Alternative Traktionsarten in Rheinland-Pfalz
13.02.23 (Rheinland-Pfalz) Autor:Stefan Hennigfeld
Als Aufgabenträger für den Nahverkehr auf der Schiene im Norden von Rheinland-Pfalz setzt sich der SPNV-Nord gemeinsam mit seinen Projektpartnern von Bund, Land und Eisenbahnverkehrsunternehmen für den Einsatz von alternativen Antrieben als Abkehr vom Dieselbetrieb ein. Dabei konnte bereits im letzten Jahr für die Beschaffung der Fahrzeuge eine Unterstützung aus dem Förderprogramm des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) für alternative Antriebe gewonnen werden.
Als Besonderheit sollen im SPNV-Nord erstmalig die beiden Antriebstechnologien für die Dekarbonisierung des Schienenverkehrs, Wasserstoff und Batterieelektrik, nebeneinander im mehrjährigen Fahrgastbetrieb zum Einsatz kommen mit einer vollständigen Rückfallebene mit Dieselfahrzeugen. Das betrifft auch den Pilotbetrieb mit drei batterieelektrischen Fahrzeugen im Westerwald, der zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 geplant ist.
Dieser sieht einen Fahrzeugeinsatz auf der RB 90 Limburg – Au – Siegen (Oberwesterwaldbahn und Siegstrecke) und auf der RB 29 Limburg – Siershahn (Unterwesterwaldbahn) durch die Hessische Landesbahn (HLB) vor. Bei diesem Pilotprojekt wurde jüngst ein wichtiger Durchbruch erzielt: Als Ergebnis der von der HLB dafür durchgeführten Fahrzeugausschreibung hat Siemens Mobility jetzt den Zuschlag für drei zweiteilige Mireo Plus B Batteriezüge erhalten.
Das Fahrzeug mit seiner hohen Antriebsleistung ist für den anspruchsvollen Einsatz im Westerwald bestens geeignet. Der geplante Einsatz der drei Batteriezüge auf den Linien RB 90 und RB 29 umfasst eine Jahresfahrleistung von fast 400.000 Zug-km und ersetzt drei Dieselfahrzeuge. Da die HLB emissionsfreien Bahnstrom bezieht, werden jährlich fast 1.150 Tonnen CO2 eingespart. Der Betrieb der Batteriefahrzeuge erfordert keine neue Infrastruktur, denn die Wendezeiten in Limburg von über zwanzig Minuten auf der RB 29 werden für die Aufladung der Fahrzeuge ausreichend sein.
Bei den auf der RB 90 verkehrenden Batteriefahrzeugen erfolgt dies im elektrifizierten Abschnitt zwischen Au und Siegen. Die Oberwesterwaldbahn (Limburg – Au) ist mit der Länge von rund 75 Kilometer und der zu überwindenden Höhe von ca. 350 Metern derzeit in Deutschland die anspruchsvollste Strecke für den vorgesehenen Einsatz von Batteriezügen. Die Ausschreibung der Batteriefahrzeuge war so ausgestaltet, dass die Hersteller die Möglichkeit hatten, die Fahrzeuge in laufende Bestellungen zu integrieren, so dass eine schnelle Lieferzeit in Aussicht gestellt wurde.
Siemens Mobility baut für den Einsatz im Westerwald drei zweiteilige Mireo Plus B Batteriezüge, die durch jeweils drei Türen pro Seite einen schnellen Ein- und Ausstieg ermöglichen. Die Züge verfügen für den Betrieb unter Oberleitung und zum Aufladen der Batterien über einen Stromabnehmer und verkehren auf den nichtelektrifizierten Strecken im Batteriebetrieb. Die geräumigen Fahrzeuge bieten den Fahrgästen 126 Sitzplätze und 156 Stehplätze und sind mit einer speziellen Einstiegshilfe ausgestattet, die mobilitätseingeschränkten Menschen das Bahnfahren erleichtert.
„Wir danken den Verantwortlichen im Land Rheinland-Pfalz und hier vor Ort in der Region, dass wir uns in diesem anspruchsvollen spannenden Pilotprojekt einbringen können. Wir sind überzeugt, dass sich diese umweltfreundliche innovative Technologie auch für schwierige längere Steigungsstrecken im Mittelgebirgsraum eignet und freuen uns sehr, wenn wir dafür im dauerhaften Alltagseinsatz den Beweis liefern können“, erklärt Veit Salzmann, Geschäftsführer der Hessischen Landesbahn.
„Ich bin sehr froh, dass unser gemeinsames Engagement für alternative Antriebe im Schienennahverkehr im Norden von Rheinland-Pfalz Früchte trägt. Mit dem Auftrag der Hessischen Landesbahn als unser Vertragspartner an Siemens Mobility für die Lieferung der Batteriezüge ist die Grundlage gelegt, dass die innovativen Fahrzeuge mit dem klimaschonenden Antrieb im Fahrgastbetrieb in der Westerwaldregion ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen können. Auf die Erfahrungen sind wir sehr gespannt, damit weitere Entscheidungen für alternative Antriebe getroffen werden können“, resümiert Landrat Achim Hallerbach (CDU), Landrat im Kreis Neuwied als Verbandsvorsteher des SPNV-Nord.
„Als Klimaschutz- und Mobilitätsministerin bin ich über die aktuell er-zielten Fortschritte beim geplanten Pilotbetrieb mit Batteriezügen im Westerwald doppelt begeistert,“ freut sich die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) auf die neuen Züge.
Siehe auch: Risiken vernünftig abwägen