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München: Neue ÖPNV-Strategie vorgestellt

15.12.22 (Bayern, München) Autor:Stefan Hennigfeld

Die öffentlichen Verkehrsmittel im Freistaat Bayern sollen besser aufgestellt werden. Damit das gelingt, haben das Verkehrsministerium und der Zukunftsrat ÖPNV, bestehend aus Vertretern von Kommunen, Politik, Verkehrsunternehmen und Interessensverbänden, einen gemeinsamen Fahrplan erarbeitet. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter hat die ÖPNV-Strategie 2030 letzte Woche mit Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (beide CSU), der Betriebsleiterin von das Stadtwerk.Mobilität Regensburg, Sandra Schönherr, und dem schwäbischen Busunternehmer Josef Brandner vorgestellt.

„Wir wollen die Zahl der Fahrgäste im ÖPNV bis 2030 deutlich steigern. Hier in Bayern ziehen alle Beteiligten an einem Strang, damit wir unsere gemeinsamen Ziele erreichen“, so Minister Bernreiter. „Das Deutschlandticket allein wird unsere Herausforderungen nicht lösen. Zwar werden viele Pendlerinnen und Pendler in den Ballungsräumen davon profitieren, sehr viel weniger aber der ländliche Raum. Besser wäre es, das Geld in den Ausbau von Bus und Bahn zu investieren. An erster Stelle brauchen wir eine leistungsfähige Infrastruktur, dann ein attraktives Angebot und schließlich einen angemessenen Tarif mit einfachem Vertrieb. Ein umfassendes und gutes Mobilitätsangebot, das alle Verkehrsmittel einbezieht, ist die Basis für hervorragende Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land.“

Startschuss für die Arbeit an der Strategie war der ÖPNV-Gipfel im Jahr 2019. Seitdem haben die Fachleute in fünf Arbeitsgruppen einen Fahrplan mit zahleichen konkreten Maßnahmen entwickelt, der auf der bisherigen Arbeit der Kommunen, Verkehrsunternehmen und Interessensverbände aufbaut.

Minister Bernreiter: „Neben der deutlichen Steigerung der Fahrgastzahlen wollen wir natürlich auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Wenn die von uns beschriebenen Maßnahmen umgesetzt sind, können wir mit einem Rückgang des CO2-Ausstoßes um etwa drei Millionen Tonnen pro Jahr in Bayern rechnen und gehen von einer Verlagerung der Verkehrsleistung von über zwölf Prozent vom Auto zum ÖPNV aus. Allerdings kostet das viel Geld und wir alle wissen, dass wir aktuell vor allem damit zu kämpfen haben, den Status Quo aufrecht zu erhalten. Natürlich wird sich der Freistaat weiter an der Finanzierung des ÖPNV beteiligen. Entscheidend wird aber sein, dass der Bund sich zukünftig mehr zum Ausbau des ÖPNV bekennt, die Regionalisierungsmittel weiter deutlich erhöht und seinen Pflichten nachkommt wie etwa bei der Digitalisierung des Bahnnetzes, der Elektrifizierung von Bahnstrecken oder der Barrierefreiheit von Bahnstationen!“

Die ÖPNV-Strategie 2030 umfasst sechs Handlungsfelder mit konkreten Maßnahmen. Das betrifft den Ausbau und die Ertüchtigung der Infrastruktur, so möchte man 2030 rund 20.000 Busse im Betrieb haben. Aktuell sind es etwa 13.000. Auch die Fahrpläne sollen besser abgestimmt und vertaktet werden. Dazu kommen durchgängige Tarifierungen im Freistaat und ein unkomplizierter Fahrscheinverkauf sowie die Vernetzung von Mobilitätsangeboten. Die Zusammenarbeit aller Akteure soll verbessert werden. Auch die Zuweisung finanzieller Mittel soll deutlich entbürokratisiert werden.

Minister Bernreiter: „Wir gehen die Herausforderungen ganzheitlich und nachhaltig an, auch wenn das viel Arbeit bedeutet. Der Bund hat mit dem Neun-Euro-Ticket und dem Deutschlandticket bisher zu einseitig auf vermeintlich günstige Preise gesetzt. Dabei gerät eine verlässliche Finanzierung des ÖPNV unter Berücksichtigung der aktuell stark veränderten Rahmenbedingungen aus dem Blickfeld. Wir brauchen in Bayern flächendeckende Verkehrsverbünde – diese bieten neben einheitlichen Tarifen wichtige strukturelle Voraussetzungen für weitere Verbesserungen des ÖPNV. Auch die bessere Vernetzung von Fahrrad und ÖPNV gehen wir an und wollen ein Angebot schaffen, Fahrräder bei der Fahrt im Regionalbus mitzunehmen. Die Busse sollen außerdem zunehmend mit alternativen Antrieben unterwegs sein. Dafür fördern wir die Anschaffung von so genannten Klimabussen und den Ausbau der Tank- und Ladeinfrastruktur.“

Landrat Robert Niedergesäß: „Die offenen Fragen im Bereich der Mobilität, des Klimaschutzes und der Verkehrswende sind für unsere und kommende Generationen sehr wichtig und fordern nachhaltige Antworten. Zudem ist funktionierende Mobilität nach unserer Auffassung eine wesentliche Rahmenbedingung für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region.“

Siehe auch: Verkehrswende mit Leben füllen

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