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Mofair sieht 2023 als Jahr der Entscheidung

02.02.23 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Mofair, Verband der Wettbewerbsbahnen im Schienenpersonenverkehr, fordert die Koalitionsparteien auf, ein deutliches Zeichen für eine neue Bahnreform zu setzen. Auf der Tagesordnung des Koalitionsvertrags stehen erste Eckpunkte für die künftige Finanzierung und die Governance des Schienenverkehrs. Notwendig ist zweierlei: Zum einen braucht es klare strukturelle Änderungen bei der Deutschen Bahn AG. Die laut Koalitionsvertrag zu errichtende gemeinwohlorientierte Schieneninfrastrukturgesellschaft muss auf Qualität und Kapazität ausgerichtet werden.

Um den fatalen finanziellen Ergebnisdruck seitens des DB-Konzerns von ihr zu nehmen, müssen die Ergebnisabführungsverträge zwischen den Infrastrukturunternehmen und der Holding gekündigt und das Cashpooling beendet werden. Die finanzielle Entflechtung muss vollendet werden. Zum anderen muss die Finanzierungsarchitektur der Schiene umgestellt werden: Vom heutigen Wirrwarr aus 189 Fördertöpfen mit jeweils widersprechenden Fördervoraussetzungen und Nachweisführungen hin zu zwei überjährigen Fonds, einen für den Erhalt der bestehenden Infrastruktur und einen anderen für den dringend notwendigen Aus- und Neubau.

Mofair-Präsident Tobias Heinemann: „Beides gehört untrennbar zusammen: Strukturreformen ohne mehr Mittel schaffen zwar mehr Effizienz und faireren Wettbewerb, aber die Benachteiligung der klimaschonenden Schiene gegenüber Straßen- und Luftverkehr würde nicht beseitigt. Umgekehrt würde allein mehr Geld für die Schiene in den bisherigen, oft dysfunktionalen, Strukturen nur die Misere weiter verteuern.“

Nach zögerlichem Start der Ampel kommt seit Ende 2022 wahrnehmbar Fahrt in die eisenbahnpolitische Debatte: Kurz vor Weihnachten hatte die „Beschleunigungskommission Schiene“ ihren gut 120-seitigen Empfehlungsbericht an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) übergeben. Einer der Kernpunkte ist die Empfehlung, eine neue Finanzierungsarchitektur einzuführen: Zwei Finanzierungsfonds nach Schweizer Vorbild für Erhalt bzw. Aus- und Neubau würden eine kontinuierliche Finanzierung sichern und langfristige Planungssicherheit schaffen.

Verbunden mit einer Verkürzung und Entschlackung der Planungs- und Genehmigungspraxis kann so die Infrastruktur fit gemacht werden für die Verkehrsverlagerung auf die Schiene. Die DB AG hat währenddessen viel für eine ehrlichere Bestandsaufnahme des tatsächlichen Netzzustands getan.

Der jährlich veröffentlichte „Infrastrukturzustands- und Entwicklungsbericht“ aufgrund der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) zeichnet ein noch viel zu positives Bild. Auch deshalb verfolgen DB AG und Bundesverkehrsminister Wissing die Strategie einer „Generalsanierung“, um bis 2030 zu einem „Hochleistungsnetz“ zu kommen: Durch eine umfassende, über den 1:1-Ersatz hinausgehende, Sanierung ganzer stark befahrener Korridore soll die Trendwende hin zu mehr Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit geschafft werden.

Foto: geraldfriedrich2

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