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Köln: Stadtarchiv-Einsturz vor dem Jahrestag

27.02.23 (go.Rheinland) Autor:Stefan Hennigfeld

Fast auf den Tag genau 14 Jahre ist der Einsturz des Kölner Stadtarchivs her. Am 3. März 2009 kam es zu jenem schrecklichen Ereignis, bei dem zwei Menschen ihr Leben lassen mussten. Ihnen wird am kommenden Freitag feierlich gedacht. Erst nach Abschluss des Strafprozesses und einem im Sommer 2020 geschlossenen Vergleich zwischen der bauausführenden Arbeitsgemeinschaft Los Süd (kurz: Arge Los Süd) sowie der Stadt Köln und der KVB, konnten die Bauarbeiten vor Ort im November 2020 wieder aufgenommen werden.

Zunächst wurden notwendige Vorarbeiten für die Sanierung durchgeführt. Diese sind aktuell noch nicht abgeschlossen. Die Arge Los Süd führt seit Januar 2022 ein umfangreiches Erkundungsprogramm zur Überprüfung der Qualität der von ihr erstellten Baugrubenumschließung durch. Die Arbeiten wurden innerhalb der mit Grundwasser gefüllten Baugrube von mehreren Taucherteams ausgeführt und durch einen unabhängigen Gutachter begleitet. Zunächst wurden die Wände der Baugrubenumschließung – sogenannte Schlitzwände – sowie die Fugen zwischen den einzelnen Wandabschnitten (Schlitzwandlamellen) mit Hochdruckreinigern gesäubert, untersucht und deren Bauzustand dokumentiert.

Im Anschluss wurden die Fugen dort, wo es notwendig war, aufgefüllt und abgedichtet. Auf Grundlage der Expertise des Gutachters wurde festgelegt, an welchen Stellen der Baugrubenumschließung Bohrkerne entnommen werden sollten, anhand derer die vorhandene Betonqualität und die Überdeckung der in der Betonwand befindlichen Stahlbewehrung zu überprüfen sei. Insgesamt wurden rund 500 Bohrkerne entnommen, um diese von dem Gutachter eingehend untersuchen zu lassen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen müssen in der Ausführungsplanung für die Sanierung der havarierten Baugrube am Waidmarkt berücksichtigt werden.

„Aktuell warten wir auf das Gutachten zu den Untersuchungen. Erst wenn diese Ergebnisse und eine entsprechende Freigabe des Prüfingenieurs vorliegen, können die bereits begonnenen Vorarbeiten für die Sanierung abgeschlossen werden,“ erläutert Jörn Schwarze, Technischer Vorstand der Kölner Verkehrs-Betriebe AG, die Bauherrin des Projektes Nord-Süd Stadtbahn ist. „Die Auswertungen sind sehr umfangreich und aufwendig. Sie sind jedoch ausschlaggebend für die Sicherheit der Baugrube und damit für den kompletten Weiterbau“, so der Diplom-Ingenieur.

Schwarze: „Wenn es hierdurch zu weiteren Verzögerungen im Bauverlauf kommt bzw. bereits gekommen ist, ist und war dieses Vorgehen dennoch aus Sicherheitsgründen unumgänglich. Die Arge Los Süd hat signalisiert, dass das Gutachten voraussichtlich Ende März vorliegen wird. Dieses muss dann zunächst in Bezug auf den Weiterbau und eventuell notwendige Zusatzmaßnahmen von der Arge Los Süd ausgewertet werden.“

Aktuelle Prognosen zur Bauzeit erst bei vorliegender Ausführungsplanung möglich Bereits 2021 führten verschiedene Ereignisse zu Zeitverzögerungen im Bauverlauf. Die aufwändigen Untersuchungen zur Überprüfung der Qualität der Baugrubenumschließung dauerten beinahe ein Jahr und damit deutlich länger als ursprünglich geplant. Nach Vorlage des Gutachtens wird die Arge die Ausführungsplanung aktualisieren und gemeinsam mit der KVB prüfen, ob und wie zeitliche Optimierungen des Bauablaufs umgesetzt werden können. Aktuelle Prognosen zur Fertigstellung sind erst nach aktualisierter Ausführungsplanung möglich.

„Die Sicherheit der Baustelle hat oberste Priorität“, betont Jörn Schwarze. „Wir wissen um die Belastungen für die Anwohnerinnen und Anwohner und die Gewerbetreibenden und werden immer darauf achten, diese so gering wie möglich zu halten“, sichert Schwarze zu. „Als Bauherrin der Maßnahme ist es unsere Aufgabe, den komplexen und schwierigen Bauprozess zu begleiten und kontinuierlich zu überprüfen. Diese Aufgabe nehmen wir sehr ernst. Da es sich um ein schadhaftes Bauwerk handelt, ist bei allem Vorgehen die entsprechende Sorgfalt geboten.“

In Betracht gezogen werden Beschleunigungsmaßnahmen, um die Zeitverschiebungen nach Möglichkeit wieder aufzuholen. Hierbei kommt gegebenenfalls auch eine Ausweitung der Arbeitszeiten in Betracht. Vor dem Weiterbau muss die Baugrube verfüllt werden. Aktuell werden am Waidmarkt Unterwasserarbeiten durchgeführt. Taucher räumen die vier in das Bauwerk mündenden Tunnelröhren frei, entfernen dort eingedrungenen Kies und provisorischen Auflastbeton aus der Zeit direkt nach dem Einsturz.

Siehe auch: Die schlechte Entwicklung seit dem Einsturztag

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