten.

Siehe auch: Die Leute wollen Bus und Bahn fahren

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