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Die Aufgabenträger und der Mittelstreckenverkehr

12.01.23 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Wir gucken einmal drauf und fragen uns: Was haben wir und was hatten wir einst und jetzt nicht mehr: Noch immer ist Siegen auf der Relation von Köln bis Gießen eine künstliche Bruchstelle. Bis Dezember 2010 konnte man hier verlässlich durchfahren und musste nicht befürchten, dass sich die Reisezeiten durch geplatzte Anschlüsse verlängern.

Hier hätte man sich mit dem Kölner Aufgabenträger go.Rheinland absprechen und müssen, der für den Betrieb auf der Kölner Ost-West-Achse jüngst eine verkürzte Ausschreibungsdauer vorgesehen hat, weil man diesen in das System Rhein-Ruhr-Express integrieren möchte: Gerade dieses System, das seinen Endpunkt ohnehin in Kassel hat und hier ließe sich sicherlich auch eine Lösung finden, die zumindest im Zweistundentakt eine durchgehende Verbindung von Köln nach Gießen ermöglicht.

Was man im Regionalverkehr lange wollte ist die direkte Verbindung aus der Lenneregion nach Frankfurt am Main. Diese hat man inzwischen durch eine InterCity-Alimentierung, durch eine faktische Direktvergabe von Verkehrsleistungen an die DB Fernverkehr AG. Ein Modell, das mehrfach erfolgreich vor der Vergabekammer moniert wurde.

Nachdem der NWL den Vertrag über die Linie RE 16 einseitig zum Teil gekündigt hat und durch den aus Regionalisierungsgeldern alimentierten InterCity ersetzt hat, wird das Angebot pro Jahr netto um rund 340.000 Euro teurer für den NWL – dafür hat man den InterCity, den man sich so lange gewünscht und den die Vergabekammer immer wieder verhindert hat.

Nun ist dieses Modell nicht mehr angreifbar, denn neben der Einhaltung von Recht und Gesetz ist auch der Rechtsfriede ein Wert an sich. Irgendwann fand sich keiner mehr, der rechtliche Schritte gegen einen Aufgabenträger eingeleitet hat, der dieses Modell aus ideologischen oder anderen nicht nachvollziehbaren Gründen um jeden Preis haben wollte.

Wenn die Hessische Landesbahn zwischen Siegen und Frankfurt fährt, dann findet dort ein Controlling statt, wie es branchenüblich ist. Zurecht werden für verschmutzte Züge, gesperrte Türen oder andere klassische Schlechtleistungen Pönale fällig. Anders sieht das bei aus Regionalisierungsgeldern alimentierten InterCity-Zügen aus, wenn da die Toilette kaputt ist, kann kein Geld gekürzt werden. Dabei wären gerade mittlere Verbindungen, die früher als InterRegio gelaufen sind, durchaus geeignet, um von mehreren Aufgabenträgern gemeinsam länderübergreifend ausgeschrieben werden.

Hierfür müssen diese vernünftig zusammenarbeiten und sich auf gemeinsame Qualitätsstandards einigen. Solange die das nicht schaffen, wird die DB AG immer wieder Bürgermeister und Wahlkreisabgeordnete finden, die man dazu bringen kann, alimentierte SPFV-Leistungen zu fordern. Denn Verkehrsrelationen machen nicht an Länder- oder Verbundgrenzen Halt. Mit dem 49-Euro-Ticket wird es künftig keine Tarifgrenzen mehr geben. Im nächsten Schritt muss man im Rahmen des geltenden Rechts auch künstliche Bruchstellen und unnötige Umsteigepunkte auf der Schiene beseitigen.

Siehe auch: HLB behält RE von FFM nach Siegen nach Kassel
Foto: Sven Steinke

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