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DB AG plant neue Personalkampagne

16.01.23 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Deutsche Bahn plant auch für 2023 eine umfassende Einstellungsoffensive. Bis zu 25.000 neue Mitarbeiter sollen akquiriert werden. Allerdings: Dem stehen 16.000 Konzernaustritte gegenüber. Das können Verrentungen ebenso sein wie ein Wechsel zu anderen Arbeitgebern. Wie hoch die Fluktuation in Deutschland ist, ist nicht bekannt, in Österreich geht man da offener mit um: Innerhalb der ersten 24 Monate verlassen fast zwanzig Prozent der neu eingestellten Mitarbeiter die Branche wieder. Aber auch diese Leute müssen ersetzt werden, entsprechend hoch ist der Druck bei der Personalakquise: Sowohl im DB-Konzern, als auch branchenweit.

„Wir investieren auch 2023 auf Rekordniveau in Personal, besonders im operativen Bereich“, so DB-Personalvorstand Martin Seiler. Man brauche „zigtausende“ zukünftige Eisenbahner allein im DB-Konzern. Dazu gehörten die Verbesserung der betrieblichen Qualität genauso wie die Generalsanierung der Infrastruktur und die Verdoppelung der Fahrgastzahlen. Das Einstellungsziel sei „angesichts des enormen Fachkräftemangels und des historisch engen Arbeitsmarkts wirklich herausfordernd“, sagt Seiler.

Zwar konnte die DB auch im vergangenen Jahr rund 28.000 Einstellungszusagen erteilen und netto rund 5.000 Stellen aufbauen, aber auf diesem Erfolg könne man sich keinesfalls ausruhen. Die DB hat deshalb viele Maßnahmen entwickelt, um Personalgewinnung und Mitarbeitendenbindung zu stärken. So startete letzte Woche die neue Arbeitgeberkampagne der Deutschen Bahn. Sie ist bundesweit im TV, online und auf Plakaten zu sehen. Mit dem neuen Claim „Was ist dir wichtig?“ geht die DB dabei so unmittelbar auf die potenziellen Bewerbenden ein wie nie. „Eine Frage ist immer der Anfang eines Dialogs, und genau das wollen wir, zuhören und in den Austausch gehen“, sagt Kerstin Wagner, Leiterin DB-Personalgewinnung. „Es geht darum, dass wir als DB auf die zentralen Fragen der allermeisten Jobsuchenden – „Was will ich von einem Job und wo bekomme ich das?“ – eingehen.“

DB-Mitarbeiter zeigen in der Kampagne, was ihnen im Beruf und im Leben wichtig ist, und wie sie das bei ihrem Arbeitgeber unter einen Hut bekommen: von Vereinbarkeit von Familie und Führung über einen sicheren Arbeitsplatz bis hin zur Gestaltung der grünen Mobilitätswende. Mit diesem Ansatz differenziert sich die DB klar vom Wettbewerb und richtet sich ganz auf den Arbeitsmarkt aus, der ein voller Arbeitnehmermarkt geworden ist.

„Früher wollten Unternehmen wissen, was die Bewerbenden bieten können, warum sie hier einen Job bekommen sollten. Längst ist es andersherum“, so Kerstin Wagner. Die Menschen suchten nach einem passenden und wertschätzenden Arbeitsumfeld, das ihren individuellen Bedürfnissen und ihrer Lebenssituation gerecht wird. Neben Maßnahmen zur erfolgreichen Personalgewinnung ist auch die Mitarbeitendenbindung immer wichtiger.

Martin Seiler: „Wir setzen alles daran, auch weiterhin eine zufriedene Belegschaft und eine stabile niedrige Fluktuation zu haben.“ Dazu würden die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen laufend weiterentwickelt. Beispiele: Die DB gestattet nun – wo möglich – bis zu dreißig Arbeitstage pro Jahr mobiles Arbeiten im europäischen Ausland.

Auch die Verbesserung von Schichtsystemen und Comeback-Programmen für Kollegen, die eine Auszeit genommen haben, ist vorgesehen. Fahrvergünstigungen, einer der beliebtesten DB-Benefits, gelten ab Frühjahr auch für nicht-eheliche Lebenspartner von Mitarbeitern. Außerdem sollen Einstellungsprozesse verkürzt und mehr in Aus- und Weiterbildung investiert werden. Denn von den über 25.000 Neueinstellungen in diesem Jahr entfallen allein rund 5.500 auf Azubis und Dual Studierende, ein neuer Rekord.

„Die DB setzt noch mehr als bisher auf eigene Qualifizierung. Was der Markt nicht hat, müssen wir selbst ausbilden“, so Seiler. Dafür würden auch Ausbildungsstätten erweitert und modernisiert. Neben den Nachwuchskräften bildet die DB jährlich 4.000 bis 5.000 Quereinsteiger aus, besonders zu Lokführern, Fahrdienstleitern und Servicemitarbeitern. Um alle Arbeitsmarktpotenziale zu nutzen, sollen auch internationale Märkte eine größere Rolle spielen. Die DB hat bereits seit 2019 eine Cross-Border-Recruiting-Einheit. Englisch als Arbeitssprache ist ebenfalls auf dem Vormarsch, besonders im IT-Bereich. Langfristig gerechnet, müsse der Personalbedarf jedoch auch durch technischen Fortschritt reduziert werden, so Martin Seiler.

Siehe auch: Die alten Themen sind die neuen

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