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Die Zukunft im Rheinland gestalten

09.01.23 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Ob nun eine Namensänderung allein für Verbesserungen sorgt, sei dahingestellt. Viel interessanter ist, was man in den letzten Jahren im NVR-Gebiet tatsächlich auf die Beine gestellt hat: Ob das nun der Ausbau der Multimodalität ist, Leistungsausweitungen rund um Köln oder auch die Pläne für den Ausbau des Eisenbahnknotens, die so konstruiert sind, dass Einzelmaßnahmen ihren Nutzen unabhängig voneinander entfalten und damit auch gebaut werden können ohne einem großen Plan zu folgen.

Das alles war sehr gut und es geht weiter in diese Richtung. Ein entscheidender Punkt ist dabei natürlich das 49-Euro-Ticket, das die Eisenbahnpolitik in Deutschland wohl ähnlich stark verändert wie es die Eisenbahnreform selbst getan hat. Für die Aufgabenträger heißt das, dass man mit Einnahmeverlusten rechnen muss, die jetzt Bund und Länder kompensieren, aber gleichzeitig auch ein Aufwuchs des Fahrgastaufkommens zu erwarten ist.

Im Moment kostet das Aboticket nur für das Bonner oder Kölner Stadtgebiet über neunzig Euro im Monat, wer großräumig einpendelt ist leicht bei einem dreistelligen Betrag. Mehr als 250 Euro im Monat werden fällig für den Arbeitnehmer, der jeden Tag mit dem Zug aus Wuppertal nach Köln kommt. Das ist also für die Fahrgäste eine erhebliche finanzielle Entlastung. Gleichzeitig verlieren bisherige Autopendler ihre Scheu vor Bussen und Bahnen, weil man das Ticket ja nur mal für einen Monat zur Probe kaufen kann und weil es sowieso bundesweit gilt.

Wer also im Juli ohnehin zwei Wochen im Urlaub ist und es sich für den Aufenthalt an der Nordsee oder im Allgäu kauft, der kann vor oder nach den Ferien nochmal eben den Zug zur Arbeit ausprobieren. Doch auch wenn das eine große Herausforderung ist: Wir alle wollten es so, zurecht. Wir wollen die Schiene stärken und dafür sorgen, dass mehr Bürger ihr Auto stehen lassen und den Zug nehmen.

Diese fundamentale Veränderung kommt dabei mitten in einer schweren Eisenbahnkrise, die sich gerade auch in überlasteten Knoten rund um Köln, Bonn und Aachen zeigt. Zur Lösung wird man in den kommenden Jahren nicht nur massive Personalakquise betreiben müssen, sondern man muss auch in die weitere Digitalisierung der Eisenbahn investieren. Das digitale Stellwerk muss zur Regel werden, um den massiven Personalbedarf, der mitten in einer Verrentungswelle auftritt, abmildern zu können.

Dabei muss ein Aufgabenträger sich auch Gedanken machen, wie man gemeinsam mit seinen Partnerunternehmen das Personal hält. In Österreich sagen sie ganz offen, dass rund zwanzig Prozent der Quereinsteiger in den ersten 24 Monaten wieder gehen. Das ist dort die offizielle Definition von Schnellfluktuation. In Deutschland möchte niemand so genau diese Zahlen kennen, aber sie sind wichtig, um gegenzusteuern. Denn gerade wenn der Straßenbahnfahrer der KVB oder der Fahrdienstleiter bei DB Netz nicht mehr um jeden Preis auf diesen einzelnen Job angewiesen ist, muss man ein attraktiver Arbeitgeber sein. Auch das Thema wird in den kommenden Jahren extrem wichtig sein.

Siehe auch: NVR wird go.Rheinland
Foto: efes

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